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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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Wanderung durch das Gestein stellte er in Gedanken alles zusammen, was er über den Elv’en wusste, und verfolgte die Spur zurück zu seiner ersten Begegnung mit ihm. Als sie schließlich den letzten Stein hinter sich gebracht hatten, fiel ihm endlich ein, was ihn beunruhigte.
    Er wandte sich Merik zu. Der Elv’e stand in gekrümmter Haltung da und keuchte schwer nach dem Marsch durch das Gestein. Selbst Kral lehnte an einem Felsbrocken und massierte sich einen Krampf im linken Schenkel.
    »Als wir uns zum ersten Mal auf der Waldlichtung begegnet sind, hast du nichts von einem Nachkommen des Königs erwähnt. Nur etwas von einer Hexe. Was soll das alles?«
    Merik nickte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    »Ja, es gibt noch einen zweiten Grund, warum es mir gestattet wurde, den König zu suchen. Unsere Orakel sprachen von einer Hexe in diesem Land, die in demselben Tal erscheinen würde wie unser verlorener König. Von dieser Hexe sollen angeblich Beschützer aus allen Gegenden angezogen werden wie Motten von einer tödlichen Flamme, und sie wird heranwachsen und unsere alte Heimat zerstören. Ich suche also nicht nur unseren König, sondern auch Spuren von ihr.«
    »Warum?« fragte Kral und trat vor, auf dem linken Bein noch leicht humpelnd.
    »Um sie zu töten.«
     

 
     
    30
     
    Elena sah, dass ihr Onkel neben Er’ril trat. Der Schwertkämpfer war an der Schwelle zur nächsten Kammer auf die Knie gesunken. Er hielt das Gesicht abgewandt von dem Licht, das aus dem Raum fiel. Auf Er’rils Wange ruhte eine einzelne Träne, die in der Strahlung glitzerte wie ein Juwel.
    »Was ist los?« fragte Onkel Bol und legte dem Schwertkämpfer die Hand auf die Schulter.
    Er’ril antwortete nicht, sondern deutete nur in den nächsten Raum.
    Elena schlich im Schatten ihres Onkels vorwärts. Sie spähte hinter seinem Rücken hervor ins volle Licht. Die Quelle der Strahlung stand in der Mitte einer annähernd runden Kammer. Ansonsten war der Raum leer und ohne Zierrat.
    »Eine erstaunliche Handarbeit«, sagte ihr Onkel, der in die Kammer blinzelte. »Aber was bekümmert dich so sehr, Er’ril?«
    Er’ril schüttelte den Kopf und schwieg weiterhin.
    Elena schlüpfte hinter Onkel Bols Rücken hervor, um besser in die Kammer hineinspähen zu können. In der Mitte des Raums stand auf dem nackten Boden eine kristallene Statue, die silbernes Licht verströmte. Auch wenn der Stein, aus dem die Statue gemacht war, die Quelle des reinen Lichts war, so stellte Elena dennoch fest, dass die Strahlung sie nicht blind machte für die Formen der Skulptur; vielmehr war das Gegenteil der Fall. Das Licht schien sich um die Statue herum zu drapieren und zu falten, was ihr eine gewisse Detailgenauigkeit und Substanz verlieh.
    »Der Künstler, der dieses Stück geschaffen hat, verfügte über eine erstaunliche Begabung«, sagte Onkel Bol; er murmelte die Worte, während seine Augen immer wieder besorgt zu dem Schwertkämpfer abschweiften. »Mit Sicherheit ist dies nicht das Werk von Kobolden. Der glatte Schliff des Steins, die fein gearbeiteten Einzelheiten um die Augen und die Lippen sind überhaupt nicht zu vergleichen mit den grob geritzten Darstellungen auf den Steinbogen, die wir gesehen haben.«
    Elena stellte fest, dass sie im Stillen ihrem Onkel Recht gab. Hier handelte es sich um ein Gebilde von außerordentlicher Schönheit - wenn auch von grausamer Schönheit.
    Die Statue stellte einen kleinen Jungen dar. Nach Elenas Schätzung zählte er nicht mehr als zehn Winter. Die Figur kniete, eine Hand ruhte am Boden, der andere Arm war hoch erhoben wie in einem demütigen Flehen. Das Gesicht des Jungen, verzerrt vor Schmerz, war ebenfalls gen Himmel gewandt. Der Grund für die Qualen des Jungen war eindeutig.
    »Siehst du, wie der Bildhauer die Materialien gemischt hat, um eine besonders dramatische Wirkung zu erzielen?« fragte ihr Onkel und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Der Junge ist aus Kristall, aber das Schwert besteht aus Silber.«
    Elena nickte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Er’ril bei der Erwähnung des Schwerts zusammenzuckte. Auch ihr gefiel dieser Teil der Skulptur nicht.
    Durch den Rücken des kristallenen Jungen war ein silbernes Schwert gestoßen, das Brust und Herz durchbohrte. Sein Knauf ragte eine Handbreit über dem Rücken des Jungen heraus, seine Spitze deutete auf das Gestein am Boden. Der Junge schien gegen sein Schicksal anzukämpfen, als ob ihm die todbringende Art des Schwerthiebs noch

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