Alasea 03 - Das Buch der Rache
Bogen, um noch höher in die Luft zu steigen.
Bald befanden sie sich inmitten der Skal’ten. Flügel, Klauen und Zähne hatten es auf sie abgesehen. Aber Ragnar’k war kein gewöhnlicher Seedrache, er war der Steindrache A’loatals, ein Quell elementarer Magik. Einst hatte das große Tier dem Prätor selbst gegenübergestanden. Das Gebrüll des Drachen hatte die schwarze Magik des Leutnants des Dunklen Herrn zurückgeschleudert und das Dunkelfeuer des Magikers einfach ausgeblasen, sodass der Mann am Ende ohne eine einzige Machtquelle dastand. Und nun hoffte Saag wan, dass sich dieses Wunder wiederholte.
Ragnar’k attackierte. Er schmetterte den Scheusalen sein Gebrüll entgegen und zerriss sie im Anschluss daran mit seinen silbernen Krallen und den messerscharfen Zähnen in der Luft. Der Lärm des Drachen fegte ihren dunklen Schutz fort. Die Skal’ten schrien, ihre Flügel waren zu Fetzen zerrissen. Sie fielen, sie flatterten und kämpften mit gebrochenen Flügeln, um am Ende doch ins Meer zu stürzen.
Eines von diesen Monstren griff im Fallen nach Saag wan. Noch bevor sie um Hilfe rufen konnte, verteidigte Ragnar’k sie schon. Er bog den Hals zurück, packte das Scheusal am Hals und warf den wild um sich schlagenden Körper mitten in den unruhigen Schwarm seiner Artgenossen.
Schmeckt scheußlich, beschwerte sich Ragnar’k.
Chaos regierte den Himmel, als die Skal’ten des tödlichen Leistungsvermögens des Drachen Gewahr wurden. Saag wan wusste, dass Ragnar’k allein dem Schwarm keinen ernsthaften Schaden zufügen konnte. Es waren zu viele. Für jedes Skal’tum, das der Drache tötete, kamen zwei neue. Aber sie zu bezwingen war in ihrem Plan auch gar nicht vorgesehen.
Wir müssen höher hinauf, drängte Saag wan.
Ragnar’k stieß hinauf und bahnte sich seinen Weg durch den Schwarm der schauderhaften Vögel. Bald segelte er über ihnen. Saag wan blickte in den Himmel und war froh, dass sie Sternen und Mondlicht sehen konnte. Sie schöpfte Hoffnung aus dem so hell scheinenden Mond, durfte jedoch nicht zu lange verweilen. Also richtete sie den Blick wieder nach unten, bereit, den versammelten Feind erneut anzugreifen. Mondlicht beleuchtete das blasse Fleisch der Ungeheuer, ein kranker Mantel aus Flügeln und Krallen hatte sich über dem großen See ausgebreitet.
Saag wan biss sich auf die Lippen, ihre Lage schien aussichtslos zu sein. Aber sie gab Ragnar’k das Signal: drei Schläge mit der Hand, das alte Zeichen für Conch unterzutauchen. Sie mussten dieses faule Meer angreifen.
Ragnar’k fuhr herum und tauchte in das dichte Gewimmel ein. Der Drache brüllte, und die Skal’ten versuchten, vor ihm zu fliehen. Sie sanken tiefer, um dem Zorn des Drachen zu entkommen. Aber Ragnar’k ließ nicht nach. Er segelte über der Menge hin und her und trieb die Ungeheuer so immer tiefer und tiefer der ruhigen Oberfläche des Sees entgegen. Aus dem Hals des Drachen erschallte ein schier unendlicher Schrei. Gelegentlich versuchten Nachzügler, Ragnar’k anzugreifen, aber ihre geschwächten Körper wurden bald in das blasse Meer aus hilflos zuckenden Gliedern zurückgeworfen. Manchmal streckte Ragnar’k seine Silberkrallen aus und zog eines der Ungeheuer aus dem dichten Schwarm heraus, um dann das blutige Aas auf das Skal’ten Heer zu schleudern. Das Blut sollte ihnen eine Warnung sein.
Als der Schwarm endlich nahe der Wasseroberfläche angekommen war, übermittelte Saag wan ihrem Reittier die letzte Botschaft: Jetzt.
Ragnar’k streckte den Hals und trompetete ein ohrenbetäubendes Gebrüll hinaus. Das Geschmetter spaltete die Nachtluft.
Auf dieses Signal hin brach der See wie ein Vulkan aus. Hunderte von Drachen schossen aus den Tiefen des Wassers herauf und schnappten nach den dicht über ihnen fliegenden Skal’ten. Sie besaßen zwar keine Magik wie Ragnar’k, aber die Seedrachen verfügten über ihre eigenen Waffen: Zähne und Wasser. Überall auf dem See packten Drachen die Beine und Flügel der fliegenden Monster und zerrten sie hinunter in die Tiefe. Das Wasser verwandelte sich in ein schäumendes Schlachtfeld. Drachen brüllten; Mer’ai schrien; Bestien heulten auf. Man konnte nur noch schwer feststellen, wo der Himmel endete und das Meer begann.
Bei dem Angriff von unten versuchten einige der Skal’ten zu fliehen, aber sie rechneten nicht mit Ragnar’k und seinen scharfen Klauen und Zähnen. Und die wenigen, die dem großen Drachen entkamen, konnten sich auch noch nicht in Sicherheit
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