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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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diese Worte der Wahrheit entsprachen, dann standen die Mörder seines Vaters vor ihm. Er erinnerte sich an die Worte der Triade, dass das Herz ihn dorthin führen werde, wo er sein musste. Tol’chuk entblößte die Zähne vollends.
    Daraufhin schwand die Erheiterung, die in den Augen des Anführers gefunkelt hatte, und was blieb, war eine eindringliche Drohung. »Nimm keinen größeren Bissen, als du schlucken kannst, kleines Halbblut. Selbst diese Beleidigung will ich übergehen und dich am Leben lassen - wenn du uns deinen Fang übergibst.« Die Augen des Anführers deuteten zu dem Wolf und zu Mogwied. »Sie geben eine schmackhafte Mahlzeit ab.«
    Obwohl ihr Wortwechsel in der Og’er-Sprache erfolgte, schien sich ein Teil seiner Bedeutung Mogwied erschlossen zu haben. Oder vielleicht war es die gierige Lust in den Augen des Anführers, die sich auf den kleinen Menschen richteten. Wie auch immer, Mogwied stöhnte auf und verzog sich weiter hinter Tol’chuk. Ferndal stand steif da, doch sein Knurren wurde lauter.
    »Sie stehen unter meinem Schutz«, wiederholte Tol’chuk. »Sie werden unbeschadet unser Gebiet durchqueren.«
    »Das wird allein durch Armeskraft entschieden!« fauchte der Anführer. Er schlug mit dem Eichenstamm auf den Weg. Der Knall hallte von den Gipfeln ringsum wider.
    Tol’chuk betrachtete seine leeren Hände. Er besaß keine Waffe. »Dann also Klaue um Klaue.«
    Der Riese stieß ein gackerndes Lachen aus. »Das oberste Gesetz im Krieg, Halbblut, lautet: Gib niemals hohen Boden auf.« Er behielt den Stamm in der Hand.
    Tol’chuks Stirn verfinsterte sich. Wie sollte er gegen diesen bewaffneten Gegner bestehen? »Das also ist die Ehre des Ku’ukla-Clans!«
    »Was ist schon Ehre? Sieg ist die einzig wahre Ehre. Der Ku’ukla-Clan wird alle anderen Stämme beherrschen.«
    Während der Anführer schnaubte und sich zum Angriff bereitmachte, suchte Tol’chuks Blick rasch den Pfad nach einer tauglichen Waffe ab - Stein, Stock, irgendetwas. Aber der nächtliche Regen hatte alle Gegenstände aus dem Weg gespült. Er fand keine Waffe.
    Dann fiel ihm etwas ein. Er nestelte den verschnürten Beutel an seinem Schenkel auf und holte den großen Herzstein heraus.
    Die Augen des Anführers weiteten sich, als er erkannte, was er da erblickte. »Herzstein!« Vor Gier zitterten dem Og’er die Gliedmaßen. »Gib ihn mir, dann gewähre ich euch allen freien Abzug.«
    »Nein.«
    Ein zorniges Bellen brach aus dem Anführer hervor, und er hob den Eichenstamm. Tol’chuk schob Mogwied und Ferndal beiseite. Von Angesicht zu Angesicht bezog er dem Riesen gegenüber Stellung und machte sich bereit, den Stein als Waffe zu benutzen. Er hatte schon früher mit Steinen getötet, vielleicht würde er auch hier siegreich aus dem Kampf hervorgehen.
    Aber er sollte keine Gelegenheit bekommen, dies herauszufinden. Als er das Herz der Og’er erhob, durchbohrte ein Sonnenstrahl die Wolken am Himmel und fiel auf den Stein. Tausend Farben barsten aus dem Juwel hervor.
    Tol’chuk blinzelte vor dem grellen Licht. Er beschattete die Augen gegen die Strahlung und sah, dass der Anführer in die Farbenglut des steinernen Herzens getaucht war. Ein sanfter Rauch stieg von seinem Körper auf und hielt seine Form einen Atemzug lang aufrecht. Dann wurde der Rauch von dem Stein aufgesogen.
    Während der Rauch verschwand, schloss sich die Wolkendecke am Himmel wieder, und die Sonne verschwand. Der Stein verlor sein vielfarbiges Leuchten.
    Tol’chuk und die anderen beiden Og’er standen wie Granitstatuen da, während der Körper des Anführers zwei Herzschläge lang schwankte und dann zu Boden sank. Der Stamm rollte ihm aus den schlaffen Klauen.
    Er war tot.
    Die beiden anderen Og’er gafften mit weit aufgerissenen Augen auf den Leichnam. Dann, wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, drehten sie sich um und flohen.
    Mogwied trat zu Tol’chuk. »Was ist geschehen?« fragte er, die Augen auf den Stein gerichtet.
    Tol’chuk starrte den Leichnam des Mörders seines Vaters an. »Gerechtigkeit.«
     
    Während der nächsten beiden Tage nahm Mogwied eine Veränderung an Tol’chuk wahr. Sie reisten meistens bei Nacht, um den Augen anderer Og’er-Stämme zu entgehen. Doch selbst in der Dunkelheit beobachtete Mogwied, wie gebückt der Og’er ging, so als ruhe eine schwere Last auf seinen Schultern. Er sprach selten, und seine Augen hatten einen entrückten, leicht glasigen Blick. Selbst Ferndals Sendungen wurden von dem Og’er nicht

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