Alarm! Kloesschen ist verschwunden - Terror aus dem Pulverfass - Die Falle im Fuchsbach
gibst es dem Kommissar.«
»Klar gebe ich’s ihm. Sobald ich ihn sehe.«
»Wir könnten auch gleich bei den Hinterbliebenen von diesem Robert Wendeling anrufen und fragen, ob der Verblichene ein Feuerzeug vermisst – ich meine, ob er eins besaß.«
»Seine Initialen waren RW. Hier steht SD drauf.« »Aber vielleicht...«
Klößchen sprach nicht weiter. Denn Studienreferendar Claus-Peter Heym steckte den Kopf zur Tür rein.
»Tim, wir warten schon auf dich. Die Schülermitverwaltung tagt.«
»Au Backe!« Tim sprang auf. »Das hätte ich beinahe verschwitzt.«
Unverzeihlich!, dachte er. Wo’s doch um Themen und Entscheidungen geht, die uns allen auf den Nägeln brennen. Das Raucherzimmer steht auf dem Programm – bin dagegen –, die Vorbereitung fürs Sommerfest, die Verlängerung der Sonntagabend-Rückkehr für Wochenend-Heimfahrerund... Das alles muss diskutiert werden. Wozu habe ich mir 100 Notizen gemacht. Und jetzt ist der Zettel weg. Aber es sitzt ja im Kopf.
Claus-Peter Heym, der den Spitznamen ›Zwilling‹ hatte, grinste. Er war jung, nämlich im Referendaralter, und beliebt. Obwohl er sich glatt rasierte, lag immer ein bläulicher Bartschatten auf dem etwas hohlwangigen Gesicht. Dazu passten die blauschwarzen Haarkräusel. Von einem gebürtigen Südländer unterschied er sich durch helle Augen. Die Schüler gestanden ihm beachtliche Intelligenz zu – was man optisch nicht vermutet hätte. Denn Claus-Peter verfügte nur über die Stirnhöhe eines Berufsboxers bzw. eines Fußballstars mit ausgefeilter Kopfballtechnik.
Bei den Besprechungen der SMV (Schülermitverwaltung) nahm »Zwilling« als Vertreter der Lehrerschaft teil, war aber nicht stimmberechtigt.
Tim schlüpfte in die abgenutzten Puma-Turnschuhe, die er als Hauslatschen benutzte, und schloss sich Claus-Peter an.
Die Tür fiel zu.
Klößchen war allein.
Hm?, dachte er. Gestern habe ich geduscht. Dann bin ich in den Regen gekommen. Man kann’s auch übertreiben mit dem Wasser.
Rasch zog er sich an. Der Magen knurrte bereits.
Tims Honigsemmel lag noch unberührt auf dem Tablett. Klößchen nahm sich ihrer an.
Aber das füllte ja kaum den hohlen Zahn.
Tims dicker Freund eilte hinaus und die Treppe hinunter, strebte zum Speisesaal und versorgte sich – schließlich war er der Liebling der Hauptköchin – mit einer Literkanne Kakao und einem Semmelsortiment.
Weil es am Wochenende im Speisesaal locker zugeht, ist die Tischordnung dann aufgehoben. Klößchen setzte sich zu Hugo Schlendermann und Eilfried von Pappheim an den Tisch.
Die beiden waren fast so verfressen wie Willi. Das garantierte, dass Tischgespräche unterblieben; denn die Kauwerkzeuge wurden anderweitig beschäftigt.
Freilich – denken kann man beim Essen.
Tim konferenzt, dachte Klößchen. Kann lange dauern. Da muss ich einspringen und schon mal anleiern, was mit dem Feuerzeug läuft. Sonst heißt es wieder, ich sitze nur faul auf dem Hintern. Robert Wendeling – heißt die Brandleiche. Vielleicht war er zu Lebzeiten mit Familie gesegnet. Das Feuerzeug könnte seiner Frau gehören – falls die Sybill-Doralinde heißt. Oder Susanne-Dorothea. Werde mal im Fernsprechbuch unter W schnuppern.
»Sie sparen an der Butter«, sagte Eilfried durch volle Backen.
»Unverschämt!«, nickte Hugo.
Klößchen klappte sofort seine restlichen vier Semmeln auf und untersuchte den Butterbelag.
»Bei meinen geht’s gerade so.«
»Man muss dem Küchenpersonal auf die Finger sehen«, meinte Eilfried.
»Das Schulgeld wird schon wieder erhöht«, nickte Hugo. »Aber wir kriegen nichts in die Knochen. Passt das zusammen?«
Klößchen und Eilfried verneinten energisch.
Zehn Minuten später betrat Klößchen die Telefonzelle BESENKAMMMER im Flur des Haupthauses.
Nach den W-Seiten suchte Tims Freund eine Weilevergebens, bis er merkte, dass sie zwischen den V- und den X-Seiten stehen.
Und tatsächlich! Robert Wendeling war im Telefonbuch verzeichnet. Und neben ihm eine Claudia – vermutlich seine Frau.
Die Witwe!, dachte Klößchen.
Er wählte.
Nach einer Weile wurde abgehoben.
Er hörte einen seufzenden Atemzug und dann die Stimme der Frau.
»Claudia Wendeling.«
»Hier spricht Willi Sauerlich. Guten Morgen! Das heißt, für Sie ist es sicherlich kein guter Morgen, falls Sie verwandt oder verschwägert sind mit dem Mann – mit Robert, meine ich –, der ja nun leider verbrannt ist.«
Die Frau stutzte. Dass es sich um keine gewöhnliche Beileidsbekundung handelte,
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