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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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Pferderücken festzuhalten. Die drei stürmten in die Apfelplantage.
     

 
     
    6
     
    Der Gaukler, mit nackter Brust und lediglich mit einer ausgebeulten Reisehose bekleidet, trat an den Rand der Bühne und setzte seine Schale ab. Eine Stadt war wie die andere, alle Eindrücke verwischten sich, überall starrten die gleichen nichts sagenden Gesichter aus dem Publikum herauf. Er war jetzt seit acht Jahren unterwegs, allein, nur mit der Erinnerung an eine Begleitung. Und immer noch war ihm diese Erinnerung allzu nah.
    Einige Leute im Publikum raunten und deuteten mit Fingern auf ihn. Er wich in sicherere Entfernung vom Bühnenrand zurück. Er wusste, die Finger deuteten auf seine rechte Schulter, wo eigentlich ein Arm angewachsen sein sollte.
    Der Gaukler warf seine vier Messer in die Luft und schnitt den Pfeifenqualm im Raum in dünne Streifen. Er sah zu, wie das erste Messer in Richtung seiner linken Hand trudelte, und mit geübter Gleichgültigkeit schnappte er den Griff und schickte das Messer mit einem Zucken des Handgelenks wieder in die Luft. Mit den übrigen Messern verfuhr er genauso. In den wirbelnden Klingen spiegelten sich die Flammen der Fackeln und funkelten zurück ins Publikum, das sich in Trauben vor der baufälligen Bühne der Gastwirtschaft zusammendrängte.
    Anerkennende Oohhs und Aahhs schallten schwach von einigen der Zuschauer zu ihm herauf, aber im Allgemeinen galt ihre Aufmerksamkeit in erster Linie der Qualität des Bieres, das in der Wirtschaft ausgeschenkt wurde, und dem Fleiß der Bedienung. Immer noch auf die Messer konzentriert, beobachtete der Gaukler eine gequälte Schankmagd, die sich mühsam einen Weg durch die Menge bahnte, ein Tablett, beladen mit überschwappenden Gläsern, neben dem Kopf balancierend. Ihr Gesicht zeigte das steinerne Lächeln der Überarbeiteten.
    Sie nickte kurz beim Klimpern einer Münze in der Schale am Rand der Bühne. So verdiente man sich seinen Lebensunterhalt auf der Straße.
    »He, Freundchen!« brüllte jemand an der Bühnenrampe mit einer Stimme, die dank der großzügigen Schmierung mit Bier verschwommen klang. »Vorsichtig mit diesen hübschen Schlachtmessern, sonst verlierst du den anderen Arm auch noch.«
    Ein anderer kicherte im hinteren Teil des Raums und gab dem Betrunkenen eine Erwiderung. »Sei du selber vorsichtig, Bryn. Du stehst bedenklich nahe bei den wirbelnden Messern. Vielleicht schnippst er dir diesen hässlichen Wollwurm unter der Nase weg, den du Schnauzbart nennst.«
    Das Publikum brüllte vor Lachen über diesen Spaß.
    Der Beleidigte - mit fast kahlem Kopf und einem dichten, gelockten und gewachsten Schnurrbart - schlug auf ein Bodenbrett der Bühne. »Ach, ja? Nun, Strefen, zumindest bin ich Manns genug, mir einen wachsen zu lassen.«
    Das war kein gutes Omen. Nicht dass der Gaukler erwartete, dieser Streit werde sich zu etwas Schlimmerem als dem Austausch von Beleidigungen ausweiten. Doch wenn die Zuschauer sich besser von den Vorgängen zwischen den Tischen als jenen auf der Bühne unterhalten ließen, würden nur wenige Münzen in seiner Schale klingeln. Er musste die Aufmerksamkeit der Menge auf sich lenken. Heutzutage erweckte selbst ein einarmiger Gaukler manchmal nicht mehr als flüchtige Neugier.
    Er ließ ein Messer zu Boden fallen und tat so, als habe er die Sache nicht mehr im Griff. Die Klinge senkte sich mit einem Wusch in die Holzbühne und blieb tief in einem Brett stecken. Das zog die Blicke der Zuschauer auf sich. Nichts war so gut geeignet wie ein Fehler, über den man sich lustig machen konnte, um die Aufmerksamkeit wachzurütteln. Er hörte verächtliches Lachen, das in der Menge aufblubberte. Dann fiel ihm ein Messer nach dem anderen scheinbar versehentlich aus der Hand, und die Klingenspitze landete jedes Mal in dem Griff desjenigen darunter - wusch, wusch, wusch -, bis schließlich alle vier Messer übereinander aufgereiht waren.
    Der Messerturm schwankte vor den Augen der erstaunten Gäste der Wirtschaft leicht hin und her. Vereinzeltes Klatschen wuchs sich zu einem mäßig begeisterten Beifall aus. Das Klimpern einiger weniger Münzen in seiner Schale begleitete den Applaus.
    Jedes Kupferstück, das andernfalls für Bier ausgegeben worden wäre, war hart verdient. Wenn er sich heute Abend ein Essen leisten wollte, brauchte er noch mehr Zuwendung. Selten verdiente er genügend, um sich für die Nacht ein Dach über dem Kopf leisten zu können, aber er war daran gewöhnt, unter seinem Pferd zu

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