Alasea 01 - Das Buch des Feuers
lernen.
»Verdammtes Ding!« fluchte Rockenheim während seiner wütenden Bemühungen, den geölten Hemdfetzen mit seiner Zunderbüchse in Brand zu stecken. Er schlug erneut den Zündstein, und schließlich sprang ein kräftiger Funken auf den Zunder über. »Endlich!« Er blies den Funken zu einer schwachen Flamme an. Bald brannte das Hemd lichterloh, blühend wie eine Rose in der Düsternis; das plötzliche Licht warf tanzende Schatten über die Gesichtszüge des dünnen Mannes und stach Mogwied in die Augen. »Sammle noch ein paar Äste und reiß das ganze Hemd in Streifen. Wahrscheinlich müssen wir weitere Fackeln anfertigen. Ich weiß nicht, wie lange wir noch hier unten sind.«
Mogwied schaute den Tunnel entlang, zuerst in die Richtung des Waldes, wo die Skal’ten warteten, dann dorthin, wo sein Bruder verschwunden war. Ferndals Heulen hallte noch immer in seinem Kopf nach. »Wohin gehen wir?«
»Wir schlagen die Zeit tot. Bald dämmert der Morgen, und das Licht der Sonne vertreibt die Skal’ten an dunklere Plätze.«
»Bist du sicher?«
Rockenheim zuckte mit den Schultern. »Nur für den Fall der Fälle sollten wir die Zeit nutzen und herausfinden, ob wir noch auf andere Weise entkommen können und einen Ausgang in angemessener Entfernung von diesen Ungeheuern finden.«
Mogwieds Hochachtung für diesen Mann stieg weiter. Er dachte anscheinend immer einen Schritt voraus, sein Gehirn arbeitete mit aller Schlauheit, selbst angesichts solch abscheulicher Geschöpfe. »Wir müssen vorsichtig sein«, sagte er - ein Versuch, sich auch ein wenig nützlich zu machen. »Hier unten schleicht etwas Zischendes herum. Ich glaube, es hat meinen Bruder angegriffen.«
Rockenheim hob die brennende Fackel. »Geschöpfe der Dunkelheit fürchten im Allgemeinen das Feuer. Solange wir uns langsam bewegen und die Fackel vor dem Erlöschen bewahren, müssten wir eigentlich in Sicherheit sein.«
Mogwied nickte und folgte dem Mann tiefer hinein in den Tunnel. Ihre gedämpften Schritte hallten von den Wänden wider. Moos und Wurzeln hingen wie Vorhänge von der niedrigen Decke. Während sie weiter voranschlichen, berührte Rockenheims Fackel hin und wieder die trockene Ranke eines verwelkten Hängegewächses und entzündete sie mit einem Zischen und Knistern. Jedes Mal, wenn dies geschah, sprang Mogwied das Herz schier in die Kehle hinauf. Das Zischen erinnerte ihn an das Geräusch, das Ferndal weggezogen hatte.
Nachdem sie eine Weile schweigend einhergeschritten waren, flüsterte Rockenheim: »Da vorn! Ich glaube, dort endet der Tunnel.«
Mogwieds Füße hielten inne. Er konnte nicht folgen.
»Das ist ein Raum«, erklärte Rockenheim, der weiterging, ohne zu merken, dass sein Gefährte stehen geblieben war.
Schnell legte sich Dunkelheit um Mogwieds Schultern, während Rockenheim und die Fackel sich immer weiter entfernten. Die Düsternis flüsterte ihm mit eigener Stimme wortlos ins Ohr. Mogwied wusste, dass es nur seine Einbildung war, dennoch war die Schwärze beinahe greifbar. Seine Angst vor der Dunkelheit prallte mit der Furcht vor dem vor ihm Liegenden zusammen.
Aber eine noch größere Angst trieb Mogwied schließlich weiter. Seit Anbeginn dieser Reise waren Ferndal oder der Og’er ständig bei ihm oder zumindest ganz in seiner Nähe gewesen. Nun, da sein Wolfbruder gewiss tot war und Tol’chuk irgendwo im Tunnellabyrinth umherirrte, machte ihm die Vorstellung, hier unten ganz allein zu sein, doch Beine.
»Ja, es ist eine große Kammer«, sagte Rockenheim, auf den Mogwied bald wieder traf. »Allerdings führen viele andere Tunnel von hier weg. Wer weiß, welches der Weg nach draußen ist - falls einer davon überhaupt nach draußen führt.«
Mogwied schob den Kopf in den Raum, aber es war keine Spur von Ferndal oder von einem der anderen zu finden. Seine Ohren lauschten angestrengt auf mögliche Zischlaute. »Vielleicht«, murmelte er, »hat das Wesen, das hier unten haust, bereits genug gefressen.«
»Das können wir nur hoffen, uns aber nicht darauf verlassen«, erwiderte Rockenheim.
»Was sollen wir tun?«
»Es führen zu viele Wege von hier fort. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns verlaufen, ist groß. Ich schlage vor, wir warten hier bis zum Sonnenaufgang, dann versuchen wir, uns auf dem gleichen Weg zurückzuschleichen, auf dem wir gekommen sind.«
»Was ist mit der Frau?«
»Ni’lahn?«
»Ja.«
Rockenheims Gesicht nahm einen schmerzlichen Ausdruck an, doch Mogwied merkte genau, dass er nur
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