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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Juwelen, Goldauflage oder Filigranarbeit, nur ein Bogen aus Stahl in der Form eines springenden Schneeleoparden.
    Mikelas Unterkiefer klappte herunter. Süße Mutter! Jetzt fiel ihr das Dro Trio in der Schänke wieder ein. Das Licht der plötzlichen Erkenntnis erhellte ihr Gesicht. Sie fiel auf die Knie, kreuzte die Schwerter vor sich und verneigte den Kopf zwischen den Klingen.
    »Mikela?« Jastons Stimme klang verwirrt.
    »Euer Gnaden«, sagte sie und beachtete die Frage des Sumpfmannes nicht weiter.
    »Oh, steh auf, Frau!« befahl Tyrus. »Du brauchst vor mir nicht auf die Knie zu fallen. Du schuldest mir nichts. Meinem Vater hast du die Treue geschworen, nicht mir.«
    Mikela hob das Gesicht und steckte ihre Schwerter in die Scheide. Blind fasste sie nach hinten, um den Stuhl zu finden und wieder aufzustellen.
    Als sie saß, starrte sie erneut in Tyrus’ Gesicht und in seine belustigten Augen. Nun erkannte sie den Vater im Gesicht des Sohnes. Als sie Tyrus das letzte Mal gesehen hatte, war er noch ein kleiner Junge gewesen. Alte Erinnerungen kamen auf. »Prinz Tylamon Royson«, nannte sie ihn bei seinem richtigen Namen.
    »Bitte, hier nennen mich alle nur Tyrus.«
    Mikelas Gedanken arbeiteten nun in hundert verschiedene Richtungen. »Was… was ist geschehen? Warum seid Ihr hier?«
    »Der Nordwall ist gefallen«, sagte er. »Burg Mryl wurde erobert.«
    »Was?« Mikela wäre nicht entsetzter gewesen, hätte der Mann ihr erzählt, dass die Sonne niemals mehr aufgehen würde. Burg Mryl hatte den großen Nordwall überragt, ein uraltes Bollwerk aus massivem Granit, nicht von Menschenhand erbaut, sondern vom Land selbst errichtet. Eine Wegstunde hoch und tausend lang, markierte er die nördliche Grenze der Westlichen Marken. Die uneinnehmbare natürliche Wehranlage trennte den schwarzen Wald, die so genannten Furchthöhen, von den grünen Ebenen der Marken. Wenn der Nordwall fiel…
    »Wann ist das geschehen?«
    Tyrus’ Gesichtsausdruck verfinsterte sich zum ersten Mal. »Vor fast einem Jahrzehnt.«
    Mikela wurde blass. »Und die Furchthöhen?«
    »Meine Dro Spione berichten mir regelmäßig. Die Grimm von den Furchthöhen haben sich bereits bis zum Steinkogel ausgebreitet.«
    »So rasch? Bis in das erste Viertel des großen Waldes?«
    Er starrte sie nur an und ließ ihr Zeit, die furchtbaren Neuigkeiten zu verarbeiten.
    Ihre Gedanken wanderten zu ihrem eigenen Volk, den Si’lura. Die Westlichen Marken waren ihr Zuhause, ihr grünes Heim. Wenn die Grimm von den Furchthöhen ihren Weg in den Wald fortsetzten, würden die Stämme ihres Volkes bald aus der Sicherheit des Waldes fliehen müssen, und wahrscheinlich würden sie dann in den Zahnbergen den Tod finden.
    »W wie konnte Burg Mryl fallen?«
    »Viele Winter lang schickten wir unsere Späher in die Anhöhen, und sie kamen mit Berichten über seltsame Lichte und schreckliche Untiere zurück. Diese Ungeheuer streiften in den Hochlanden nahe der alten Heimat des Bergvolkes herum, in der Nähe des Amov Felsen und der Zitadelle. Eines Winters sind die Späher nicht mehr zurückgekommen.«
    »Zwerge?« Mikela konnte nicht umhin, Jaston anzusehen. Der jedoch legte nur Gleichmut an den Tag.
    Tyrus nickte. »Die Zwergenarmeen hatten sich so lange im Stillen verschanzt, dass wir nicht wussten, was wir zu erwarte hatten. Aber mein Vater hatte in der Zwischenzeit all seine Dro Krieger zurückgeholt, die nun ihren Eid einlösen sollten.«
    »Ich habe von all dem nichts erfahren«, sagte Mikela, und die Schamröte stieg ihr ins Gesicht.
    Tyrus überging ihre Worte. Sein Blick schien sich in der Vergangenheit zu verlieren. »In jenem Winter kam etwas aus den Bergen aus dem schwarzen Herzen des Amov Felsen. Die Grimm von den Furchthöhen breiteten sich aus, genährt von schwarzer Magik, die sie auch antrieb. Die Dro Armeen meines Vaters konnten gegen eine solche Macht nichts mehr ausrichten, und mein Vater starb bei dem Versuch, den letzten Turm zu verteidigen.« Tyrus’ Augen füllten sich mit Tränen und Wut.
    »Das tut mir Leid«, sagte Mikela, doch in ihren Ohren klangen die Worte hohl und leer. »Euer Vater war ein großartiger Mann.«
    Noch immer nahm Tyrus keine Notiz von ihr. Seine Geschichte schien aus ihm herauszudrängen wie ein Sturzbach. »In der Nacht, bevor er starb, schickte er mich mit den letzten Dro fort. Er wusste, dass er am nächsten Tag zugrunde gehen würde, und wollte nicht, dass unser Geschlecht ausstirbt. Wenn wir irgendwann einmal die Gelegenheit

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