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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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deine auch dort.“
    „Und
was hast du vor, wenn wir dort sind?“
    Sie
biss sich auf die Unterlippe. „Die Götter werden uns den
Weg weisen.“
    „Das
werden sie wohl“, seufzte er.
    Ein
Schatten verdeckte den Sternenhimmel. Arthes stand auf und klopfte
sich die Erde von der Kleidung. „Es geht los.“
    Anyún
erhob sich ebenfalls. Der Schatten wurde größer. Er kam
auf sie zu. Ein leichter Luftzug wirbelte ihre rotbraunen Locken auf.
Ein Wesen mit behaartem Rumpf, spitzen Ohren und weiten Schwingen
landete vor ihnen auf dem Hügel. Es war doppelt so hoch wie
Anyún und zeigte spitze Eckzähne. Erschrocken wich Anyún
zurück.
    „Kein
Angst, das ist nur ein Mahr, für Menschen vollkommen
ungefährlich.“ Arthes ging auf das Tier zu und streichelte
es hinter den spitzen Ohren.
    Schwarze
runde Augen ohne Wimpern musterten Anyún. Die langen Flügel
hatte es bereits eingefaltet.
    „Komm,
lass ihn an deiner Hand schnuppern, damit er dich kennenlernen kann.“
    „Und
du bist dir sicher, dass er mir die Hand nicht gleich abbeißen
wird?“
    „Mahre
fressen nur Insekten, Anyún.“
    „Und
davon werden sie so groß?“
    Er
lachte leise. „Du solltest die Viecher sehen, die sie fressen.“
    Zögerlich
näherte sich Anyún. Der Mahr schnupperte mit seiner
dreieckigen Nase an ihren Locken. Sie stand steif da, bis das Tier
ihre Witterung für akzeptabel befand.
    „Gut,
er mag dich. Steig auf.“
    Entsetzt
musterte Anyún diese riesige Fledermaus.
Damit
sollten sie nach Kantú fliegen? Wie stellte er sich das vor?
    Arthes
kraulte noch einmal seinen Mahr hinter den Ohren, dann beugte das
Tier den Rücken und ließ ihn aufsteigen. „Das Fell
ist ganz weich, man kann sich gut daran festhalten. In zwei Nächten
werden wir in Kantú sein.“ Er streckte ihr die Hand
entgegen. „Du hast die Wahl: Entweder du kommst mit mir oder du
gehst zurück in dein Schloss, kleine Prinzessin.“
    Anyún
nahm ihren Mut zusammen und ergriff Arthes’ Hand. Das dunkle
Fell des Mahrs war wirklich sehr weich. Sicherheitshalber umschlang
sie mit einem Arm Arthes’ Körper, mit der anderen Hand
hielt sie sich im Fell des Tieres fest. Arthes tätschelte ihre
Hand.
    „Schließe
die Augen, falls dir schwindelig wird, und sieh nicht zu Boden.“
    Er
gab ein kleines Pfeifen von sich und der Mahr breitete seine
Schwingen aus. Sie waren völlig ohne Federn, sondern sahen aus,
als bestünden sie aus gegerbtem Leder. Schnell bewegte der Mahr
seine Flügel und Anyún kniff fest die Augen zusammen. Der
Wind der sich schnell bewegenden Flügel fuhr in ihre Haare, ihr
Magen hob ab, als das Tier sich in Bewegung setzte. Sie krallte sich
an Arthes fest. So fühlt es sich also an, zu fliegen, dachte
Anyún. Als sie die Augen wieder öffnete, breiteten sich
unter ihnen die sanften Hügel und Felder südlich des Dej
aus. Über ihnen leuchteten die Sterne zwischen dunkelgrauen
Wolkenfetzen und der Mondsichel. Ein einzelnes Wort kam Anyún
in den Sinn, um dieses Gefühl zu beschreiben: Freiheit.

    „Geht
es dir gut? Ist dir schwindelig?“ fragte Arthes über seine
Schulter.
    „Das
ist wundervoll! Und wie schnell wir sind!“
    Am
Horizont hob sich bereits schwarz der Umriss des Marahana-Gebirges
ab.
    „Diese
Nacht hat nur noch wenige Stunden. Wir werden bald eine Unterkunft
suchen müssen. Tageslicht blendet einen Mahr zu stark.“
    „Er
ist ein Wesen der Nacht!“ stellte Anyún fest.
    „Genau.
Ein Wesen Zaroms. Und nur wenige Anhänger Zaroms kennen den
Zauber, einen Mahr an sich zu binden. Sie sind sehr scheue Wesen und
meiden Menschen.“
    „Hättest
du nicht jederzeit fliehen können? Er hätte dich vom
Turmfenster abholen können...“
    „Kein
Mahr würde jemals zu einem Gebäude der Menschen fliegen.
Die Städte machen ihnen Angst.“
    Anyún
fiel in Schweigen und genoss den Wind in ihrem Haar. So konnten sie
bald in Kantú ankommen. Dort würde sie Arthano
gegenübertreten. Und dann? Sie wusste es nicht. Doch sie war
sich sicher, die Götter würden ihr die Richtung weisen.
Endlich fühlte sie, dass sie auf dem richtigen Weg war.

Versuchung

    Wir
behielten Inara bei uns. Sie hatte damals Phiol zur Flucht verholfen.
Wir waren es der Frau schuldig, ihr zu helfen. In unseren Gemächern
war sie vorerst sicher vor der Marter durch Arthano.

    Ich
musste mit Ty reden. Also bat ich Malja, mir zwei ihrer Männer
mitzugeben. Sie selbst sollte bei Phiol bleiben. Als Dame war es in
Kantú nicht üblich, einen Mann in seiner Unterkunft
aufzusuchen. Ich

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