Alarm auf Wolke sieben
zu legen. Sie nahm die Hand ihrer Tochter und drehte sich zu der Frau um, die noch immer bei ihnen stand. „Sag Guten Tag zu Mrs. Bell, Schätzchen. Bettie, das ist meine Tochter Esme.“
Die Miene des Mädchens hellte sich auf. „Hallo, Mrs. Bell.“
„Hallo, Süße. Du bist ja ein sehr diszipliniertes kleines Mädchen, nicht wahr?“
Esme hatte offensichtlich keine Ahnung, was das hieß, trotzdem nickte sie begeistert. „Na klar. Meine Mami sagt, ich bin sehr klug.“
Tori sah einen Anflug von echtem Humor in Bettie Beils Augen, als sie das Mädchen anlächelte.
„Ich verstehe, warum.“ Die ältere Frau wandte sich Victoria zu. „Wie ich sehe, musst du eine ganze Menge Dinge jonglieren, meine Liebe, deshalb werde ich dir nicht weiter zur Last fallen. Es tut mir sehr leid wegen deines Vaters. Er war kein guter Mann, aber er war trotzdem dein Vater, und ich kann mir vorstellen, dass es dir sehr schwerfällt, mit dem Verlust zurechtzukommen.“
„Danke.“ Sie entschuldigte sich, bevor Bettie noch etwas zu der „Verlobung“ sagen konnte, und ging mit Esme zu Pam Chilworth, die in einer Gruppe von Menschen am Kamin stand.
As sie an einem der Tische vorbeikam, hörte sie, wie jemand murmelte: „Das ist eines der letzten großen Anwesen in der Gegendvon Broadmoor. Ob die Erben es stückchenweise verschachern werden, jetzt, wo der alte Bastard den Löffel abgegeben hat? Wäre das nicht Ironie des Schicksals? Er hat doch so hart darum gekämpft, die Erschließung des Landes zu verhindern.“
Sie sah zu John hinüber, der sich in einer Ecke leise mit Jim McMurphy unterhielt. Trotz ihrer Wut erinnerte sie sich daran, dass sie ihm die zufällig erhaschte Information unbedingt weitergeben musste. Sie wusste noch genau, wie wütend ihr Vater vor einigen Jahren über den Ausbau des Erholungsortes gewesen war. Er hatte es nicht verhindern können; vermutlich bedeutete das Gespräch nichts weiter.
Sie lauschte noch einigen weiteren, wenig schmeichelhaften Aussagen über die Persönlichkeit ihres Vaters, während Esme sich mit Rebeccas Mutter unterhielt, bevor sie die Kleine zum Büfett begleitete. Sie wollte das Mädchen unbedingt hier herausschaffen, bevor auch sie mitbekam, wie wenig die Menschen ihren Großvater gemocht hatten. Victoria sah keinen Sinn darin, die Kleine darüber aufzuklären, was für ein schrecklicher Mensch ihr Großvater gewesen war. Außerdem wollte sie auf keinen Fall, dass Esme etwas über die vorgetäuschte Verlobung hörte, bevor sie es ihr erklären konnte.
Schnell stellte sie zwei Teller voller Leckereien zusammen und übergab sie, zusammen mit ihrer Tochter, Helens liebevoller Fürsorge. Seufzend begab sie sich dann wieder in ihre Rolle als aufmerksame Gastgeberin.
Es würde ein langer Nachmittag werden.
10. KAPITEL
S iel zum Thema professionelle Distanz’, was?“ John sah on seinen Notizen auf. Obwohl sie die Tür ganz leise hinter sich geschlossen hatte, erweckte sie doch den Eindruck, als hätte sie sie mit voller Wucht zugeknallt. Sie blieb vor seinem Schreibtisch stehen, die Arme vor der Brust verschränkt, und starrte ihn wütend an. Ihre Augen sprühten Funken, und ihr Gesicht war erhitzt. Er legte den Stift hin, lehnte sich zurück und widmete ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Diese Frau war stinksauer.
Was für eine Erkenntnis, Supermann. Er sah kurz auf die roten halbmondförmigen Male an seinem Handgelenk. „Es bleibt alles ganz professionell.“ Irgendwie.
„Indem wir vorgeben, verlobt zu sein?!“
Die Ungläubigkeit in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Die Art, in der sie „wir“ betonte, schürte eine Unsicherheit in seinem Innern, die er sich selbst kaum eingestehen mochte. Er nahm die Füße vom Schreibtisch und setzte sich auf. „Ich nehme an, dir ist nicht in den Sinn gekommen, dass ich einen verdammt guten Grund dafür haben könnte, oder?“
„Selbstverständlich. Das war das Erste, woran ich gedacht habe. Und weißt du, welcher Grund mir eingefallen ist? Ein anderer Hund hat an dem Knochen geschnüffelt, der dir früher selbst gefallen hat.“
So ganz unrecht hatte sie nicht. Als er sah, wie dieser Idiot Wentworth sie betatschte, hatte irgendein primitiver Instinkt ihn dazu getrieben einzugreifen, sein Territorium zu markieren. „Vergiss das, früher’. Du weißt ganz genau, dass ich auch heute kaum die Finger von dir lassen kann. Trotzdem ist es nicht mein Stil, meinen Besitz zu brandmarken.“ Zumindest war es das nicht gewesen,
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