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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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auf die Idee kam, mal nach-zusehen, wo wir uns überhaupt befänden. Wir hatten uns so in die Rolle der Gefangenen gefügt, daß nicht einer von uns bisher auf den Gedanken gekommen war, die Nase aus unserem unverschlossenen Gefängnis hinauszustecken. Daß der Fremde noch nicht in das normale dreidimensionale All zurückgekehrt war, schien uns erwiesen zu sein, weil wir keinerlei Bewegung des Raumschiffes wahrgenommen hatten. Warum sollten wir also nicht kurz vor die Haustür blicken? Ich versprach mir nichts davon, begleitete Spinks aber, der wohl auf irgendein Wunder hoffte.
    Das All umschloß uns dunkel und drohend. Nur ganz in der Ferne glommen einige gerade noch zu erkennende Lichter. Sie sahen aus wie Lichter längst erloschener Sonnen, deren ausge-sandte Botschaften die Sterne selbst um einige Millionen Jahre überlebt hatten. Das vertraute glitzernde Band der Milchstraße fehlte. Wir befanden uns anscheinend in einer Region des Weltalls, die das Leuchten unserer Galaxis noch nicht erreicht hatte, vielleicht nie erreichen würde.
    Das erstemal in meinem Leben verspürte ich Heimweh. Es war nicht die Hoffnungslosigkeit unserer Lage, die mich be-drückte. Es war die Fremdheit des Alls. Kein bekannter Stern, kein Nebel, dessen Form dem Auge vertraut war, keiner der strahlenden Sternhaufen, die wie Brillantbroschen im schwarzen Samt des Universums leuchten. Nur kalte, tödliche Einsamkeit, Fremdheit.
    Bob stieß mich an und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle des Alls.
    „Spinks, sehen Sie!“ stieß ich hervor und verfolgte gebannt das Schauspiel, das sich uns bot. Weit von uns entfernt begann das All dunkelrot aufzuglühen. Aus dem Nichts heraus, als öffnete ein schläfriger Zyklop müde sein furchtbares Auge einen Spalt breit. Gewaltige Wolken kosmischen Nebels streb-ten auf das Zyklopenauge zu und vereinigten sich zu einer glühenden Gaskugel, die unter dem Druck der eigenen Gravitation zu einer strahlenden Sonne aufleuchtete. Hingerissen beobachtete ich das Spiel der Naturkräfte. Vor meinen Augen entstand ein Stern!
    Das Unwirkliche der Situation wurde mir erst bewußt, nachdem der Stern, der in wenigen Minuten zu einem roten Zwerg geschrumpft war, endgültig erloschen war. Billionen von Jahren hatte ich in einem kurzen Augenblick erlebt! Geburt, Wachstum, Alter und Tod einer Sonne. Schon glomm in einer anderen Richtung eine zweite Kugel auf. Das war einfach unmöglich! Mein Verstand hatte gelitten und gaukelte mir in meinen letzten Stunden allerhand Unsinn vor, eine andere Erklärung fand ich nicht. Spinks lachte trocken auf. „Gratuliere zum viermilliardendreihundertachtundzwanzigmillionenvier-hundertsiebentausendneunhunderteinundachtzigsten Geburtstag, Inspektor. Ich kann mich auch um ein paar Millionen geirrt haben, das dürfte aber massig wenig ausmachen.“
    „Was ist das, Magister…?“ fragte ich fassungslos.
    „Was weiß ich!“ Spinks hob ratlos die Schultern. „Die vierte Dimension, denke ich!“
    Die vierte Dimension! Er sagte es nur so dahin. Die Zeit, die vierte Dimension war also doch die Zeit! Er hatte dasselbe gesehen wie ich, und Bob hatte mich sogar darauf aufmerksam gemacht, also waren es keine Trugbilder. Eine kollektive Halluzination schien mir wenig wahrscheinlich.
    „Überlegen wir lieber, woher wir Sauerstoff bekommen! Wir müssen uns unbedingt einen dieser Fremden schnappen“, mahnte Spinks und machte sich auf den Rückweg. Das gerade Erlebte hatte ihn nicht besonders beeindruckt.
    „Wozu noch Sauerstoff?“ fragte ich dumpf. „Wir werden die Erde nie wiedersehen…“
    „Na, na! Wollen Sie jetzt schon aufgeben?“ fragte Spinks barsch.
    Gegen wen wollte er kämpfen, gegen die Ewigkeit? „Wir werden die Erde nicht wiedersehen“, erwiderte ich tonlos. „Es gibt keine Erde mehr.“
    „Wieso? Was reden Sie da für krauses Zeug?“ fragte er verständnislos.
    „Weil soeben einige Billionen Jahre vergangen sind. Die Sonne ist längst erloschen. Unsere Sonne“, antwortete ich.
    „Unsinn. Dann müßten wir ja auch tot sein!“ Spinks nahm mich nicht ernst, aber was er sagte, gab mir zu denken. Wie war es möglich, daß wir in Blitzesschnelle den Ablauf ganzer Ewigkeiten erleben konnten? Gab es unterschiedliche Zeitebe-nen, die unmittelbar nebeneinander existierten oder sogar ineinander übergehen konnten? Ein Pendant zur Zeitdilation vielleicht? Im gewissen Sinn tat Spinks recht daran, sich über diese rätselhafte Zeitkompression nicht den Kopf zu zerbrechen. Sie war

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