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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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auf. »Danke, Innsu.«
    Bevor Innsu ging, warf er Joach noch einen unergründlichen Blick zu. Sein Gesicht war wieder wie versteinert. Dann wandte er sich ab. Auch die anderen Stammesleute zogen sich in ihre Zelte zurück, um die Gäste beim Essen nicht zu stören. Doch von irgendwoher schwebten weiterhin weiches Saitenspiel und Zimbelgeklapper durch die Nacht.
    Als alle saßen, zeigte ihnen Kesla, wie hier gegessen wurde. Teller, Messer, Gabeln oder Löffel gab es nicht. Vor jedem Kissen lag nur ein kurzer Speer, etwa so lang wie Joachs Unterarm. Kesla demonstrierte, wie man mit diesem Werkzeug einen Happen aufspießte und an die Lippen führte.
    Sie steckte das Fleisch jedoch nicht in den Mund, sondern nickte Joach zu. »Die Männer zuerst.«
    Lächelnd holte sich Joach ein schön gebräuntes Stück.
    »Gebratene Eule«, erklärte Kesla.
    Joach führte das Fleisch an die Lippen. Als er mit den Zähnen durch die Kruste zum zarten Kern vordrang, schloss er die Augen und würdigte mit einem genießerischen Seufzer die pikante Marinade. Es war das Beste, was er jemals gegessen hatte.
    Auch die anderen waren voll des Lobes. Nachdem die Männer gekostet hatten, machten sich auch die Frauen mit ihren Speeren über das Festmahl her. So schmausten sie im Schein des Mondes bis tief in die Nacht hinein, das Bier floss in Strömen, und es wurde gelacht, bis auch die letzten Spannungen und Schmerzen überwunden waren. Joach hätte fast vergessen, dass er mitten in den Südlichen Ödlanden saß, einem der unwirtlichsten Gebiete Alaseas. Als er endlich satt war, stöhnte er noch einmal vor Wollust und legte den Speer weg.
    »Willst du etwa schon aufhören?« neckte ihn Kesla.
    Joach nickte. »Eure Gastfreundschaft ist überwältigend. Aber wenn ich nur noch ein einziges Krümelchen esse, platze ich wie ein überreifer Kürbis.«
    Den anderen ging es ähnlich. Saag wan und Kast zogen sich bald Arm in Arm in das Zelt zurück, das man ihnen zugewiesen hatte. Auch Hant wurde unruhig. »Ich muss Scheschon zu Bett bringen.« Das Kind hatte sich an ihn gelehnt und schnarchte leise. Es schlief schon längst. Hant hob es mit einem Arm auf und erhob sich. Scheschon regte sich nicht einmal. Hant ging auf die Zelte zu. Er schwankte ein wenig, eine Folge des reichlichen Biergenusses.
    »Schlaft gut«, rief Kesla ihm nach.
    Er dankte ihr mit erhobenem Arm und verschwand in einem der Zelte.
    Kesla wandte sich Joach zu. Ihre Blicke fanden sich. Jetzt waren sie allein. Sie schlug scheu die Augen nieder. »Ich habe dem Schamanen Parthus von dem Nachtglasdolch erzählt. Er begleitet uns morgen zum Alkazar.«
    »Das ist gut«, murmelte Joach. Auch er war verlegen geworden. Er zog die Beine an und stand auf. »Ich lege mich wohl auch besser schlafen.«
    Kesla blieb mit untergeschlagenen Beinen sitzen und starrte auf ihre Zehen. »Schon?«
    Joachs Herz machte einen Satz. Er scharrte mit den Füßen im Sand. »Nun ja, eigentlich … bin ich noch gar nicht so müde.«
    Geschmeidig erhob sie sich. »Nach einem reichlichen Essen tut ein kleiner Spaziergang gut. Fördert die Verdauung.«
    »Das habe ich auch schon gehört. Aber wo kann man denn hier spazieren gehen?«
    Endlich hob sie den Kopf und sah ihn an. »Ich zeige es dir.« Sie deutete auf einen Pfad, der in ein dichtes Wäldchen führte. »Dort gibt es etwas, was du unbedingt sehen solltest.«
    Sie wollte vorangehen, aber Joach trat rasch an ihre Seite. »Wohin führst du mich?« fragte er.
    »Du wirst schon sehen.«
    Schweigend suchten sie sich einen Weg durch die Bäume. Kleine Fledermäuse stoben auf, wenn sie ihnen zu nahe kamen. Bald lag der Wald hinter ihnen, und sie stiegen eine Düne hinauf Joach rutschte immer wieder zurück, aber Kesla huschte leichtfüßig über den lockeren Sand. Sie reichte ihm die Hand, um ihm zu helfen. Ihre Finger brannten auf seiner Haut wie glühende Kohlen.
    »Wenn du auf der Innenkante deiner Füße läufst, hast du mit dem Sand nicht so sehr zu kämpfen.«
    Joach befolgte den Rat und stellte fest, dass sie Recht hatte. Doch obwohl er sich jetzt weniger anstrengen musste, ließ sie seine Hand nicht los. Er hatte nichts dagegen, sondern rückte sogar noch näher an sie heran. Ihr Haar roch nach dem Wasser der Oase, und ihre Haut hatte einen ganz eigenen Duft.
    Viel zu früh hatten sie den Kamm der Düne erreicht.
    Vor ihnen erstreckte sich die Wüste im silbernen Licht des Mondes bis ins Unendliche. »Wie wunderschön«, murmelte er.
    Sie lehnte sich an ihn und

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