Alarm auf Wolke sieben
ich dich lieber in Ruhe lassen sollte. Aber dann hab ich mir gedacht, dass der Kerl es garantiert verdient hatte. Dass er vermutlich das größte Arschloch der Welt war.“
Jared lachte humorlos. „Da hast du recht, aber er war trotzdem mein Vater, weißt du?“
„Oh ja“, stimmte sie verdrießlich zu. „Und ob ich das weiß.“
„Das denke ich mir. Und eines schwöre ich dir: Ich hatte niemals vor, ihn umzubringen.“
Sie sah ihn skeptisch an. „Ach ja? Und was hast du geglaubt würde passieren, als du mit dem Mes…“
„Ich will nicht darüber reden, in Ordnung?“ Er wollte die Erinnerungen an die grauenvolle Nacht am liebsten ganz vergessen.
„Ja, okay. Aber Jared?“ Sie berührte leicht seinen Rücken.
„Was denn?“
„Ich bin dir trotzdem sehr dankbar, dass du den Perversen verjagt hast. Du hast echt was für mich riskiert, und das werde ich dir nie vergessen. Ich schulde dir was.“
„Du schuldest mir gar nichts. Ich fand die ganze Sache einfach total widerlich.“
„Das musst du mir nicht sagen“, sagte sie. Gemeinsam schlugen sie den Weg zur 16. Straße ein. „Ich weiß selbst nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Was sollen wir nur tun, Jared? Wir haben immer noch unser kleines Problem.“
„Ja, ich weiß. Uns geht die Kohle aus.“ Bis P. J.s Mutter ihnen den Abend gründlich verdorben hatte, hatten sie sich darum allerdings wenig Gedanken gemacht. Man musste die wenigen sorglosen Augenblicke nehmen, wie sie kamen. „Ich habe noch ein paar Baseball-Sammelkarten in meinem Rucksack. Keine Ahnung, ob die was wert sind, aber wir können morgen ja mal versuchen, sie zu verkaufen.“
„Hey, das ist klasse.“ Ihre Miene hellte sich auf. „Und wir beide sehen heute Abend echt gut aus.“
„Stimmt“, antwortete er. „Und?“
„Und deshalb sollten wir die Gunst der Stunde nutzen, von den Touris ein bisschen Geld zu schnorren. Zieh was über deine Tätowierung und versuche nett, aber hungrig auszusehen. Ich werde süß und hungrig aussehen.“ Sie hüpfte wieder um ihn herum, versetzte ihm einen freundlichen Rippenstoß und grinste frech.
„Wenn wir uns ins Zeug legen, hat die Konkurrenz keine Chance.“
9. KAPITEL
D as gefällt mir ganz und gar nicht“, sagte Victoria leise, als sie sich am nächsten Nachmittag zur Trau erfeier ihres Vaters in der Kirche befanden. „Wir hätten warten sollen, bis Jared wieder zu Hause ist, damit er dabei sein kann.“
„Nein, hättet ihr nicht“, sagte John ruhig. „Wie viele Leute hätten euch in der Zwischenzeit angerufen bzw. wären vorbeigekommen und hätten nach dem Datum der Feier gefragt?“ Er tätschelte ihre Schulter. „Nachdem die Leiche deines Vaters freigegeben war, konntest du nur noch eine bestimmte Zeit warten.“
„Und wieder habe ich das Einzige verbockt, worum Jareds Mutter mich jemals gebeten hat.“
Er sah sie verwundert an. „Sie hat dich darum gebeten, Fords Trauerfeier aufzuschieben?“
„Mach dich doch nicht lächerlich. Sie hat mich darum gebeten, mich um Jared zu kümmern.“ Sie lachte bitter. „Das hab ich ja ganz toll hinbekommen.“
Er runzelte die Stirn. „Wann hat sie das denn getan?“
„Als ich sechzehn war.“
„Aber hallo, dass ist eine ziemliche Verantwortung für einen Teenager. Warum zum Teufel hat sie sich nicht selbst um ihn gekümmert?“
Victoria wandte sich ihm zu. „Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie das sicherlich getan“, sagte sie leise, aber offensichtlich verärgert. „Dummerweise litt sie an ALS, einer Erkrankung des motorischen Nervensystems. Sie wusste, dass sie sehr bald sterben würde.“
„Tut mir leid, dass ich eine blöde Bemerkung gemacht habe. Trotzdem war ihre Bitte ein ganz schöner Brocken für ein so junges Mädchen. Welche Rolle hat sie denn in der Ehefrauenabfolge deines Vaters gespielt?“
„Elisabeth war die Dritte. Meine Mutter war die Erste, danach kam Joan.“ Sie sah sich um und deutete dann unauffällig auf eine Frau, die hinten in der Kirche saß. „Die da im roten Kleid, das ist sie. Sie hasste Kinder. Ich war ein ziemlich ungeschicktes Kind. Dass Joan mich ständig angebrüllt hat, machte alles noch schlimmer. Nachdem ich ihr Tausenddollarparfüm und am gleichen Tag noch eines ihrer Lieblingsgläser heruntergeworfen hatte, überredete sie Ford dazu, mich ins Internat zu stecken.“
„Himmel“, sagte er und sah die Frau böse an, „das waren ja zwei Herzchen. Wie alt warst du denn damals?“
„Neun.“ Sie zuckte mit den
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