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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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als Anyún in ihre
grünen Augen sah, die den ihren so unglaublich ähnlich
sahen, erkannte sie die Amazone.
    „Phiol!“
    „Ja,
Schwester. Es ist schön, dich wieder zu sehen. Wie groß du
geworden bist – und schön noch dazu!“
    „Das
letzte Mal, als du sie gesehen hast, war sie noch ein Kleinkind.
Natürlich war sie damals kleiner als heute“, erinnerte
Malja sie amüsiert.
    „Wir
haben uns viel zu erzählen“, seufzte Phiol. Sie zog den
Jungen zu ihnen herbei. „Das ist mein Sohn Lir. Lir, das ist
deine Tante Anyún.“
    Der
Junge wurde ganz rot, reichte ihr aber wohlerzogen die Hand.
    Malja
befahl dem Fischer, wieder in See zu stechen. Und Phiol vertiefte
sich in eine Unterhaltung mit Anyún. Sie hatten sich viel zu
erzählen. Doch Anyún konnte sich kaum freuen.

    Die
Eile, die Malja an den Tag legte und die Tatsache, dass nun auch
Anyúns Schwester mit an Bord war, konnte nur eines bedeuten:
Ihrer Mutter ging es noch schlechter, als vermutet. Sorgenvoll
richtete Anyún den Blick nach Osten, dort wo irgendwo in der
Finsternis der Nacht die Küste ihrer Heimat lag.

Die Anjina

    Mir
war übel und mein Kopf schmerzte. Wenigstens musste ich mich
nicht mehr übergeben. Seit Tagen lag ich in der dunklen,
stickigen Kajüte. Ich befand mich auf Kapitän Dannerrs
Schiff, so viel war klar. Die meiste Zeit hatte ich geschlafen oder
mich vor Kopfschmerzen gegrämt. Ich war bis auf die Unterwäsche
durchgeschwitzt und stank wie ein Bär zur Brunftzeit. Ich
brauchte frische Luft, etwas zu Essen und vor allem ein Bad.
Letzteres stellte ich hinten an, Essen war wichtiger.
    Wann
würden wir Alantua erreichen? Berenbarr hatte mich ausgetrickst.
Der Knoten in meinem Magen festigte sich erneut zu einem finsteren
Klumpen der Abscheu. Wie hatte er mich so verraten können? Er
hatte mir sein Leben anvertraut, ich hätte meines für ihn
geopfert. Und nun das. Nein, ich würde ihm nie verzeihen.
Niemals.

    Langsam
stand ich auf. Ich fühlte einen leichten Schwindel, nicht weiter
schlimm. Die Tür der Kajüte war nicht verschlossen. Wohin
sollte ich auch fliehen, auf hoher See? So fand ich den Weg an Deck.
Das Tageslicht blendete. Nach und nach nahm ich die Umrisse des
Mastes wahr. Männer gingen ihrer Arbeit nach. Einer der
besonders schmuddeligen Sorte lief an mir vorbei und grinste mich mit
fleckigen Zähnen an. Ich grinste zurück.
    Und
wo befand sich nun dieses hinterhältige Stück von Kapitän?
Ich drehte mich um und entdeckte ihn am Steuer. Freundlich nickte er
mir zu. Wie konnte er es wagen?! Ich verschränkte die Arme vor
der Brust und ging zu ihm.

    „Kapitän
Dannerr, Ihr habt keine Vorstellung davon, wie groß meine
Rache an Euch sein wird.“
    „Schön
zu sehen, dass es Euch besser geht. Ich dachte schon, ich müsste
Euch wieder über die Schulter werfen, um Euch von Bord zu
bekommen. Für eine Frau seid Ihr recht schwer.“ Er
musterte mich und zwinkerte mir zu, dann konzentrierte er sich wieder
auf die Steuerung seines Schiffes, als wäre meine Anwesenheit
nicht weiter von Belang.
    Es
dauerte etwas, bevor ich meine Fassung wieder erlangte. Wie konnte
der Kerl sich so unverschämt benehmen? Hrmpf.
    „Ihr
bringt mich nach Alantua?“ versicherte ich mich.
    „Aye,
in zwei Tagen werden wir voraussichtlich in Ilinde einlaufen. Wir
wären schon längst da, wenn wir nicht in diese Flaute
geraten wären.“
    „Und
dann?“
    „Übergebe
ich Euch der königlichen Wache, wie es mir befohlen wurde.“
Er sah mich an. In seinen warmen Augen lag aufrichtiges Bedauern. „Es
tut mir leid.“
    Was
konnte er schon dafür? Wie auch immer seine geschäftlichen
Beziehungen zu Berenbarr geartet waren, hatte der König ganz
sicher seine Wege und Mitteln, den Schmuggler zu lenken.
    Ilinde
also. Es war der größte Hafen im Westen Alantuas. Groß
genug, um dort eventuell zu entkommen und unterzutauchen. Ironie des
Schicksals war es, dass ich genau aus diesem Hafen vor vielen Jahren
aufgebrochen war, Alantua den Rücken zu kehren. Jetzt brachte
man mich zurück wie ein kleines, unartiges Mädchen...
    Vorerst
saß ich auf diesem Schiff fest. Es galt, das Beste daraus zu
machen.
    „Habt
Ihr Hunger? Ich kann Euch Wasser und Essen bringen lassen.“
    „Ja,
meinetwegen.“ Ich ließ mich an Heck des Schiffes auf ein
Fass plumpsen. Ein anderer Seemann, der auch grinste wie blöd,
gab mir einen Teller mit Brot, Äpfeln, Schinken und einen Krug
Wasser. Ich aß langsam und beobachtete dabei die Männer an
Deck und den Kapitän, der

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