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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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drehte sich zu ihm. »Namen haben Macht«, meinte der Zo’ol.
    Joach konnte den Schrecken nicht verbergen, der ihn durchfuhr. Hatte der Mann seine Gedanken gelesen?
    »Nein«, sagte der Mann und starrte Joach ins Gesicht. Der Seemann fuhr mit dem Finger die Narben auf seiner dunklen Stirn nach. »Ich bin ein Stammesweiser. Ich kann nur lesen, was im Herzen eines Menschen geschrieben steht.« Der Seemann streckte die Hand aus und legte die Handfläche auf Joachs Brust. »Ich lese, was hier steht, nicht das, was von Gedanken überschattet wird.«
    Joach verzog das Gesicht, als der Seemann seine Hand wegnahm. »Du meinst Gefühle. Du kannst die Gefühle anderer lesen.«
    Der Mann zuckte die Schultern und bewegte seine Hand auf Joachs Gesicht zu. Er zeichnete ein Symbol auf die Stirn des Jungen, dasselbe, das auch seine Stirn zierte. »Auch du bist ein Weiser, Ich spüre dein verstecktes Auge.«
    Joach wich der Berührung aus und rieb sich die Stirn. Er konnte die Spur fühlen, die der Finger gezeichnet hatte. Da wurde Joach bewusst, dass das Narbenzeichen keine aufgehende Sonne darstellte, sondern ein erwachendes Auge.
    Der Matrose starrte ihn unentwegt an und wartete auf eine Bestätigung.
    Joach stellte fest, dass er die Worte des Mannes nicht bestreiten konnte. Er wusste auch, dass der Seemann jede Lüge spüren würde. »Ja. Ich habe eine Begabung… wie du. Ich kann die Wahrheit der Träume lesen, die Zukunft sehen.«
    Der Seemann verneigte feierlich den Kopf und schwieg einige Atemzüge lang. Joach sah, wie sich die Lippen des Mannes bewegten, als spräche er ein stilles Gebet. Als er damit fertig war, hob er den Kopf und breitete die Arme aus. »Weise teilen ihre Namen in Bruderschaft, und ich werde meinen Namen mit dir teilen.«
    Nun verneigte auch Joach den Kopf. »Es ist mir eine Ehre.«
    »Keine Ehre…«, entgegnete der Matrose ernst. »Eine Verantwortung. Einen Namen zu kennen bedeutet, eine schwere Aufgabe zu übernehmen.« Der Mann steckte eine Hand in seine Hosentasche und holte einen kleinen Gegenstand heraus. »Ich möchte dir ein Geschenk für die Last meines Namens geben.«
    Der Mann streckte die Hand aus. In seiner Handfläche lag eine seltene schwarze Perle von der Größe eines Rotkehlcheneis. Joach zögerte, diese sehr großzügige Gabe anzunehmen, aber der Seemann stieß dem Jungen seine Hand förmlich entgegen. Joach wusste, es wäre eine Beleidigung, würde er ablehnen.
    Also nahm er die Perle und schloss sie in seine Faust. »Ich nehme dein Angebot und deinen Namen an.«
    Der Matrose verneigte sich. »Ich werde Xin genannt.«
    Als Xin seinen Namen aussprach, schien sich die Perle in Joachs Faust zu erwärmen, aber es konnte genauso gut auch seine Nervosität sein, die dies bewirkte. Er fühlte, dass für diesen dunkelhäutigen Seemann ein Name kostbarer war als alle Schätze des Ozeans.
    Xin richtete sich aus der Verbeugung auf und blickte Joach erwartungsvoll an.
    Joach wusste, dass auch er ein Geschenk machen musste Er klopfte seine Taschen ab. Leer. Dann fiel sein Blick auf den Stab Nein, ein Blutsbündnis verband ihn mit dem Holzstück. Davon konnte er sich nicht trennen. Da fiel ihm etwas ein. Er steckte die Perle in die Tasche und fasste sich an den Hals, wo der Drachenzahnanhänger baumelte. Es war ein Abschiedsgeschenk von Saag wan gewesen, als sie sich zusammen mit Kast auf die Suche nach den Blutreitern gemacht hatte. Joach glaubte nicht, dass die Mer’ai etwas gegen einen solchen Tausch einzuwenden hätte. Es war schließlich ein ehrenvoller Handel.
    Joach streckte den Drachenzahn aus. »Ein Geschenk für die Last meines Namens.«
    Xin nickte und nahm das Angebot an.
    Joach verneigte sich, so wie es vorhin der Matrose getan hatte. »Mein Name ist Joach, Sohn des Morin’stal.«
    Xin legte sich die Kordel um den Hals und führte den Drachenzahn an seine Lippen. Der weiße Zahn hob sich stark von der dunklen Haut des Mannes ab. Er schien dorthin zu gehören.
    »Nun sind wir Brüder«, erklärte Xin. »Jeder trägt den Namen des anderen im Herzen. Namen beinhalten Macht. Wenn ein Herz das andere braucht, muss das andere zu ihm kommen.«
    Joach streckte die Hand aus und drückte die des Matrosen. Er begriff, dass er eine sehr ernsthafte Verpflichtung einging. »Wir sind Brüder.«
    Plötzlich entstand ein Aufruhr am Bug des Schiffes. Sie lösten den Händedruck und drehten sich beide um. Einer der Zo’ol Matrosen deutete wie wild über den Bug des Schiffes hinaus. Er rief etwas in

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