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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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bekommen wollen, unser Land zurückzuerobern und den Nordwall wieder zu errichten, dann muss einer aus dem Geschlecht überleben.«
    Mikela verstand, dass der Vater das einzig Richtige getan hatte. Bei dem Nordwall handelte es sich nicht um einen kalten Granitbrocken. Sie selbst hatte beide Handflächen an den turmhohen Wall gelegt, als sie dem Schneeleoparden, Tyrus’ Vater, dem König von Burg Mryl, die Treue geschworen hatte. Der Stein hatte sich während des Schwurs so stark erwärmt, dass der Granit ihr beinahe die Handflächen verbrannt hätte. Der Nordwall lebte Mikela hatte mit ihren Sucherfähigkeiten sogar sein Herz erfühlt. Dieses Granitherz befand sich jedoch nicht im Stein, sondern in dem Mann, dem sie die Treue geschworen hatte, dem König von Mryl. Mann und Wall waren für alle Ewigkeit verbunden. Blut und Stein.
    Sie starrte Tyrus an. Hier stand das neue Blut des Walles vor ihr.
    »Also floh ich«, erzählte er weiter, wobei er die Worte … ausspuckte, »und ließ meinen Vater zurück, der unter den Wurzeln der Grimm starb. Ich flüchtete, so schnell und so weit ich nur konnte, bis hierher. Als ich nicht mehr weiter fliehen konnte, explodierte mein Zorn und kannte keine Grenzen. Ich ließ mein hitziges Blut durch die Straßen und bis hinaus aufs kalte Meer brodeln. Nicht alles, was ich während dieser Zeit tat war edel und manches nicht einmal gut. Niemand vermochte mich aufzuhalten.« Er lachte barsch, nichts von der Belustigung von vorhin war übrig geblieben. »Nachdem ich zwei Jahre lang so gewütet hatte, kühlte meine Rage langsam ab, und da entdeckte ich erst, dass ich der König dieser Piraten geworden war.«
    Er hielt inne, nahm die alte Familienklinge in die Hand und steckte sie zurück in die Scheide. Die Stille gesellte sich als viertes Mitglied zu ihrer Runde.
    Schließlich ergriff Mikela das Wort. »Ich hätte kommen müssen.«
    »Nein«, erwiderte Tyrus. Seine Augen hatten aufgehört zu funkeln, sie wirkten nur noch müde und ausgelaugt. »Du siehst zwar so aus, aber du bist keine Dro.«
    Seine Worte schmerzten, aber Mikela hatte dem nichts entgegenzusetzen. Sie hatte zwar den Ruf des Nordwalls nicht vernommen, doch sie fühlte sich nun, als hätte sie ihren Eid gebrochen. »Warum seid Ihr hier geblieben?«
    »Dies ist der Ort, der mir von meinem Vater genannt wurde«, antwortete er. »Da mein Vater das Blut des Walles darstellte, hatte das Land zu ihm gesprochen und ihn angewiesen, mich hierher zu schicken. Und hier unter diesen herzlosen Menschen habe ich nun fast ein Jahrzehnt lang geschmachtet.«
    »Aber warum?«
    »Um auf die Rückkehr derjenigen zu warten, die ihr Blut gibt, um die Westlichen Marken zu retten.«
    Mikela wusste, dass er von Elena und ihrer Blutmagik sprach.
    Die Prophezeiungen, die das Kind umrankten, schienen mit jedem Tag mehr zu werden und in alle Länder Alaseas zu reichen.
    Tyrus richtete seinen harten Blick auf Mikela und stieß all ihre Vermutungen um. »Ich kam hierher, um auf die zu warten, die eine Dro ist und doch keine Dro, auf jene, die ihre Gesichter einfach wechseln kann wie die Jahreszeiten.«
    Mikelas Herz wurde zu Eis in ihrer Brust.
    »Ich kam hierher, um auf dich zu warten.«
    Sie fing an zu stammeln und rang nach Worten. »A aber das ist unmöglich.«
    »Du bist eine Si’lura«, erklärte Tyrus geradeheraus, wobei er ihr Entsetzen nicht weiter beachtete.
    Jaston fuhr aus seinem Stuhl neben Mikela und keuchte. »Ihr seid verrückt«, rief er. »Ich kannte Mikela schon, bevor sie…«
    Mikela legte die Hand auf Jastons Ellbogen und schüttelte den Kopf. Damit brachte sie ihn zum Schweigen und bestätigte Tyrus’ Behauptung. Als es Jaston schließlich dämmerte, sah sie nicht das erwartete Entsetzen in seinen Augen, sondern nur den Schmerz, hervorgerufen durch gemeinen Verrat.
    »Es tut mir Leid, Jaston…«
    Er schüttelte ihre Hand ab.
    Mikela wandte sich wieder an Tyrus. »Was erwartet Ihr von mir?«
    »Mit mir zu kommen zurück nach Burg Mryl.«
    Das Rascheln von Umhängen kündete von der Ankunft weiterer Personen, die sich hinter ihnen aufstellten. Jaston drehte sich um, Mikela hingegen nicht. Sie wusste, dass das Rascheln mit Absicht geschah, um Aufmerksamkeit zu erregen. Die Dro konnten sich geräuschlos wie Geister bewegen. Wahrscheinlich hatten die drei Frauen schon die ganze Zeit dort gestanden.
    »Ganz gleich, ob nun die alten Eide noch gelten oder nicht, ich kann Elena nicht im Stich lassen«, erläuterte Mikela.
    Tyrus lächelte

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