Alarm! Das Weiberschiff
wir alle wissen.«
»Duff -- ich frage Sie noch einmal, was ist gestern oder heute morgen im Zusammenhang mit Belucci geschehen?«
»Ich habe geschlafen, das heißt, ich hatte Dienst im Turm, Sir.«
»Sie lügen, Duff!« Nicholson beugte sich von hinten über Duff. Er spürte, wie der Mann innerlich zitterte, und sprach weiter mit einer harten, unbarmherzigen Stimme.
»Ich kenne Ihre Mutter, Herbert. Eine Witwe mit einem kleinen Haus in Pennsylvania. Ihr Vater starb an den Folgen einer Kriegsverletzung, die er in Deutschland, in Bayern, erhalten hatte. Ein Splitter wanderte durch die Lunge …«
»Sir, warum …?« Duff begann nun deutlich zu zittern.
»Ihre Mutter legte Dollar auf Dollar zurück, damit Sie studieren konnten. Sie richtete einen Waschsalon ein, und jede Trommel Wäsche war ein Tag Ihres Studiums! Es gelang ihr – nicht Ihnen, Herbert! –, daß man Sie in West Point aufnahm. Ihre Mutter hat Sie zur Elite der amerikanischen Marine emporgewaschen.«
Duff wollte aufspringen, aber Nicholsons eiserne Hände drückten ihn auf den Stuhl zurück. »Sir, bitte hören Sie auf«, stöhnte Duff.
»Ich höre nicht auf, Herbert! Sie sind nicht nur der Stolz Ihrer Mutter, Sie sind ihr einziger Lebensinhalt! Sie lebt nur noch für Sie. Sie sind ein Held in ihren Augen, etwas Unaussprechliches, das nur Mutterliebe erzeugen kann …«
»Sir, ich bitte Sie …«, stammelte Duff. Schweiß rann über sein Jungengesicht. Dr. Blandy drehte sich um und starrte zur Wand. Ihm war dieses grausame Spiel längst zuwider.
»Und was ist dieser in Gold getauchte Boy?« schrie Nicholson. »Ein Waschlappen! Ein Jämmerling! Ein Kerl, der mit jedem Atemzug seine Mutter verhöhnt.«
»Sir!« Duff zuckte zusammen wie unter einem gewaltigen Schlag. Dr. Blandy hob die Schultern.
»Was war mit Belucci?« brüllte Nicholson, den inneren Zusammenbruch Duffs ausnutzend.
»Sie haben heute morgen gewürfelt«, stammelte Duff und schloß die Augen. Kalter Schweiß lief über sein Gesicht. Seine Lippen zuckten wie unter Krämpfen.
»Gewürfelt? Wer?«
»Belucci und zehn andere. Belucci war außer sich vor Stolz, daß er die Rothaarige in der Nacht bei sich gehabt hatte. Sie … sie …«
»Weiter, Fähnrich Duff!« sagte Nicholson hart.
»Sie hatte versprochen, in der nächsten Nacht wiederzukommen … und nun spielten sie um die Rothaarige.«
Nicholson holte tief Atem. »Sie würfelten um das Mädchen?«
»Ja, Sir.« Duffs Kopf sank auf seine bebende Brust. »Aber immer wieder gewann Belucci. Es war wie verhext. Nach der letzten Runde blieb er Sieger. Aber dann entdeckten sie, daß Beluccis Würfel gezinkt war. Alle glaubten nicht an sein unverschämtes Glück. Sie hielten ihn fest, nahmen ihm die Würfel ab und untersuchten sie. Dabei kam es heraus.«
»Und das war sein Todesurteil.«
»Ich befürchte es, Sir …« Duff schwankte auf seinem Stuhl. Nicholson umklammerte seine Schultern und hielt ihn fest.
»Und was hatten Sie dabei zu tun? Haben Sie mitgespielt?«
»Nein, Sir. Ich …«
»Ihre arme Mutter …«
»Ich war ein Unparteiischer, Sir!« stöhnte Duff. »Ich war sozusagen Schiedsrichter.«
»Wann?«
»Heute morgen gegen acht Uhr …«
»Und gegen halb neun wurde Belucci ermordet … Fähnrich Duff, wer hat um die Rothaarige gewürfelt?«
Und Duff nannte die Namen. Zehn Namen … von Jimmy Porter bis Dustin Hollyday. Dann brach er zusammen und sank mit dem Kopf auf die Tischplatte. Dr. Blandy drehte sich auf seinem Stuhl herum.
»Jetzt ist es genug, Jack!« sagte er energisch. »Ich muß dir als Arzt sagen, daß eine weitere Vernehmung für Duff in höchstem Maße gesundheitsschädlich ist. Kommen Sie, Herbert, ich bringe Sie in Ihre Kajüte.«
Dr. Blandy faßte Duff unter, hob ihn hoch und führte den Schwankenden aus dem Kommandoraum. Nicholson starrte die Wand an. Er war nicht stolz auf das Ergebnis seines Verhörs. Er war bis ins tiefste entsetzt. Der Täterkreis war zusammengeschrumpft auf zehn Personen, und es waren die besten Männer an Bord! Porter, Hollyday, Smith, Duncan, Losinski … Kerle, die nichts erschüttern konnte. Aber um ein rothaariges Weibsstück hatten sie gewürfelt und dann gemordet, weil man sie um dieses Stück wohlgeformten Fleisches betrogen hatte.
Nicholson zuckte zusammen. Die Sprechanlage summte, der kleine rote Knopf blinkte auf. Nicholson drückte ihn hinunter.
»Hier Kommandant!« sagte er heiser.
»Leutnant Curtis, Sir.«
»Was gibt es, Henry?«
»Wir haben Belucci
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