Alarm auf Wolke sieben
helfen. Er hatte es als selbstverständlich angesehen, dass sie da war. Er schüttelte den Kopf. Das Ganze war ihm schrecklich peinlich. Ganz kampflos wollte er sich trotzdem nicht ergeben. „Und was ist mit Ihnen? Meine Schwester zu bumsen war wohl auch ganz selbstlos, was?“
John fuhr halb aus seinem Sitz hoch. Blanke Wut strömte ihm aus jeder Pore. „Achte auf deine Wortwahl, wenn du über sie sprichst! Das war die letzte Warnung!“ Abrupt schien er sich wieder zu beherrschen. Er ließ sich auf seinen Stuhl zurücksinken, und sein Gesicht wurde ausdruckslos.
Mit Befriedigung bemerkte Jared jedoch, dass seine Hände leicht zitterten, bevor er sie flach auf den Schreibtisch legte. Das gab ihm den Mut, höhnisch zu grinsen. „Als ob Sie nicht wüssten, dass sie ein Vermögen von meinen Dad erben wird.“
„Ich scheiße auf ihr Geld.“
„Ja, klar. Das hat sicher nichts damit zu tun, dass Sie Ihre Finger nicht von ihr lassen können, obwohl Sie sie erst vor ein paar Wochen kennengelernt haben.“
John sah ihn weiterhin ausdruckslos an, aber Jared erkannte die rasende Wut, die in seinen dunklen Augen aufblitzte. Trotzdem blieb seine Stimme ganz neutral, als er erwiderte: „Es geht dich zwar absolut nichts an, aber ich habe deine Schwester nicht erst vor Kurzem kennengelernt. Wir kennen uns schon seit Jahren, und außerdem ist E…“ Abrupt unterbrach er sich und stand auf. „Was zur Hölle tue ich hier eigentlich?“ Er zeigte noch einmal mit dem Finger auf Jared. „Entschuldige dich bei deiner Schwester. Du musst mich nicht mögen oder mir vertrauen, aber ihr schuldest du Respekt und Dankbarkeit. Wenn sie nicht gewesen wäre, würdest du heute noch immer auf der Straße betteln.“
Er ging um den Schreibtisch herum. Vor Jareds Stuhl blieb er stehen, steckte die Hände in die Taschen und sah auf ihn herab. Jared erwiderte den Blick, aber in seinem Innern rumorte es gewaltig. Miglionnis Gesicht mochte zwar keinen offenen Ärger zeigen, aber Jared wusste, dass er furchtbar böse war. Seine Schultern waren stocksteif und die Kiefermuskeln angespannt. Jared bereitete sich auf den letzten Verbalschlag vor, der ihn vernichten würde.
Vollkommen überraschend sagte Rocket jedoch nur: „Wenn du glaubst, Victoria braucht ihr Geld, um Männern zu gefallen, bis du nicht nur egoistisch, sondern auch noch blind wie ein Maulwurf.“
Er blinzelte. Das war’s? Kein „du nutzloses Arschloch“ ? Kein „deine Mutter hätte dich besser abtreiben sollen“ ? Nur eine weitere Verteidigung seiner Schwester? Das war so weit von dem entfernt, was er regelmäßig von seinem Vater zu hören bekommen hatte, dass er gar nicht wusste, wie er reagieren sollte.
Als er endlich begriffen hatte, dass nichts weiter kam, hatte John den Raum bereits verlassen.
Reißdichzusammen. Reißdichzusammen. Reiß dich zusammen. Der Refrain pulsierte im Takt seines Herzschlages in seinem Kopf, während John die Treppe hinauf zu seinem Zimmer stürmte. Er versuchte es wirklich. Aber lieber Himmel, es war schwer. Als wenn es nicht schon schlimm genug wäre, dass er seine Finger nicht von Victoria lassen konnte, hätte er eben ihren kleinen Bruder fast windelweich geschlagen.
Er stieß die Tür zu seinem Zimmer auf. „Ich verwandle mich in meinen verdammten Vater!“
„Das bezweifle ich ernsthaft.“
John hob mit einem Ruck den Kopf. Victoria saß auf der anderen Seite des Zimmers auf einem gestreiften Seidenstuhl, die Beine elegant übereinandergeschlagen. Das bewies ihm nur, dass er sich seiner Umgebung gar nicht mehr bewusst war, und er lachte bitter.
„Vor gar nicht allzu langer Zeit ist mir einfach nichts entgangen. Ich war einer der Besten. Und jetzt überrumpeln mich Puppenhausdesignerinnen und siebzehnjährige Punks mühelos. Als Nächstes macht mich wahrscheinlich Esme fertig.“
„Ich habe Neuigkeiten für dich: Hier musst du nicht auf der Hut sein.“
Doch, musste er. Besonders nach dem, was eben mit Jared geschehen war. Er musterte sie kühl. „Ich brauche ein bisschen Zeit für mich.“
Sie rührte sich nicht vom Fleck. „Es ist mit Jared wohl nicht besonders gut gelaufen?“
Er lachte trocken. „Nein. Es ist überhaupt nicht gut gelaufen, angefangen damit, dass er uns überhaupt erwischt hat. Wie ich schon sagte, ich konnte das mal viel besser.“
„Damals, als du – wie hast du das in Pensacola beschrie ben? – eine perfekte, auf geheime Aufklärungsmissionen spezialisierte Tötungsmaschine warst?“
Wow. War
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