Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm auf Wolke sieben

Alarm auf Wolke sieben

Titel: Alarm auf Wolke sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
nicht leugnen, und doch war Dee Dee die Einzige, die heute für Ford aufgestanden war. Vielleicht hatte sie ihn auf ihre eigene beschränkte Art ja wirklich geliebt.
    Nach der Andacht fuhren sie im Konvoi zum Hamilton-Anwesen – eine weitere Schlacht, die Victoria verloren hatte. Sie hatte den Empfang eigentlich woanders abhalten wollen. Das ehrwürdige alte Broadmoor Hotel oder der Country Club wären angemessen gewesen, aber Dee Dee hatte darauf bestanden, die Leute zu Hause zu empfangen. Es dauerte nur etwa zehn Minuten, bis Victoria sich wünschte, sich durchgesetzt zu haben – oder sich wenigstens in ihre Zimmer zurückziehen zu können.
    Leider war das völlig unmöglich. Einen Moment später hatte Dee Dee sie gepackt und neben sich gezerrt, um Beieidsbekundungen entgegenzunehmen. Die Zeit schlich dahin. Die Schlange bewegte sich kaum von der Stelle.
    „Oh Gott“, murmelte Victoria. „Ich komme mir wie ein Teenager vor.“
    „Was war das?“ John zerrte an seinem Schlips. „Wie bin ich eigentlich an diese Stelle geraten?“ Dann zuckte er mit den breiten Schultern und beugte sich zu ihr. „Tut mir leid. Wieso bist du wieder ein Teenager?“
    „Weil ich hier stehe und mich frage, ob ich plötzlich unsichtbar geworden bin.“ Himmel, bei wie vielen Partys hatte sie sich so gefühlt? Partys, bei denen sie gezwungen war, anwesend zu sein, obwohl sowieso niemand von ihr Notiz nahm. Oder noch schlimmer, die Partys, bei denen man den großen schlaksigen Teenager bemerkte und mit dem weltmännischen Ford und seiner aktuellen Trophäenfrau verglich?
    „Offensichtlich hat sich noch nicht herumgesprochen, dass Dee Dee den ganzen Plunder hier gar nicht erben wird“, bemerkte John trocken. Sein Gesichtsausdruck blieb unergründlich, während sie beide zusahen, wie ein älteres Ehepaar Victorias bisher jüngster Stiefmutter ihr Beileid aussprach.
    Einen Augenblick später hatte sich der Engpass um Dee Dee herum aufgelöst. Nun kamen die Menschen auf sie und John zu. Unsichtbar zu sein wäre nicht das Schlechteste, dachte sie. Zu spät.
    Viele der Gesichter kannte sie nicht, aber an einige erinnerte sie sich aus ihrer Jugend. All diese Menschen bedachten sie mit prüfenden Blicken, während sie ihr Beileid aussprachen.
    Eines wurde jedoch überdeutlich klar: Niemand schien Ford ernsthaft zu vermissen. Dafür waren die meisten Leute neugierig, wie sie mit dem Verlust fertig wurde. Vivien Boswell, die ihr damals immer zugeflüstert hatte: „Und welche Schuhgröße trägst du inzwischen, meine Liebe?“, anstatt einfach zu sagen: „Meine Güte, hast du große Füße!“, begutachtete Victorias schicke Manolo Blahniks einen Moment lang, bevor sie aufblickte und sie fragte, wie lange sie in Colorado Springs bleiben würde.
    Roger Hamlin, der einst ihrem Vater beigestanden hatte, als dieser sich öffentlich darüber beklagte, dass zwei so graziöse Menschen wie er und Victorias Mutter ein so trampeliges Kind hervorgebracht hatten, erinnerte sie jovial an den Vorfall. Ford müsse doch sehr froh gewesen sein, dass sie endlich doch noch eine anständige Figur bekommen habe. Sein Blick blieb einige Augenblicke zu lang an ihren Beinen hängen.
    Vermutlich aus Rache teilte ihr Mrs. Hamlin dann mit, dass Victoria ihrem Vater das Herz gebrochen habe, als sie Esme unehelich bekam. „Und wer war doch gleich der Vater des Kindes, meine Liebe?“
    Die alte Mrs. Beck tätschelte nur mitfühlend Toris Hand und flüsterte: „Meine Güte, wie Dee Dee sich benimmt! Was wirst du dagegen tun?“
    Victoria gab sich so unerschütterlich, wie sie es von klein auf gelernt hatte. Auf die kleinen Gemeinheiten antwortete sie höflich, aber bestimmt, ohne irgendetwas von Substanz preiszugeben. Sie war sehr erleichtert, als Pam Chilworth vor ihr stand.
    „Nette Leute“, grinste ihre Freundin, „und ein harter Tag für dich. Kann ich dir irgendwie helfen?“
    „Nein, aber vielen Dank für dein Angebot.“
    „Wenn dir doch noch etwas einfällt, lass es mich wissen, okay?“
    „Mach ich.“ Victoria umarmte sie herzlich. „Danke.“
    Sie lächelte noch immer, als eine weitere Person ihre Hand ergriff und sie wieder an ihre Pflichten erinnerte. Sie drehte sich um und blieb wie versteinert stehen.
    Gleich darauf hatte sie sich wieder gefangen und zwang sich zu einem weiteren unpersönlichen Lächeln. Sie zog ihre Hand weg und sah den elegant gekleideten, überaus gut aussehenden Mann, der vor ihr stand, kühl an. Wie immer befand sich jedes

Weitere Kostenlose Bücher