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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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stockend von Er’rils Lippen: »Greschym!«

 
     
     
     
    ZWEITES BUCH

    Heimat und Herzstein

 
     
    14
     
    Tol’chuk schüttelte die Steine aus der Wasserrinne, die nach der Dürre des Sommers völlig ausgetrocknet war, in ein Sieb. Er blickte zu den Gewitterwolken hinauf, die sich wie eine Armee hinter dem Kamm der Zahnberge aufbauten. Der Gipfel des höchsten der Berge, des Großen Zahns des Nordens, hüllte sich in schwarze Wolken. Bald würden in der Wasserrinne wieder Schlammfluten aus den sturmgepeitschten Berghöhen toben.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit erneut dem Steingeröll zu. Donner grollte vom ewigen Eis der Bergkuppen herunter. Er musste sich beeilen, bevor der Regen einsetzte. Doch halbhohe Felsbrocken verdeckten das Sonnenlicht und erschwerten das Erkennen des gelblichen Glitzerns von Duftstein. Und diese Wasserrinne, die während des ganzen Sommers ausgetrocknet war, war seit vielen Monden gründlich durchsucht worden.
    Er schob die Steine auseinander, kratzte mit den gräulichen Klauen über jeden Stein und suchte nach der charakteristischen Farbe. Mit weit geblähten Nüstern schnupperte er nach dem scharfen Aroma von rohem Duftstein.
    Es gab Stellen, an denen es wahrscheinlicher war, solche Steine zu finden, aber Tol’chuk zog diese Strecke vor. Aufgrund der Seltenheit von Duftsteinvorkommen an diesem Ort waren auch keine seiner Leute in der Gegend. Tol’chuk liebte die Einsamkeit, wenn er nicht dem Hohn der anderen Og’er ausgesetzt war. Besonders jetzt, im Zusammenhang mit diesem Magra-Ritual - dieser Zeremonie, die ihn innerhalb seines Stammes als Erwachsenen kennzeichnen würde -, das morgen beginnen sollte. Er brauchte einen Duftstein für die heute Nacht stattfindenden Vorbereitungen, einen Stein, der von ihm persönlich am Vorabend seines Magra-Festes geschürft worden war.
    Er bückte sich zu einer dicken Steinplatte und fuhr mit einer Klaue darüber, um etwas von ihrer Oberfläche abzukratzen. Er schnupperte an seinem Nagel; nein, nur Sandstein.
    Als er wieder in die Knie ging, um sich durch das Gewirr von Geröll und Sand zu arbeiten, traf ihn ein Stein von der Größe einer Melone an der Schulter und warf ihn auf den steinübersäten Boden. Er kam hart auf und rollte zur Seite ab.
    Fen’chua lugte über den Rand eines Felsbrockens.
    Ein grimmiges Grinsen verzog Tol’chuks dicke Lippen und entblößte seine glatten gelben Zähne. Er erhob sich auf die Füße. Mit gebeugtem Rücken reichte sein Kopf nur bis zur halben Höhe des Felsens. Mit den Knöcheln einer Hand stützte er sich am Boden auf, um das Gleichgewicht zu halten. Er verdrehte den Hals und blickte stirnrunzelnd zu seinem Feind hinauf.
    Fen’chua kauerte wie ein schroffkantiger Stein am Rand des Felsens, seine großen gelben Augen wölbten sich weit aus den Höhlen. Gebückt wie Tol’chuk, sich auf die schwieligen Knöchel einer Hand stützend, wie es bei den Og’ern üblich war, bildete sein stoppeliges, strohfarbenes Haar den Kamm auf seinem Kopf und zog sich als stachelige Linie über den gebogenen Rücken, um schließlich unter seinem Lederpanzer zu verschwinden. Er lächelte und zeigte dabei die gespitzten Fangzähne. Einen Winter älter als Tol’chuk, entblößte er andauernd die Zähne und zeigte deren Spitzen, ein Zeichen dafür, dass er sich gepaart hatte.
    Alle Weibchen beteten Fen’chua an und rieben die üppigen Körper an ihm, wenn er an ihnen vorbeitappte. Kein Weibchen rieb sich hingegen einladend an Tol’chuk, sosehr er auch beim Gehen den Rücken gebeugt und die Handknöchel am Boden hielt. Tol’chuk wusste, dass er hässlich war. Er war kleiner als andere erwachsene Og’er, seine Augen waren zu mandelförmig und geschlitzt, im Gegensatz zu den kühnen Kreisen von Fen’chuas. Auch ragte seine Nase zu weit vor, und seine Zähne waren zu kurz, um eine Paarungsgefährtin zu erregen. Selbst seine Haare standen nicht von selbst borstig ab. Tol’chuk blieb nichts anderes übrig, als Bienenwachs zu benutzen, um es stachelig zu machen. Aber sosehr er sich auch bemühte, dies zu verbergen, wusste doch jeder um seine Schande.
    Fen’chua griff mit der freien Hand nach einem Stein und wog ihn darin. »Ich spitze dir die Zähne an, du Halbbrut!« feixte er.
    Tol’chuk traf diese Beleidigung wie ein glühendes Messer. »Fen’chua, du kennst das Gesetz. Ich bereite mich auf das Magra vor und darf nicht gestört werden.«
    »Erst nach Sonnenuntergang!« Er warf den Stein, aber Tol’chuk wich ihm

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