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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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Sprechenden. Aus dem anderen Tunnel trat eine bucklige Gestalt hervor. In gekrümmter Haltung und mit schütterem grauem Haar erhob der Sprechende das Gesicht zum Licht. Es war ein Mann. Er trat auf sie zu. Er trug nichts als einen Lendenschurz, der ekelhaft schmutzig war. Seine Brust war übersät von Spuren vieler Krallen wie von Rechenzinken, und er humpelte auf dem Spann eines umgeknickten Fußes. Der rechte Arm war am Ellenbogen abgerissen und endete in einer narbigen Masse aus rosafarbenem Gewebe.
    »Wer bist du?« fragte Er’ril.
    Während er sprach, brach ein Schwarm Kobolde aus dem Tunnel hinter dem Mann in den Raum. Sie drängten sich um die Beine des Mannes wie unstete Schatten. Unterdessen war Elena nahe zu Er’ril getreten. Er hörte, wie sie neben ihm aufschrie, und als er den Blick wandte, sah er rote Augen, die aus dem anderen Tunnel herausstarrten. Sie saßen in der Falle!
    Er wandte sich wieder dem verstümmelten Alten zu. »Wer bist du?« wiederholte er, und seine Stimme klang bedrohlich heiser.
    Der Mann strich sich das schmutzige Haar aus dem Gesicht und enthüllte ein von Narben übersätes, schauerliches Antlitz. Seine Nase war, nachdem sie offenbar einst gespalten worden war, höckerig wieder zusammengewachsen; ein Auge fehlte. Er lächelte mit zahnlosem Mund. »Erkennst du mich nicht, Er’ril?« Der Mann stieß ein gackerndes Lachen aus, schrill vor Wahnsinn; seine Hand zuckte, als ob sie einen eigenen Willen hätte.
    »So jemanden wie dich kenne ich nicht, du Höhlenwesen«, sagte Er’ril voller Abscheu.
    »Höhlenwesen?« Erneut kicherte der Mann. Seine Finger fuhren zu den Haaren, klaubten dort etwas heraus und befühlten es einen Augenblick lang prüfend. Dann zerdrückte er es zwischen langen gelben Fingernägeln. »Dein Bruder war bei unserer letzten Begegnung nicht so ungezogen - als er um einen Gefallen bat.«
    Er’rils Augenlider flatterten. Schreck lähmte seine Zunge. Wer war dieser Irre?
    Bol sprach in die Stille. »Lebst du bei den Felskobolden?«
    Der Mann vollführte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie fürchten mich. Sie nennen mich Mann-der-wie-Stein-lebt in ihrer klackenden und zischenden Sprache.«
    »Du beherrschst ihre Sprache!« Bols Stimme überschlug sich fast vor Erstaunen.
    »Ich hatte viel Zeit, sie zu erlernen.«
    Inzwischen hatte Er’ril seinen Schreck einigermaßen überwunden. Ihn kümmerten die Felskobolde und ihre Sprache wenig. »Du hast meinen Bruder erwähnt«, sagte er schließlich.
    Das helle Auge des Mannes richtete sich wieder auf Er’ril. »O ja, Schorkan zeigte immer eine Mischung aus Freude und Enttäuschung. Sehr schade, dass wir ihn verlieren mussten.« Sein Blick wanderte zu der Statue. »Wir haben in jener Nacht so viel verloren.«
    »Genug dieser Torheiten, Alter. Wer bist du, und warum sind wir hierher getrieben worden?«
    Der Mann stieß einen tiefen Seufzer aus. »Mein Name war einst Re’alto, von meinen Schülern wurde ich Meister Re’alto genannt. Erkennst du den Direktor der Schule immer noch nicht?«
    Er’ril rang nach Luft und stieß einen glucksenden Laut aus; seine Schwertspitze senkte sich. Meister Re’alto? Unmöglich! Doch Er’ril entdeckte unter den Narben und dem Schmutz eine entfernte Ähnlichkeit. Wie konnte das sein? Wie war es möglich, dass der Schuldirektor noch lebte? Man hatte allgemein angenommen, dass in jener Nacht, als die Schule von den Skal’ten und den Hundesoldaten überfallen und ›gesäubert‹ worden war, alle Magiker vernichtet worden seien. Der Junge war angeblich der einzige Überlebende gewesen. »W… wie das?«
    Der Alte schwieg, während sein angestrengtes Lächeln zu einer traurigen Grimasse wurde. Ein gewisses Funkeln trat in sein helles Auge. Seine Stimme wurde leiser unter der Last der Erinnerung. »In jener Nacht… ich habe deinen Bruder dem Jungen in den Lehrlingsflügel nachgeschickt, damit sie fliehen konnten. Ich selbst hatte ebenfalls die Absicht zu fliehen, aber die Herren des Schreckens haben mich gefangen genommen. Zum Glück beschlossen sie, nur mit mir zu spielen.« Er deutete auf seinen verstümmelten Arm und die narbenübersäte Brust. Plötzlich wirkte der Alte benommen. Er blickte sich suchend um, als ob er etwas verloren hätte. Sein Auge war auf einen winzigen Kobold gerichtet, der viel kleiner war als die anderen. Er packte das zappelnde Geschöpf und hielt es hoch. »Sind sie nicht niedlich, wenn sie jung sind?«
    Er’ril verzog angeekelt den Mund. Er hatte noch nie

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