Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Mannes. Sie spürte den angestrengten Schlag, das schwache Flattern seines Pulses.
Welchen Nutzen hatte diese Magik? Wie konnte sie eine Welt retten, wenn sie nicht einmal einen alten Mann heilen konnte? Plötzlich spürte sie die Last der letzten beiden Tage ohne Schlaf wie ein schweres Gewicht auf sich. Sie erlaubte ihrem Onkel, sie weiter festzuhalten.
Da erhob sich um sie herum ein wildes Zischen, böse und fordernd - Kobolde. Der Onkel gab sie aus der Umarmung frei. Wann dürfte sie endlich ausruhen?
»Schnell!« rief Er’ril. »Die Unholde werden ungeduldig, und die Spur, der wir folgen, verblasst.«
Während Elena ihm mit so schleppenden Schritten folgte, als wären ihre Füße mit Sand gefüllt, flitzte der Mondfalke durch die Höhle, um sich erneut auf ihrer Schulter niederzulassen. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass der Wolf ihr auf den Fersen folgte. Warum vertrauten ihr diese Tiere der Wildnis?
Sie schaute auf ihre rubinrote Hand; die Wunde an ihrem Daumen war verschwunden.
Und was war mit dem unbekannten Geist, der ihr diese Magik beschert hatte? Warum vertraute ihr auch dieser Geist? Sie war nur eine einfache Bauerntochter; welche Kraft sahen alle diese Geschöpfe in ihr?
Plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen, doch sie wischte sie weg, bevor irgendjemand sie bemerkte. Sie wollte diese Verantwortung nicht! Mühsam drängte sie die Tränen zurück. Gab es denn niemanden, an den sie diese Pflicht übergeben konnte?
Sie betrachtete Er’rils breiten Rücken, der vor ihr dahineilte. Ihr Paladin, so hatte er sich genannt. Im Herzen wusste Elena, dass die Magik eine Bürde war, die sie selbst zu tragen hatte, aber vielleicht musste sie sie nicht allein tragen. Dieser Gedanke trocknete ihre Tränen. Vielleicht gab es jemanden, an den sie sich anlehnen, dem sie vertrauen konnte.
»Mein Paladin«, flüsterte sie leise vor sich hin und erlaubte ihrer Zunge, diese Worte auszukosten.
27
Kral reichte Tol’chuk den strahlenden grünen Stein und wischte sich das Blut von den Fingerspitzen an der Hose ab. Das seltsame Zischen war zu einem Flüstern verebbt und dann ganz verstummt. Die darauf folgende Stille lastete wie die Schwere vor einem Sommergewitter auf ihnen. Er überließ es dem Og’er, den Elv’en-Stein zu untersuchen, und tappte in dem Gang aus bröckelndem Gestein weiter vorwärts.
Der grünliche Schimmer, den der kleine Edelstein ausstrahlte, erhellte den schwarzen Gang und tauchte die Wände in einen unnatürlichen Schein. Weiter vorn schmückten Girlanden aus Moos und Wurzeln die Decke, während der Boden bedeckt war mit altem Gestein, das unter seinen Sohlen zu Pulver zerrieben wurde.
Kral schlug eine Wurzel zur Seite, die versuchte, sich in seinem Bart einzunisten. Er zog den Kopf ein und bog um eine Ecke. Tol’chuk und das Licht folgten ihm. Der Gang endete nicht weit vor ihm, und dahinter schloss sich eine große Kammer an. Kral bedeutete dem Og’er mit einem Handzeichen, stehen zu bleiben und zu warten.
Er hakte die Axt von seinem Gürtel ab, nahm den lederumwickelten Griff aus Hartholz fest in die Hand und schlich weiter. Der grünliche Schein fiel auf das getrocknete Blut, das immer noch an der Klinge der Axt klebte. Es schimmerte in purpurnem Schwarz wie eine Prellung im Eisen. Er knirschte mit den Zähnen bei dieser Erinnerung an die Lüge, die ihm über die Zunge gekommen war. Er umfasste den Griff der Waffe noch fester. Vielleicht trüge frisches Blut dazu bei, die Schändlichkeit von seiner Klinge und aus seinem Herzen wegzuwaschen.
Kral gelangte zum Eingang der großen Kammer, duckte sich mit dem Rücken gegen die Wand und warf einen raschen Blick in den großen Raum vor ihm. Hohe Decken wölbten sich in der Dunkelheit über ihm, und an den Wänden flüsterten verblasste Fresken von einer fernen Vergangenheit. Der Saal hatte einst sicherlich für Versammlungen gedient. Die Wände waren von Öffnungen durchbrochen, die in andere Gänge führten. Der Raum war so groß, dass selbst das gebündelte grüne Licht des Steins nicht bis zur gegenüberliegenden Wand drang.
Kral hielt sich in der Hocke und suchte nach einem Anzeichen, das auf den Elv’en hindeuten mochte. Der seltsame Kerl musste irgendwo in der Nähe sein, da sein schimmernder Stein zu ihnen hergerollt war, doch der Teil, den Kral von dem Boden sehen konnte, lag leer vor ihm. Vielleicht befand er sich tiefer im Innern, jenseits der Reichweite des Lichts. Kral erhob sich und winkte
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