Alarm! Kloesschen ist verschwunden - Terror aus dem Pulverfass - Die Falle im Fuchsbach
bisschen Geduld. Und natürlich werden wir ihn suchen. Bis gleich.«
Er legte auf.
Tim wippte auf der Türschwelle. »Typisch Klößchen.« »Was meinst du?«
»Vor Hirschen hat er mehr Respekt als vor Kidnappern. Was meinen Sie, wie er dann laufen kann. Ich hatte bei der Nachtwanderung nicht nur Vergnügen im Auge. Sie wäre auch als Therapie (Heilbehandlung) gegen seine Geweihträger-Furcht ganz nützlich gewesen.«
»Du hältst es also auch für möglich, dass er sich irgendwo verkrochen hat.«
»Verstiegen«, lachte Tim. »Auf einen Baum. Oder«, er wurde ernst, »er ist dem Wagen entgegengegangen. Ohne Licht und ohne Kompass. Sein Orientierungssinn ist leider unter aller Sau. Was das betrifft, benimmt er sich wie ein Maulwurf als Zugvogel. Er kann jetzt sonst wo stecken. Im Moor, im Naturschutzgebiet – wahrscheinlich läuft er im Kreis. Bestimmt entfernt er sich, statt näher zu kommen, und wird in die Irre gehen, so weit die Füße tragen. Die ganze Nacht liegt noch vor ihm. Verdammt!«
Sie verließen das Präsidium.
Im Wagen sagte Glockner: »Unsere vier beim SAURÜCKEN-Gasthaus kommen zunächst zurück. Sie sind nicht ausgerüstet für nächtliche Suche.«
Tim lächelte vor sich hin. »Für Gaby, Karl und mich scheint die Nachtwanderung gerettet zu sein. Ist doch klar, dass wir uns auf die Socken machen. Waterproof (wasserdichte)- Turnschuhe haben wir mit. Wind und Kühle abweisende Wanderklamotten sowieso. Außerdem Rucksack, Taschenlampe und eine Geländekarte, auf der jeder Weg und Steg, jeder Tümpel und Fels eingezeichnet ist. Wir werden uns schnell in Montur werfen – und dann beim Gasthaus SAURÜCKEN starten. Können Sie uns hinfahren?«
»Hortensen soll das übernehmen. Ich sehe zu, dass ich meinen Vorgesetzten erreiche – oder jemanden aus der Chefetage der Bereitschaftspolizei. Wenn Willi während der nächsten Stunden nicht gefunden wird, muss offiziell was geschehen. Ich veranlasse, dass man einen Hubschrauber einsetzt – sobald der Morgen anbricht. Aus der Luft finden wir Willi bei Tageslicht bestimmt.«
»Unter Garantie«, nickte Tim. »Er hat einen gelben Pullover an. Steht ihm überhaupt nicht. Aber jetzt nützt die Farbe. Im Waldesgrün fällt Willis Seesandgelb auf.«
12. Die Waldes-Dom-Hütte
Mätten schwitzte.
Die Nacht war kühl. Aber unter seinem Parka und der schwarzen Sturmhaube huschten ihm Fieberschauer über die Haut.
Verdammter Zahn!, dachte er. Die frische Wunde und dieser Fettmops – das ist einfach zu viel.Na ja, für eine Million oder so muss man eben schuften.
Er hatte sich Klößchen über die Schulter geworfen. Dessen Kopf und die Arme hingen herab. Das Chloroform wirkte noch.
Mätten kannte das Waldgebiet wie seine Hosentasche. Nicht zuletzt deswegen hatte er sofort eingewilligt, als von Biezich und Schmerl das sonderbare Angebot kam.
Kidnapping aus zweiter Hand – mal was anderes.
Mättens Honda, eine schwere Maschine, parkte in einem Seitenweg, war versteckt hinter Büschen.
Allenfalls Holzfäller wussten hier Bescheid – und ein paar ganz schlaue Füchse.
Er hatte Klößchen vorhin auf dem Sozius festgeschnallt und war vom Waldgasthaus SAURÜCKEN hierher gefahren. Festes Ziel: die Blockhütte. Einen Namen hatte sie auch. Albern fand er den, pathetisch (übertrieben) .
Waldes-Dom-Hütte! Benennt man so ein windschiefes Blockhaus! Die Typen vom Wanderverein hatten es eben doch mehr in den Waden als im Gehirn. Aber wie nett von ihnen, dass sie die Hütte nie benutzten.
Dort nämlich hatte er die kleine Julia Schimmelpech eingekerkert. Die blöden Bullen suchten in der Stadt, und hier hatte sie in namenloser Angst die Stunden und Nächte verbracht, bis er sie freiließ.
Mätten grub in seiner Erinnerung, während er Klößchen jetzt zur Waldes-Dom-Hütte schleppte. Nur noch wenige Meter. Aber er fühlte sich schweineschlecht.
Mit diesem Willi Sauerlich musste er’s genauso machen wie mit der achtjährigen Julia damals. Fesseln, dass er sich nicht rühren konnte. Knebeln, dass es gerade zum Atmen reichte. Zu keinem Mucks durfte der Junge fähig sein – selbst wenn Holzfäller vor der Tür saßen, Brotzeit machten und redeten.
Er erreichte die Lichtung.
Sie badete im Mondlicht. Zittergras bildete Wellen unter dem Nachtwind. Der schlanke Fingerhut bog sich. Eine Eberesche raschelte mit ihren Blättern.
Der Weg führte an der Waldes-Dom-Hütte vorbei. Mätten hätte bis hierher fahren können. Aber wusste man, ob sich hier ein
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