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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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zu bringen?«
    Wieder hielt der Zo’ol seine Münze in die Höhe. »Ich habe es immer wieder versucht. Aber die Münze ist erkaltet. Leer. Ein sehr schlechtes Omen.«
    Elena richtete sich auf. »Also, was machen wir? Wir können die Botschaft nicht einfach ignorieren.«
    Endlich steckte Er’ril mit scharfem Klirren sein Schwert in die Scheide zurück. »Sie haben sich aus freien Stücken nach Westen in die Wildnis gewagt. Wir können keine Kräfte für eine aussichtslose Suchaktion entbehren.«
    »Aber …«
    »Du musst dich auf deine eigenen Kämpfe konzentrieren, Elena. Und heute Nacht ist es deine Aufgabe, dich mit dem Buch des Blutes zu beraten und einen Plan zu fassen, um ihn morgen dem Rat vorzulegen. Dazu hast du dich verpflichtet. Du hast dein Wort in das Eisenholz des Tisches gebrannt. Nun musst du dazu stehen.«
    »Aber wie kann ich das? Wenn Tante Mi in Gefahr ist …«
    »Mikela ist eine erfahrene Schwertkämpferin, und sie hat ihre Gestaltwandlerfähigkeiten zurückgewonnen«, unterbrach Er’ril sie streng. »Nun muss sie der Bedrohung mit der ihr eigenen Kraft und Geschicklichkeit entgegentreten wie jeder andere auch.«
    Elena konnte ihre Betroffenheit nicht verbergen.
    Er’ril packte sie an beiden Schultern. »Ich werde mich in der Bibliothek der Bruderschaft umsehen. Vielleicht kann ich über diese Wehrtore mehr in Erfahrung bringen. Aber du darfst dich nicht verzetteln. Du hast noch eine lange Nacht vor dir. Ich schlage vor, du ruhst dich aus, schläfst ein paar Stunden und schlägst dir die Sorgen für diese eine Nacht aus dem Kopf.«
    »Wie könnte ich das?« flüsterte sie und machte sich frei. »Wie kann man sein Herz verschließen?«
    »Du musst dir nur klar machen, dass du mit all deiner Sorge Mikela und den anderen nicht helfen kannst. Wenn du dir neben deiner eigenen auch noch ihre Last auflädst, leiden nur beide Seiten darunter.«
    Elena ließ die Schultern hängen und nickte. Er’ril hatte Recht. Sie hatte sich verpflichtet, die verschiedenen Parteien zu einen und auf einen gemeinsamen Weg einzuschwören. Sie hatte von den Anführern an dem langen Tisch verlangt, in sich zu gehen und sich durch nichts ablenken zu lassen. Muss ich dann nicht mit gutem Beispiel vorangehen?
    Sie hob den Kopf und sah Er’ril an. Ihre Züge wurden hart. »Ich werde tun, was du sagst.«
    Er’ril nickte befriedigt. »Dann bringe ich dich jetzt auf dein Zimmer. Kurz bevor der Mond aufgeht, komme ich, um dich zu wecken.«
    Sie nickte und setzte sich in Bewegung. Mit einem Mal war sie sehr müde. Da sie an dem Zo’ol Schamanen vorbeiging, legte sie ihm die Hand auf die Schulter. Der dunkelhäutige Mann wirkte noch immer verschreckt und tief beunruhigt. Was immer er von Tyrus gehört hatte, es hatte ihn sehr erschüttert. »Wir werden heute noch so viel wie möglich in Erfahrung bringen«, versprach sie ihm. »Hab keine Angst. Wenn wir irgendwie helfen können, werden wir es tun.«
    Der Schamane senkte den Kopf und drückte die Faust auf die Stirnnarbe.
    Elena ging weiter durch den Korridor. In Gedanken war sie immer noch bei ihren verschollenen Freunden. Sie sprach ein stummes Gebet für deren Sicherheit, doch die Angst senkte sich über sie wie zäher Nebel. Und in diesem Nebel flammte ein weiteres Gefühl auf: eine ständig wachsende Unruhe.
    Irgendetwas war da draußen nicht in Ordnung.
    Sie wusste es so sicher, wie sie wusste, dass heute Nacht Vollmond war. Und wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, dann war ihr diese Angst nicht neu. Schon seit zwei Tagen war nichts mehr so, wie es sein sollte: Das Sonnenlicht war wässrig, die Stimmen klangen schrill, das Essen schmeckte nicht, ihre Haut juckte ständig. Und seit heute Morgen hatte sie das Gefühl, von den Mauern der Burg erdrückt zu werden.
    Tatsächlich war es vor allem diese Beklemmung, die sie dazu getrieben hatte, sich vor die Ratsversammlung hinzustellen und eine Entscheidung zu erzwingen. Er’ril mochte sie für tapfer, ja für kühn halten, aber in Wirklichkeit war sie nur unruhig und besorgt. Sie hatte gehandelt, weil die Zeit drängte
    für sie und für die anderen. Sie hatte nicht mehr länger still sitzen können.
    Elena warf einen Blick zurück und suchte nach dem Stammesweisen. Aber der war verschwunden, als hätten ihn die Schatten verschluckt.
    Wenn sich nur ihre Ängste genauso schnell in Luft auflösen könnten!
    Tol’chuk kauerte auf dem Ostturm der Festung zwischen den Granit und Vulkansteinblöcken, die aus der Brüstung

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