Alasea 01 - Das Buch des Feuers
seine Forderung mit ausgestreckter Hand. »Meinen Windstein!« Obwohl er auf eine lässige Weise sprach und sein Benehmen Geringschätzung ausdrückte, zitterte seine Hand leicht.
»Wir haben dich für tot gehalten«, sagte Kral. Er umklammerte den Stein mit der Faust, offensichtlich auf der Hut vor dem Elv’en. »Das Blut, die Spur über die Klippe. Wie hast du den Sprung zum ersten Sims überstanden?«
»Ich bin auf keinen Sims gesprungen.« Der Elv’en-Mann hielt immer noch eine Hand ausgestreckt, während er mit der anderen eine Strähne silbernen Haars zurückstrich, die seinem langen Zopf entschlüpft war. »Ich bin hierher gesprungen.«
Kral blickte hinauf in die Schwärze, durch die sie gesprungen, geklettert und getrottet waren, um diese Stelle zu erreichen. »Ni’lahn hat vor deinen Lügen gewarnt«, murmelte er, wobei er den Mann prüfend musterte.
»Ich lüge nicht.«
In Tol’chuks Stimme schwang Argwohn mit. »Nicht einmal ein Og’er könnte einen solchen Sturz überleben.«
»Ich bin nicht gestürzt.« Die Stimme klang verächtlich.
»Was hast du dann getan?« fragte Kral. »Bist du vielleicht geflogen?«
»Nein, die Elv’en mögen Meister des Windes und der Lüfte sein, aber selbst wir besitzen nicht die Fähigkeit zu fliegen. Die Elementarmagik ist nicht so stark. Ich konnte nicht fliegen, aber dank des Einsatzes elementarer Kräfte konnte ich meinen Aufprall am Boden der Schlucht steuern. Ich habe ihn abgebremst und seine Energie in einen Gleitflug hierher ausgedehnt.«
»Und dann hast du auf uns gewartet?«
Der Elv’en-Mann kräuselte die Lippen und verzog das Gesicht zu einer mürrischen Grimasse. »Ich habe meine Wunden versorgt.« Er deutete auf seine Beine. »Diese Geschöpfe haben mich erwischt, als ich nicht richtig aufpasste, und ich musste mehrere Hiebe hinnehmen, bevor ich entkommen konnte. Während ich das Blut stillte, sah ich das Leuchten meines Windsteins oben auf dem Berg. Ich habe beobachtet, wie ihr hierher gesprungen und geklettert seid - und habe gewartet. Nicht auf euch, sondern auf meinen Stein.« Er wandte sich an Kral. »Bitte gib mir mein Eigentum zurück.«
Kral hielt den Stein immer noch in der Hand. »Dies ist das einzige Licht, das wir besitzen. Wir sind auf der Suche nach einem Freund.«
»Ich auch.«
Kral und Merik starrten einander an.
»Wir könnten ja… zusammen gehen«, schlug Tol’chuk vor. »Wenn die Kobolde erneut angreifen, brauchen wir jeden Einzelnen.«
»Ich behalte den Stein«, sagte Kral.
»Du wirst sein Licht abtöten. Ich kann seinen Schein wieder hell aufleuchten lassen.«
Tol’chuk stellte fest, dass das Licht stark nachgelassen hatte, seit sie in die Schlucht gesprungen waren. Kral zögerte, dann streckte er langsam die Hand aus und drückte den Kristall in Meriks Hand. Er umfasste den Stein und die Hand des Elv’en mit seiner großen Pranke und sagte: »Wir bleiben zusammen. Schwör es!«
»Wir von unserem Volk schwören nicht einfach so leichtfertig, Mann aus den Bergen.«
»Wir auch nicht.« Krals Hand festigte den Griff. »Jetzt schwör!«
Merik kniff bedrohlich die Augen zusammen und sprach mit gefletschten Zähnen. »Ich gebe euch mein Wort. Ich will euch helfen, euren Freund zu finden.«
Kral behielt die Umklammerung noch einen Herzschlag lang bei, während sein Blick sich in den des Elv’en versenkte. Dann nickte er und ließ dessen Hand los.
»Wir müssen weiter«, sagte Tol’chuk.
»Wohin?« fragte der Elv’e.
»Wir suchen unseren Freund in dem Tunnel auf der anderen Seite«, erklärte Tol’chuk. »Er ist mit anderen zusammen, die Lichter haben.«
»Lichter?« fragte Merik, und seine Stimme klang voller Hoffnung. »Schwebt eines davon in den Lüften? Das könnte mein Vogel sein.«
Tol’chuk kratzte die stoppeligen Haare auf seinem Kopf. »Nein.«
Daraufhin runzelte Merik die Stirn und kräuselte die schmalen Lippen. »Und ihr habt kein anderes Licht gesehen?«
Tol’chuk schüttelte den Kopf. Der Elv’e war über diese Nachricht offenbar betrübt. »Warum ist es so wichtig, deinen Vogel zu finden?«
»Er hat königliches Blut gerochen. Das habe ich gleich gemerkt, als ich dieses Tal betrat.«
»Ich begreife nicht.«
Merik schenkte Tol’chuk keine Beachtung, sondern erforschte mit den Augen die dunkle Schlucht. Kral erklärte: »Er behauptet, sein Vogel sei wie ein Jagdhund auf einer Fährte. Er sucht ihren verlorenen König.«
»Einen Nachfahren unseres Königs«, stellte Merik richtig. Er
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