Alantua
überblicken konnte. Sie kaute angespannt auf der
Innenseite ihrer Wangen, ich konnte es von meinem Platz aus sehen.
Ihre Rechte hielt sie stets am Knauf ihres Schwertes.
Arthano
unterhielt sich angeregt mit meinem Tischnachbarn, der sich der
besseren Verständigung halber leicht über mich gebeugt
hatte. Hinter Arthano standen seine Feuerpriester, allzeit bereit,
nebeneinander aufgereiht. Gerade musste Arthano einen köstlichen
Witz erzählt haben, denn Lord Merelau prustete vor Lachen.
Einige feuchte Essenskrümel landeten in meinem Ausschnitt. Ich
lachte gekünstelt mit, schob den Mann mit beiden Händen auf
seinen Platz zurück und säuberte mich mit einer Serviette.
„Da
wir uns gerade so herrlich amüsieren“, sprach Arthano
gedehnt und nahm einen Schluck aus seinem gläsernen Weinkelch,
bevor er weiter sprach. „Kwarren, wie kommt es, dass Eure
bewaffneten Begleiter von der Unterkunft der Soldaten in Eure
Gemächer umgezogen sind?“
Die
Gäste in unserer Nähe unterbrachen ihre Gespräche, um
meine Antwort zu hören. Ich tat es Arthano gleich und nippte
zuerst an meinem Weinkelch. Der Wein war zu süß und stieg
viel zu schnell zu Kopf.
„Hoheit,
sicher habt Ihr von den Unannehmlichkeiten gehört, die besonders
unsere weiblichen Wachen in der Unterkunft ertragen mussten. Daher
haben wir ihnen angeboten, in unsere Gemächer einzuziehen. Genug
Platz ist zweifellos vorhanden.“
„Für
das Benehmen meiner Soldaten entschuldige ich mich zutiefst. Sie sind
Frauen in Hosen nicht gewohnt. Ihr müsst ein sehr ... inniges
Verhältnis zu Euren Soldaten haben, Prinzessin, dass Ihr die
Räumlichkeiten mit ihnen teilt.“
„Sie
beschützen unser Leben. Da ist es nur richtig und gerecht, dass
wir ihnen ihr Dasein erleichtern.“ Ich lächelte.
Er
erwiderte das Lächeln. „Vielleicht sollte ich Eure
Gemächer aufsuchen und mich davon überzeugen, dass es Euch
gut geht.“
Phiol
krallte sich an der Tischplatte fest. Arthano bemerkte es und legte
ihr vermeintlich einfühlsam einen Arm um die Schultern.
„Schwester, geht es Euch nicht gut?“
Ich
sah, wie Malja einen Schritt nach vorne tat. Mit einer Geste gab ich
ihr zu verstehen, ruhig zu bleiben.
„Es
würde mich interessieren, ob es nicht zu eng in den Räumen
geworden ist. Mir liegt Euer Wohlergehen sehr am Herzen.“
„Es
ist alles wunderbar“, beeilte ich mich zu sagen. „Wir
fühlen uns wohl, Hoheit.“
„Oh,
das glaube ich Euch aufs Wort“, lachte er und ließ Phiol
los. Offensichtlich hatte er einen Scherz gemacht, den wir nicht
verstanden, denn die anderen Gäste lachten anzüglich und
machten weitere derbe Witze.
Glücklicherweise
trat nun eine Wache vor und meldete neue Gäste. Arthano
reagierte unwirsch. „Ich erwarte niemanden!“
„Es
sind Abgesandte aus Tallgard, mein Herrscher.“
„Tallgard...“
Arthano ließ sich das Wort auf dem Mund zergehen und wieder
erschien dieses süffisante Grinsen auf seinem Gesicht. „Lasst
die Neuankömmlinge ein.“
Aufmerksam
sah ich zum Eingang des Festsaals, wie alle anderen Gäste auch.
Wen hatte Berenbarr geschickt? Seinen Onkel? Eine Gruppe Männer
in der üblichen Kleidung Tallgards trat ein: Lederne Hosen,
lockere Hemden und darüber Westen aus Fell. Bärtig, wie es
sich für die Männer Tallgards gehörte und mit
gekämmtem Haar hätte ich sie fast nicht erkannt. Ihr
Anführer trat näher und beugte respektvoll das Haupt vor
Arthano. Ein anderer, kleinerer Mann mit dunklen Augen zwinkerte mir
zu. Carlo!
„Willkommen
in Kantú, Fremde“, sprach Arthano. „Ich hätte
nicht damit gerechnet, dass König Berenbarr mir noch die Ehre
erweist. Man hört von Hungersnöten und Waldbränden,
eine verständliche Entschuldigung für das Fernbleiben an
einer schlichten Krönungsfeier. Sagt, mit wem habe ich die
Ehre?“
Der
Anführer hob das Haupt und ich sah seine warmen braunen Augen
mit den Lachfältchen. „Lord Hohenstein, Hoheit. König
Berenbarr lässt sich tausendfach entschuldigen, doch aus den
Euch bekannten Gründen ist es ihm leider nicht möglich,
sein Land zu verlassen. Unser Zuspätkommen ist unverzeihlich,
wir hoffen, Euch mit einem Geschenk günstig zu stimmen.“
Lord
Hohenstein winkte zwei Männer weiter hinten herbei. Sie trugen
eine Kiste nach vorne. Und als Lord Hohenstein diese öffnete,
offenbarte sich ein Berg voll goldener Kelche, Teller und
Schmuckstücke.
Dies
war eine Sprache, die Arthano zusagte. „Wie großzügig
von Berenbarr, seine Schatzkammer zu
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