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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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der Nähe des Flusses, indem er sich durch den Schlamm und das Schilf des Südufers arbeitete. Der Geruch seiner Beute war in der Brise des Flusses am stärksten, deshalb blieb er so weit wie möglich in diesem Bereich. Er durfte ihre Witterung nicht verlieren.
    Torring mühte sich über einen kleinen Seitenarm des Flusses Schattenbach, der sich nach Süden schlängelte. Nachdem er das flache Gewässer hinter sich gelassen hatte, eilte er entlang des Schattenbachs weiter. Nichts würde seine Jagd nun mehr behindern. Während er so am Ufer dahineilte und dabei ein Nest von Kranicheiern zertrampelte, hatte er eine weitere Meile zurückgelegt, bevor er merkte, dass der Flusswind den Geruch nicht mehr mit sich trug. Er blieb stehen und schnupperte. Nichts.
    Er ließ den Blick über das Wasser schweifen. Warum hatte sie den Fluss verlassen? Er wäre der schnellste Weg zur Küste gewesen. Plötzlich kamen Torring Zweifel an seiner neu erworbenen Fähigkeit; er hob die Nase noch höher. Immer noch nichts. Er ging ein Stück am Flussufer zurück, bis er wieder in dem Kranichnest stand, mitten zwischen den zerbrochenen Eierschalen. Wieder prüfte er die Luft. Immer noch nichts.
    Allmählich durchströmte Panik seine bösen Herzen. Wohin war sie verschwunden?
    Er folgte dem Flusslauf weiter zurück, bis er wieder zu dem flachen Nebenarm kam, und stapfte erneut hindurch, zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Die Sonne war beinahe untergegangen; die Schatten des Waldes südlich des Flusses krochen zwischen den Bäumen hervor.
    Würde der Herr der Dunklen Mächte von seinem Irrtum erfahren …
    Da nahm er ihn wahr - den gewissen Geruch; er traf ihn schlagartig, wie der Blitz eines Sommergewitters. Das war sie!
    Er drehte sich aufgeregt um. Welchen Weg hatte sie eingeschlagen?
    Dann entdeckte er etwas. Der Schlamm am Flussufer wies einen einzelnen Hufabdruck auf. Der Blutjäger kniete sich zu der Spur nieder und schnupperte. Ein Grinsen umspielte seine Lippen.
    Er blickte entlang des schmalen Seitenarms nach Süden. »Ich rieche dich«, murmelte er vor sich hin, während sich die Dunkelheit weiter herabsenkte. »Du kannst mir nicht entkommen. Ich verfolge dich bis zur Küste, wenn es sein muss.«
    Er stand auf und marschierte mit federnden Schritten am Wasserlauf entlang in den Wald.
    »Selbst wenn du die Küste erreichst«, sprach er mit einer höhnischen Grimasse vor sich hin, »wird dich dort eine Überraschung erwarten.« Torring rief sich das Bild der beiden Elementargeister vor Augen, die an die Mauer des Turmkellers genagelt waren. Er war in seinem Tun unterbrochen worden, als er die beiden in Bösewächter-Soldaten umwandeln wollte, aber sein Vorhaben war nicht vollständig misslungen.
    Während der eine unversehrt entkommen war, war dies dem anderen Gefangenen nicht gelungen.
    Ein überaus fähiger schwarzer Bösewächter war in dieser Nacht in dem Keller geschaffen worden. Niemand würde das Böse in einer Gestalt vermuten, die im Gewand eines der Bewacher der Hexe daherkam.
    Mit gestrafften Lippen formte Torring den neuen Namen dieses Verräters, seinen Bösewächter-Namen: Legion.

 
     
     
     
    VIERTES BUCH

    Der Ruf des Drachen

 
     
    21
     
    Am Morgen nach seiner Begegnung mit den beiden seltsamen Brüdern auf der Turmtreppe lag Joach schlaflos auf seinem dürftigen Lager und starrte zu den Holzbalken hinauf. Es war kurz vor Sonnenaufgang, und er hatte die ganze Nacht keinen Schlaf gefunden. Die geflüsterten Worte der beiden Männer klangen noch immer in seinen Ohren nach, ganz besonders ein Begriff: Ragnar’k. Warum übte dieses Wort eine solche Anziehungskraft auf ihn aus? War das ein Name? Ein Ort? Das Wort ging ihm einfach nicht aus dem Sinn. Sein Blick schweifte durch den Raum auf der Suche nach Ablenkung.
    An der gegenüberliegenden Seite der Zelle lag Greschym mit dem Rücken auf den Decken, die Hände vor der Brust gefaltet wie ein zur Besichtigung aufgebahrter Leichnam. Im Gegensatz zu Joach schlief der Dunkelmagiker tief und fest; jeder Atemzug war von einem groben Schnarchlaut begleitet. Aber genau wie Joachs waren auch seine Augen offen. Die milchtrüben Augäpfel schimmerten rot durch die Nacht, und das lag nicht nur am Widerschein der Holzscheite, die in der Feuerstelle glühten. Joach spürte, dass die Augen des Magikers die Nacht beobachteten, während sein Körper ruhte.
    Doch so seltsam dies auch war, Joach hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Er kannte Greschyms Gewohnheiten und

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