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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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bevor Tante Fila ihren Befehl ganz ausgesprochen hatte, zog Joach Elena zu dem verbrannten Gerippe der Bäckerei.
    Wie eine Schlange zuckte das Geschöpf vor und schnappte Tante Fila.
    »Nein!« schrie Elena, als es der Tante den Rücken brach; das Krachen war deutlich über das Schreien hinweg zu hören. Dann riss es mit spitzen Zähnen Tante Filas Kehle auf und warf ihren Körper zu Boden. »Nein«, stöhnte sie erneut, während Joach sie wegzog.
    Doch er war zu langsam. Das Ungeheuer ließ eine Klaue vorzucken und packte ihren Bruder am Genick.
    »Joach!« schrie sie, da ihr Bruder von ihrer Seite gerissen und weggetragen wurde; er keuchte und würgte, und die Augen traten ihm aus den Höhlen.
     

 
     
    13
     
    Bol beugte sich über sein staubiges Buch. Das schwache Mittagslicht warf nur spärliche Strahlen durch das schmutzige Fenster. Das gelbe Flämmchen der Kerze auf seinem Tisch war zu einem Stummel herabgebrannt und flackerte. Er hatte die ganze Nacht lang gelesen und sich bemüht, das Wissen zu sammeln, das er brauchte. Die Stapel modriger Bücher und Reihen von knittrigen Schriftrollen waren seine einzige Gesellschaft.
    »Feuer wird ihr Kommen kennzeichnen«, murmelte er und strich sich eine weiße Haarsträhne aus den müden Augen. Er las blinzelnd die anderen Sätze auf der Seite. Seine Lippen, unter einem dicken Schnauzbart versteckt, übersetzten langsam die uralten Worte. Die Vorahnungen der Schwesternschaft sprachen von diesem Tag. Er warf einen Blick hinaus. Die Fenster seiner Kate, hoch über dem Tal an einem einsamen Ort mit Namen Wintershorst gelegen, hatten die ganze Nacht über rot geschimmert im Flammenschein der brennenden Bäume.
    Das arme Kind. Sie hätte besser vorbereitet sein müssen; jemand hätte sie warnen sollen.
    Bol rieb sich den weißen Bart und wandte sich wieder seinem dicken Wälzer zu, doch als er im Lesen innehielt und mit einem Finger vorsichtig eine von Ratten angeknabberte Seite umblätterte, zitterte sein Herz einen Schlag lang; dann erfüllte das Gefühl eines Verlusts, größer als sein Haus, seine Brust. Er legte beide Hände auf den Tisch, um sich festzuhalten und nicht vom Stuhl auf den Dielenboden zu sinken. Ein tiefer Kummer drohte ihn zu verschlucken: Er spürte, dass seine Zwillingsschwester starb.
    »Fila!« stöhnte er in den leeren Raum.
    Tränen stiegen ihm in die Augen und tropften auf die vergilbten Seiten. Er, der für gewöhnlich so überaus vorsichtig mit diesen empfindlichen Schriftstücken umging, ließ zu, dass das Salz seiner Tränen alte Tinte über die Seite verschmierte.
    Er griff durch das grobe Gewebe seines Hemdes an das Amulett darunter. »Fila!« rief er erneut aus.
    Und wie immer kam sie zu ihm.
    Die Zimmerecke beim Kamin leuchtete schwach wie ein Irrlicht. Der fahle Schimmer zog sich in sich selbst zurück und leuchtete heller, je mehr er an Größe abnahm, bis er schließlich die Gestalt seiner Schwester bildete. Nur in wabernde Wirbel aus weißem Licht gekleidet, sah sie ihn stirnrunzelnd an, eher ärgerlich als traurig.
    »Die Zeit ist gekommen, Bol.«
    Die Tränen in seinen Augen ließen ihr Bild verschwimmen. »Dann ist es also wahr!« sagte er.
    »Keine Tränen.« Sie trug eine grimmige Miene zur Schau, die besagte: Sei doch vernünftig! »Bist du bereit?«
    »Ich… ich hatte mit mehr Zeit gerechnet, noch ein paar Jahre mehr.«
    »Das haben wir alle. Aber es fängt jetzt an. Es ist an der Zeit, deine Bücher zur Seite zu legen, Alter.«
    »Du überlässt mir diese Aufgabe?« fragte er in erbärmlichem Ton. »Mir ganz allein?«
    Die Strenge in ihrem Gesicht milderte sich etwas. »Bruder, du weißt doch, dass ich meine eigene Rolle habe.«
    »Ich weiß: die Suche nach der verdammten Brücke. Aber glaubst du wirklich, dass du sie findest?«
    »Wenn es diese Brücke gibt, dann werde ich sie finden«, antwortete sie leidenschaftlich.
    Er seufzte und sah seine Schwester an. »Wie eh und je der sture Wille von kaltem Eisen«, sagte er traurig, »sogar im Tod.«
    »Wie eh und je eine Streubüchse von Träumen«, entgegnete sie mit dem Anflug eines Schmunzelns, »sogar im Leben.«
    Beide verzogen die Lippen eingedenk der alten Auseinandersetzung zu einem schmalen Lächeln; sie waren so gleich und doch so unterschiedlich! Der Schmerz des Verlustes schimmerte gleichermaßen in den Augen eines jeden von ihnen.
    Filas Erscheinung wurde an den Rändern schwächer. »Ich kann mich nicht länger hier halten. Pass auf sie auf!« Ihr Bild

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