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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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zog die Tür auf. »Heute Nacht geht es zuerst einmal um unser Überleben.« Seine nächsten Worte waren kalt wie Eis. »Morgen ist immer noch Zeit für Vergeltung.«
    »Was hast du vor, Joach?« fragte sie, als sie den Raum betrat.
    »Wir müssen fliehen.« Trotz des Dämmerlichts in dem Zimmer sah sie den entschlossenen Zug um seinen Mund. Wie konnte ihr Bruder so hart sein? Er hatte ein paar Tränen vergossen, das war alles. »Wir brauchen etwas Wärmeres zum Anziehen. Nimm meinen Wollmantel.« Ihr Bruder schlüpfte in seine Hose und zog sich die dicke Jacke an, die seine Mutter ihm im letzten Jahr zur Wintersonnenwende gestrickt hatte.
    Sie erinnerte sich an den Abend jenes Feiertags, und erneut flossen die Tränen. »Los jetzt!« drängte Joach.
    Sie nahm seinen langen Mantel vom Haken in seinem Schrank und schlüpfte in die dicke Wärme. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie kalt ihr war, bis sie die warme Wolle einhüllte.
    Ihr Bruder stand am Fenster seines Zimmers. »El, wie gut ist dein Gleichgewicht?«
    »Es wird besser. Warum?«
    Er winkte sie zum Fenster. Es zeigte zur Seite des Hauses hinaus. Ein großer Walnussbaum breitete seine dicken Äste weit aus und streifte sowohl die Dachrinne des Hauses als auch das Dach des Pferdestalls. Ihr Bruder stieß das Fenster weit auf. »Tu, was ich tue«, sagte er und kletterte auf den Fenstersims.
    Er lehnte sich hinaus, griff mit der Hand nach einem dicken Zweig und schwang sich hinauf auf einen dickeren Ast. Offensichtlich tat er das nicht zum ersten Mal. Er drehte sich um und winkte sie voran.
    Sie kletterte auf den schmalen Sims. Ihre nackten Zehen klammerten sich an das Holz. Sie sah hinunter zum Erdboden tief unten. Wenn sie abstürzen würde, wäre ein Knochenbruch das geringste Unglück. Es war vielmehr die Gefahr, die unter der Erde lag, die sie auf dem Sims zum Schwanken brachte.
    Ihr Bruder pfiff wie ein Singvogel, damit sie sich wieder ihm zuwandte. Sie lehnte sich aus dem Fenster und griff nach demselben Zweig, den er gepackt hatte. Joach half ihr, sich auf den dicken Ast neben ihm zu ziehen.
    »Folge mir!« murmelte Joach mit gedämpfter Stimme, aus Angst, die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen. Sie hörte Stimmen an der Vorderseite des Hauses, gefolgt vom Klirren von Glas. Sie folgte ihm zwischen den Ästen des Baumes hindurch, ohne auf die kleineren Zweige zu achten, die ihr die Haut zerkratzten und an der Kleidung rissen.
    Im Schutz der Zweige durchquerten sie den gefahrvollen Hof. Als sie zu den kleineren Ästen kamen, schwankten diese unter ihrem Gewicht. Joach deutete auf die offene Tür des Heubodens. »Mach es so!« Er bog einen geschmeidigen Ast zu sich herunter, hievte sich darauf und schnellte mit einem weiten Satz über den freien Platz zum Heuboden. Mit einem Purzelbaum landete er auf einem Heuhaufen. Sofort war er wieder auf den Beinen und an der Tür. »Schnell!« zischte er ihr zu.
    Sie holte tief Luft und machte es ihm nach. Sie musste es tun! Und vielleicht wäre es ihr gelungen, wenn sich bei ihrem Sprung nicht ein Ast in einer ihrer Manteltaschen verfangen hätte. Der Mantel verhakte sich und drehte sie mitten in der Luft herum. Sie fuchtelte im Fallen mit den Armen und konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Immer noch schreiend stieß sie gegen die Scheune direkt unter der Tür zum Heuboden.
    Bevor sie abstürzen konnte, hatte Joach ihren Mantelkragen gepackt. Sie hing in dem Mantel an seinem Arm. »Ich schaffe es nicht, dich heraufzuziehen«, keuchte er atemlos. »Streck die Hand nach oben, und greif nach dem Rand! Schnell! Bestimmt haben sie dich schreien hören.«
    Während ihr das Herz wie wild in den Ohren pochte, bemühte sie sich, den Rand der Öffnung zum Heuboden zu ergreifen. Nur mit den Fingerspitzen reichte sie bis zu der Holzkante. Aber das genügte. Indem sie sich mit den Fingerspitzen hochkrallte und Joach an dem Mantel zog, schafften sie es, sie auf den Heuboden zu hieven.
    Beide waren von der Anstrengung außer Atem und japsten nach Luft, während sie sich durch das Heu zu der Leiter wühlten, die nach unten führte.
    Elena zögerte auf der obersten Sprosse und deutete auf den aus Erde bestehenden Boden der Scheune. »Was ist, wenn die Würmer auch da unten sind?«
    Joach deutete auf den Hengst und die Stute in ihren Boxen. »Sieh dir Spürnase und Nebelbraut an.« Die beiden Pferde, aufgeregt wegen der Unruhe, die Augen vor Angst weit aufgerissen und verdreht, waren noch am Leben. »Komm!« Ihr Bruder ging

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