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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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Fangzähnen des Og’ers abwenden. Wir wollen hoffen, dachte er, dass das Rudel nicht von einem seiner Mitglieder aufgefressen wird.
     
    Tol’chuk betrachtete über das Feuer hinweg die beiden Brüder. Sie waren bis spät in die Nacht marschiert, bis sie schließlich angehalten hatten, um sich während der wenigen Stunden bis zum Tagesanbruch auszuruhen. Der Wolfbruder lag bereits zusammengerollt da, die Nase unter den durchnässten Schwanz geschoben. Der geschiente Vorderlauf stand vom Körper ab und deutete auf das knisternde Feuer. Tol’chuk beobachtete seinen gleichmäßigen Atem. Ferndal schlief tief.
    Eine Bewegung zog Tol’chuks Augen auf sich. Der andere Bruder lag eingewickelt in einer Decke auf der anderen Seite des Feuers, aber die offenen Augen, in denen sich das Licht des Feuers spiegelte, verrieten deutlich, dass dieser Bruder nicht schlief. Derjenige mit dem Namen Mogwied war während der ganzen Reise auf der Hut vor Tol’chuk gewesen.
    »Du brauchst Schlaf«, sagte Tol’chuk leise, dem die allgemeine Sprache allmählich geläufiger wurde, jedoch immer noch schwer von der Zunge kam. »Ich halte Wache. Ich brauche nicht viel Schlaf.«
    »Ich bin nicht müde.« Doch Mogwieds Stimme klang brüchig vor Erschöpfung. Die Menschenaugen waren blutunterlaufen und von dunklen Halbmonden gezeichnet.
    Tol’chuk betrachtete ihn eingehend. Wie empfindlich die menschliche Rasse doch war! So winzige Arme, wie knospende Bäumchen, und eine Brust, so klein, dass er sich fragte, wie ein solches Wesen überhaupt Luft holen konnte. Er redete auf Mogwied ein und drängte ihn zu schlafen. »Morgen ist ein schwerer Tag. Wir haben noch zwei lange Reisetage vor uns, um den Pass zu überqueren und das Land meines Volkes hinter uns zu lassen.«
    »Und was dann?«
    Tol’chuk legte die Stirn in tiefe Falten. »Ich weiß es nicht. Ich suche nach Antworten. Als ich euch traf, hatte ich auf ein Zeichen gehofft, irgendeine Bedeutung in unserer Begegnung. Aber ihr seid einfach nur verirrte Reisende.«
    Mogwied gähnte mit weit aufgerissenem Mund. Er murmelte dem Feuer zu: »Auch wir suchen Antworten.«
    »Auf welche Fragen?«
    »Warum können wir uns nicht verwandeln?«
    »Ihr könnt keine andere Gestalt annehmen?«
    »Nein. Es gab da… einen Unfall, und wir sind in unserer jeweiligen Gestalt stecken geblieben. Wie du sind auch mein Bruder und ich auf einer Reise, um einen Weg zu finden, unsere Körper zu befreien. Wir suchen eine Stadt der Magik im Land der Menschen, eine Stadt namens A’loatal.«
    »Die Reise, die ihr euch vorgenommen habt, ist gefährlich. Warum gebt ihr euch nicht mit eurer jetzigen Gestalt zufrieden?«
    Tol’chuk sah, wie Mogwied die Lippen voller Abscheu kräuselte. »Wir sind Si’lura. Wenn wir länger als vierzehn Monde in einer Gestalt bleiben, verblasst die Erinnerung an unser Si’lura-Erbe, bis wir ganz zu dieser Gestalt werden. Ich möchte nicht vergessen, wer ich bin und woher ich komme - und vor allem möchte ich auf keinen Fall ein Mensch bleiben!« Mogwied hatte die Stimme so laut erhoben, dass sich Ferndal im Schlaf bewegte.
    Offenbar war dies ein wunder Punkt in Mogwieds Dasein. Tol’chuk legte das Gesicht in Falten und rieb sich mit einer Klaue das Kinn. Als er wieder sprach, wechselte er das Thema. »Dein Wolf… ich meine, dein Bruder… er schickt mir immer wieder dasselbe Bild: Ein Wolf sieht einen Bruder von seiner eigenen Art. Ich verstehe dieses Bild nicht.«
    Mogwied zögerte. Das Schweigen dehnte sich aus. Hätte sich der Feuerschein nicht in Mogwieds Augen gespiegelt, Tol’chuk hätte gedacht, er sei eingeschlafen. Endlich sprach Mogwied. »Sind alle Og’er wie du?«
    Diese Frage erschütterte Tol’chuk. Waren seine Missbildungen so offensichtlich, dass selbst jemandem von einer anderen Rasse seine Hässlichkeit auffiel? »Nein«, sagte er schließlich. »Ich bin ein Halbblut. In mir mischen sich Menschen- und Og’er-Blut.«
    Eine Spur bitterer Erheiterung klang in den nächsten Worten des kleinen Menschenmannes mit. »Du täuschst dich, Og’er. Du bist nicht halb Mensch. Du bist halb Si’lura.«
    »Was redest du da?«
    »Ich kenne Jäger und andere Menschen aus den Westlichen Marken. In dir fließt kein menschliches Blut. Keine Rasse aus den vielen verschiedenen Ländern kann die Geiststimme der Si’lura hören. Doch du kannst es. Deine Augen… sie sind genauso wie unsere. Du musst Si’lura-Blut in dir haben, kein menschliches Blut.«
    Tol’chuk saß reglos da. Sein

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