Alasea 03 - Das Buch der Rache
geschickt. Mich weihte man jedoch nicht in den Grund dafür ein. Und keiner sollte die Befehle des Schwarzen Herzens infrage stellen. Schorkan vermutete, dass damit das Wehr gestärkt werden sollte.«
»Du sprichst immerzu von diesem Wehr. Was genau ist das?«
Greschym schüttelte den Kopf. »Ich glaube, nicht einmal Schorkan könnte diese Frage beantworten. Wir wissen nur, dass vor langer Zeit etwas in das Tor fiel und gefangen wurde, aber es war zu groß, als dass ein Tor allein es hätte halten können. Es breitete sich zu allen vier Wehren aus, verknüpfte diese miteinander und schloss sich selbst für alle Ewigkeit auf diese Weise ein.«
»Und was macht das Wehr?«
Greschym sah Er’ril listig an. »Genug mit diesem Verhör. Ich werde diese letzte Frage nur beantworten, wenn du schwörst, danach das Buch zu befreien.«
Er’ril runzelte die Stirn.
»Vertrau mir. Du wirst mit der Antwort zufrieden sein. Es ist eines der bestgehüteten Geheimnisse des Herrn des Schreckens.«
Er’ril fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er wusste, dass der Dunkelmagiker nicht immer so gesprächig sein würde. Eine letzte Antwort würde ihm reichen müssen. »Gut. Ich schwöre, das Buch zu befreien. Also, was macht dieses Wehr?«
Greschym trat ganz nahe an Er’ril heran. »Es ist die Macht Quelle des Herrn der Dunklen Mächte, der Brunnen, aus dem er seine schwarze Magik schöpft!«
Er’ril verschlug es schier den Atem. Das war die Antwort auf die Frage, die die Bruderschaft Jahrhunderte lang gequält hatte. Die Machtquelle des Schwarzen Herzens! Hätte die Bruderschaft das schon vor Jahrhunderten gewusst, hätte sie vielleicht einen Weg finden können, um den Herrn des Schreckens von seiner Magik Quelle zu trennen. Greschym hatte nicht gelogen. Diese Neuigkeit war den hohen Preis des Eides wert.
»Nun brich den Bann, und befreie das Buch des Blutes«, drängte Greschym, obwohl er sich immer noch an die Eiswand lehnen musste, so schwach war er. Der alte Magiker erholte sich kaum noch von den Anstrengungen.
Er’ril nickte. Noch immer war er zu verwundert, um sprechen zu können. Er stellte sich vor die Wand aus schwarzem Eis und fuhr mit der Hand darüber. Schließlich fand er den Punkt, von dem aus die Sperre zu lösen war. Nun fehlte nur noch der Schlüssel. Er’ril drehte sich seitlich zur Wand, lehnte die armlose Schulter gegen das Eis und sah Greschym an. »Ich habe Schorkan gesagt, dass der Bann mehr als nur mein Blut und meine Magik verlangte.«
»Ja, ich erinnere mich an deine List.«
»Es war keine List. Der Preis für den Bann war sehr hoch.« Er’ril presste seine Schulter fest gegen das eisige Schloss in der Wand. »Er nahm auch mein Fleisch.«
Stechende Schmerzen zuckten durch Er’rils Schulter, als Knochen, Muskeln und Gewebe ihren alten Platz wieder fanden. Das schwarze Eis schmolz.
Da die Wand verschwand und Greschym keinen Halt mehr fand, geriet der alte Magiker ins Wanken und fiel auf die Knie. Mit großen Augen beobachtete er die Verwandlung, die der Bann bewirkte. Als schließlich die letzten Spuren der Magik dahingeschmolzen waren, blickte er zu Er’ril auf. »Du selbst warst der Schlüssel!«
Er’ril blickte hinunter zu seiner vernarbten Schulter, an der nun wieder ein Arm aus Muskeln und Knochen hing. Es war kein Phantomarm, sondern sein eigen Fleisch und Blut, das er vor Jahrhunderten geopfert hatte, um den Bann zu ermöglichen. Er beugte den Arm und führte ihn zur Brust. In der Hand hielt er ein Buch, das er seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen hatte. Ein abgewetztes, schwarzes Tagebuch mit einer verschnörkelten, burgunderroten Rose, die auf den Einband geprägt war.
Greschym folgte dem Buch mit den Augen. »Das Buch des Blutes!«
Er’ril achtete darauf, dass es nicht in die Reichweite des Magikers gelangte.
»Wir haben einen Pakt geschlossen«, herrschte Greschym ihn an. »Du hast einen Eid geschworen.«
»Ich habe geschworen, das Buch zu befreien. Und das habe ich getan.« Er’ril trat mit rasselnden Ketten zur Seite und stieß den Span aus Greschyms Stab, den er vorhin auf den Boden geworfen hatte, mit dem Fuß zu dem alten Dunkelmagiker. »Der ist nutzlos. Du wolltest mich betrügen.« Er’ril zermalmte das Holzstück unter seinem Absatz. »Also sind alle Versprechen, die wir uns einmal gegeben haben, ungültig.«
Greschym richtete sich mühsam auf, aber ohne seinen Stab und geschwächt vom Kampf gegen Schorkan, konnte sich der alte Magiker nur noch langsam
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