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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Dinge in der kleinen Welt des BOXERS in Wahrheit auf dem Kopf standen. Bob war zu bewundern! Er ließ Spinks handeln und daran glauben, die Entscheidungen zu fällen. Und dessen Entscheidungen waren tatsächlich nicht die schlechtesten. War es überhaupt eine lediglich fiktive Handlungsfreiheit, die der Pilot seinem Kommandanten einräumte?
    „Ich werde sie warnen, Inspektor. Und sosehr es mich auch ankotzt – Sie müssen mir wieder den Werfer zwischen die Schulterblätter halten! Ich kann es nicht ausstehen, jemandes Hilfe zu benötigen. Aber es geht nicht anders: Sobald wir sie in Funksicht haben, teilen sie BOXER II mit, daß wir ohne Warnung feuern, wenn sie in die Reichweite der Fäuste gelangen“, sagte er mit kühler Miene, fluchte aber gleich darauf los:
    „Mann, Mann, Mann! Da wird man gezwungen, auf die eigenen Leute loszuballern. Nur wegen dieser gottverdammten Liga!“
    „Die Liga hat BOXER II nicht den Befehl gegeben, die Rettungsaktion zu verhindern“, wies ich ihn zurecht, und Bob nickte ernst.
    Spinks murmelte etwas Unverständliches und winkte nur ab.
    Die Formen des schweigsamen fremden Raumkreuzers traten immer plastischer hervor. Es mußte ein wahrer Gigant sein!
    Die Ähnlichkeit mit einer halben, in eine Spirale gewickelten Wespe verlor sich. Der Hinterleib gliederte sich in zwei Zylinder mit abgerundeten Kanten und einen Kegelstumpf. Auch die Spirale veränderte ihre Form, sie löste sich auf. In große, frei schwebende Ringe, die anscheinend um den Rumpf des Raumkreuzers rotierten. Ich glaubte zu erkennen, daß sie sich ab-wechselnd in entgegengesetzte Richtungen drehten. Das einzige, was sich nicht in Form und Aussehen veränderte, war die Kugel. Details waren noch nicht auszumachen. Ein Raumschiff, zehnmal so groß wie die Außenstation ROTA, war zweifellos eine beeindruckende Erscheinung. Ich staunte nicht schlecht, als ich diesen Riesen betrachtete. Bob teilte mit, die Chloremission habe stark nachgelassen. Weiß der Teufel, was es damit auf sich hatte! Einstern könnte recht haben; vielleicht gehörte das zur Restrukturierung. Das Gefühl, das sich meiner bemächtigte, ist schwer zu beschreiben. Jetzt, als mit allerletzter Sicherheit feststand, daß es sich nicht um ein irdisches Raumschiff handelte, waren meine Überlegungen wieder kühl und realistisch. Aber eine gewisse neugierige Spannung war zweifellos vorhanden, so, wie man interessiert den Fall der Würfel beobachtet, auch wenn man schon aus dem Spiel ist.
    Noch sechseinhalb Stunden, dann würde die Formation HELIOS den Tunnel TRANSTERRA durchfliegen. Würden wir tatsächlich schießen müssen, nur weil wir, blind für die Welt eines Fremden, die ausgestreckte Hand nicht sahen? Oder sollte Spinks recht behalten, und in den Falten des Mantels der Schweigsamkeit verbargen sich gefährliche Waffen, bereit, jeden Augenblick gezogen zu werden? Würde die tödliche Macht des Antiplasmas die Hoffnung in den Augen eines Fremden auslöschen, der gekommen war, Freunde zu suchen?
    Mußte er sterben, weil er unsere Sprache nicht verstand? Wann endlich würde er antworten, er mußte uns doch längst entdeckt haben! Und auch die Signale der Formation HELIOS, die ihr als warnende Boten vorauseilten, mußte er doch hören! Aber er stand da wie ein taubstummer, blinder und obendrein gelähmter Elefant. Unheimlich und reglos.
    Bob riß mich aus meinen Gedanken. „Achtung, dringender Anruf von ROTA!“
    Achternaks schweißnasses Gesicht erschien wieder auf dem Bildschirm. Er keuchte atemlos und schrie so, daß sich seine Halsschlagadern wie Ballonreifen aufblähten: „Dringende Warnung von Einstern! Dreht sofort ab! Ihr fliegt direkt auf eine Gravitationsfront zu. Er hat Raumkrümmungen beobachtet. Hört ihr? Raumkrüm…“
    Ein Schlag schleuderte mich aus dem Sessel, und ich flog wie ein Sektkorken durch den Steuerorbit. Er hatte uns völlig unvorbereitet und mit voller Wucht getroffen. Der BOXER
    schüttelte sich wie ein nasser Hund. Bob hatte es den Helm vom Kopf gerissen, und der Pilot flog gegen das Steuerpult. Ich hatte gerade noch erkennen können, wie er versuchte, mit seinen dünnen Ärmchen den Stoß abzufangen. Es half nicht viel, er klatschte gegen die Metallwand wie eine Fliege gegen die Frontscheibe eines Sphärogleiters. Das Triebwerk des BOXERS brüllte auf, und der Zentralautomat meldete mit monotoner Stimme: „BOXER hat konzentrische Gravitationsfront durchbrochen. Intensität nahm im Augenblick des Zusammenstoßes um das

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