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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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beschwor seinen wiedererlangten Windstein und blies ihn an. Der Stein leuchtete hell auf und setzte Glanzlichter auf die silbernen Haare und die weiße Haut des Elv’en. Er wandte ihnen das Gesicht zu. Alter Hass brannte in seinen Worten. »Unserer Königin war es gestattet wegzugehen, als wir aus unserem Land vertrieben wurden, unser König jedoch wurde als Geisel behalten.«
    Kral vollführte einen weiten Schwenk mit der Hand, der die Schlucht und das Land jenseits davon umfasste.
    »Woher willst du wissen, dass ein Abkomme nach so vielen Jahrhunderten immer noch am Leben ist?«
    »Der König hat geschworen, dass er das Geschlecht in unserem Land erhalten wird.«
    »Aber wenn er es nicht konnte?«
    »Ich habe gesagt, er hat geschworen, Mann aus den Bergen«, empörte sich Merik. »Und bei uns werden Versprechen gehalten.«
    Tol’chuk, der eine zunehmende Spannung spürte, wechselte das Thema der Unterhaltung. »Dieser Adler…«
    »Mondfalke«, berichtigte der Elv’e ihn.
    »Ja, dieser Vogel«, fuhr Tol’chuk fort. »Wie kann er jemanden suchen, dem er noch nie begegnet ist? Selbst ein Schnüffler braucht eine Witterung.«
    »Es geht hier nicht so sehr um eine Witterung als vielmehr um innere Bande. Die Eier von Mondfalken werden in königlichem Blut gebadet. Zwischen Vogel und Blut entsteht eine enge Verbindung. Dieser Falke ist ein unmittelbarer Nachkomme desjenigen Mondfalken, der ursprünglich mit unserem König verbunden war. Ein Nachfahre erkennt einen Nachfahren. Er wird nur bei jemandem aufleuchten, in dem das Blut unseres verlorenen Königs fließt.«
    »Aber ich habe ihn bei dir gesehen«, entgegnete Kral.
    Merik seufzte tief, als ob das alles sonnenklar wäre. »Ich bin von königlichem Blut, der vierte Sohn der Königin Tratal, des Morgensterns. Es ist der Traum unseres Volkes, die beiden Häuser unserer Gattung zu vereinen - den gegenwärtigen Spross des Geschlechts der Königin und des alten Königs.«
    Kral brach in ein heiseres Gelächter aus. »Dann bist du, Merik, auch noch ein Ehestifter, auf der Suche nach einem Gatten für eine deiner Schwestern.« Er lachte erneut. »Um die beiden edlen Häuser zu vereinen! Du liebe Zeit, ich bin froh, dass meine Sippen solchen Kram hinter sich gelassen haben. Wir verneigen uns vor niemandem.«
    Meriks Gesicht rötete sich, weil Kral sich über ihn lustig machte; seine schmalen Lippen wurden noch schmaler, und seine Augen funkelten vor Hass. Tol’chuk spürte Ströme, die tief im Innern dieses dünnen Mannes flossen und die, wenn sie an die Oberfläche geholt würden, eine größere Gefahr darstellen würden als hundert Kobolde. Tol’chuk entschied, dass es an der Zeit war, die Unterhaltung zu beenden. Außerdem pochte erneut der Drang, die Reise fortzusetzen, in seiner Brust. »Vor uns liegt ein Tunnel. Mein Freund ist dort hineingegangen. Vielleicht hat dein Falke auch diesen Weg genommen.«
    Merik zuckte leicht mit den Schultern. »Ich komme mit euch - wie ich es geschworen habe.« Er warf Kral einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu und wandte sich wieder an Tol’chuk: »Ich lasse den Vogel noch ein bisschen jagen.«
    »Also dann, brechen wir auf.« Tol’chuk ging voraus, bevor Kral noch etwas äußern konnte, was den Elv’en erneut aufgebracht hätte. Merik hielt sich dicht bei Tol’chuk und erlaubte Kral, hinter ihnen herzutappen.
    Schweigen hüllte sie ein, während sie sich einen Weg durch eine dichte Anhäufung von hinderlichen Steinbrocken bahnten. Tol’chuk musste die kleineren Menschen über einige der größeren Brocken hinwegheben. Kral ließ dieses nur mit grimmig verzogener Miene und geröteten Wangen über sich ergehen. Dem Unabhängigkeit liebenden Mann aus den Bergen widerstrebte es zutiefst, auf Hilfe angewiesen zu sein, aber er war wiederum klug genug, um die äußeren Bedingungen richtig einzuschätzen. Mit dumpfem Schweigen ließ er zu, dass er hochgehoben und auf dem Felshügel abgesetzt wurde.
    Auch Merik nahm Tol’chuks Hilfe ohne ein Wort des Dankes hin. Er allerdings streckte Beistand heischend die Hand aus, noch bevor Tol’chuk sich anbot, als ob er daran gewöhnt sei, dass jene, die über mehr Körperkraft verfügten als er, sich um ihn kümmerten.
    Tol’chuk, dessen Arme und Beine mit dem Aufstieg beschäftigt waren, erlaubte seinem Geist, über die Worte des Elv’en nachzusinnen. Irgendetwas störte ihn, aber er konnte keine Kralle auf das zappelnde Insekt seiner Beunruhigung legen. Während der schweigenden

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