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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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breitete die Arme vor dem abscheulichen Untier aus. Das Monstrum hatte den Auftrag, ihn zum Schiff der Hexe zu bringen. »Lass uns aufbrechen«, befahl er der Kreatur.
    »Sssso eilig?« zischte diese ihn an und hob den kleinen Menschen in ihre schmierigen Arme. »Bissst du ssso begierig darauf, Blut zu vergießßßen?«
    Als die lederartigen Flügel des Skal’tums sich zum Flug ausbreiteten, antwortete Rockenheim: »Ja. Ich bin bereit für den Tod.«
    Elena vermisste Er’ril mehr als je zuvor. Sie stand allein an der Reling der Bleicher Hengst und schaute auf das ruhige, mondbeschienene Wasser hinaus. Es war nicht sein Schwert oder seine Stärke, die sie vermisste. Ihr fehlte einfach seine ruhige Gegenwart: Wie er stets immer wenn Gefahren lauerten an ihrer Seite stand, ohne ein Wort zu sagen, aber niemals schweigend. Sein Geruch, der ihr flüsternd von den Standi Ebenen, von Heimat und Frieden erzählte, während sein gleichmäßig langsamer Atem von beruhigender Macht und ungebremster Lebenskraft sprach. Auch seine sparsamen Bewegungen, das Reiben von Leder auf Wolle, das Scharren der Stiefel auf Stein, es wirkte manchmal, als würde ein Hengst unruhig auf seiner Gebissstange herumkauen, allzeit bereit, bei dem kleinsten Rucken am Zügel loszugaloppieren.
    All das hatte sie stets gehört. Und während er sie bewacht hatte, war etwas von seiner Stärke auf sie übergegangen. Er hatte ihr die Kraft gegeben, selbst den ärgsten Gräueln gegenüberzutreten. Mit Er’ril in der Nähe war alles möglich erschienen.
    Aber nun nicht mehr.
    Elena warf einen Blick zurück auf das weitgehend leere Deck und seufzte. Auch die anderen Gefährten vermisste sie. Gerade jetzt hätte sie Krals eherne Ruhe, Tante Mis blitzende Klingen und Ferndals großes Herz gut gebrauchen können. Selbst die verschlagene Weisheit Mogwieds wäre ihr jetzt willkommen gewesen.
    Flint, der auf der anderen Seite des Schiffes stand, spürte ihre Melancholie. Der grauhaarige Bruder beendete das Gespräch mit den Zo’ol Matrosen und kam zu ihr herüber. Einer der Zo’ol folgte ihm. Flints Gesicht wirkte grimmig, als er neben Elena an die Reling trat.
    »Seltsame Neuigkeiten«, berichtete er. »Ich habe gerade eine Nachricht von einem Mer’ai Krieger, Bridlyn, bekommen: Irgendetwas im Tang hat sich verändert. Die Kanäle, die aus dem See hinausführen, haben sich wieder geöffnet. Diese Gegend ist nicht mehr allein in der Gewalt des Sargassums.«
    »Öffnet es einen Weg für uns, damit wir flüchten können, oder öffnet es einen Kanal für den Feind, damit er uns erreichen kann?« fragte Elena.
    Flint schüttelte den Kopf.
    Überraschenderweise antwortete der Zo’ol darauf. »Weder noch. Der Wald beobachtet uns nicht mehr. Einen Moment lang habe ich seine Abneigung gespürt und dann nichts mehr. Er hat uns verlassen.«
    »Aber warum?«
    Der Zo’ol zuckte nur die Achseln und wandte sich ab, als wäre diese Frage für ihn nicht von Interesse. Der Mann starrte hinaus auf die glatte Oberfläche des Wassers. Bei Sonnenuntergang waren die Drachen der Mer’ai und ihre Reiter unter die ruhige Wasseroberfläche getaucht. Sie lagen nun im Hinterhalt und warteten auf einen möglichen Angriff. Wenn irgendjemand sie nun ausspionierte, sah er nur die Bleicher Hengst, die allein in der Mitte des großen Sees trieb.
    Elena fuhr zu Flint herum. »Vielleicht sollten wir die Gelegenheit beim Schopf packen und flüchten. Sollen wir unseren Plan nicht noch einmal überdenken?«
    Der Zo’ol sprach erneut und hob eine Hand gen Norden zum Himmel. »Etwas Krankes kommt auf uns zu.«
    Flint drängte sich vor und starrte in den dunklen Himmel. Einige dünne Wolken verdunkelten die Sterne, von einem Feind war jedoch nichts zu sehen. »Ruf die anderen auf ihre Posten!« befahl Flint dem dunkelhäutigen Seemann.
    »Was…?« setzte Elena an, aber dann hörte auch sie das Flügelschlagen in der Ferne, als würde ein großer, schwerer Teppich im starken Wind flattern. Zuerst war das Geräusch nur leise zu hören, doch dann wurde es lauter und stärker. Für Elena klang es wie das ärgerliche Summen und Brummen in einem umgeworfenen Hornissennest. Etwas Widerwärtiges störte den Nachthimmel und kam auf sie zu.
    Elena warf einen Blick zu Flint. Der Zo’ol war bereits gegangen, um Alarm auszulösen. Die anderen Stammesmänner entzündeten entlang der Schiffsreling Signalfackeln. In der Ferne hörte Elena leises Plätschern; die Mer’ai Krieger, die man in den Bäumen am

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