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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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langsamer und die mit jedem Schritt bewältigten Wegstrecken kürzer.
    Endlich bemerkte er vor sich eine leichte Welle im Sand. Er kniff die Augen zusammen, aber noch waren sie zu weit weg. Schweigend gingen sie weiter. Langsam bildeten sich Einzelheiten heraus. Eine Bewegung entstand die Welle wurde zu einem silbernen Fluss, der mit einer leichten Windung ihren Weg kreuzte.
    Als sie noch näher kamen, sah Joach, dass nicht Wasser durch die Rinne strömte, sondern flüssiges Silber. Parthus führte ihn bis ans Ufer. Hier war die Macht so stark, dass er sie wie einen Druck auf dem Trommelfell spürte. Das Gelände fiel zum Flusslauf hin sanft ab. Parthus deutete auf das silberne Band.
    Joach beugte sich vor und sah wie in einem Spiegel sein eigenes Gesicht aber nicht nur das! Er hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzukeuchen. In diesem Spiegel war der Nachthimmel voller Sterne, und hinter Joach ragte eine mächtige Mauer empor. Doch wenn er über die Schulter schaute, sah er nichts nur die glatte, endlose Wüste. Er starrte erneut in den silbernen Spiegel. Ein Blick nach rechts und nach links zeigte ihm, dass sich die Mauer darin nach beiden Seiten fortsetzte.
    »Der Südwall«, flüsterte Parthus. »Hier wird er von der Wüste geträumt.«
    Joach war starr vor Staunen.
    Bevor er die Sprache wiederfand, mahnte ihn Parthus abermals zum Schweigen und ging nach links am Ufer entlang. Joach folgte ihm. Es fiel ihm schwer, den Blick von dem Silberfluss zu lösen. Auf der blanken Fläche schritten er und Parthus neben dem Südwall dahin. Unglaublich.
    Nach einiger Zeit allerdings verblasste das Bild, und der Spiegel verdunkelte sich. Zunächst war die Veränderung kaum wahrnehmbar, doch mit jedem Schritt verlor das Silber mehr an Glanz. Joach bemerkte auch, dass der allgegenwärtige Druck zu schwanken begann. Er sah den Schamanen fragend an.
    Der Alte legte wieder den Finger auf die Lippen und führte ihn auf eine kleine Anhöhe, an der der Silberstrom in leichtem Bogen vorbeifloss. Als sie die Kuppe erreichten, bot sich ihnen ein Anblick, vor dem Joach erschrocken zurückwich.
    Ein kleines Stück vor ihnen kam der Fluss hinter dem Hügel hervor und wurde von einem Becken voller Finsternis, einem schäumenden Trichter, einem krankhaften Sog, verschlungen. Jenseits des Beckens schlängelte sich ein silberner Faden weiter in die Wüste hinein und auf den fernen Horizont zu. Doch selbst aus dieser Entfernung konnte Joach erkennen, dass es nur ein spärliches Rinnsal war, geschwächt und vergiftet von der Finsternis, die es durchlaufen hatte.
    Er wandte sich dem Strudel aus finsterer Energie zu. Der schwarze Fleck begnügte sich nicht mit dem Fluss, er schickte unter dem sandigen Ufer seine Ausläufer weit in die Wüste hinein, schemenhafte Adern, die sich durch die Tiefen wühlten und den Schein des Traumsandes dämpften.
    Joach überlief ein Schauer. Er erinnerte sich an Keslas Erzählungen von einer Verderbnis, die sich ausbreitete und die Südlichen Ödlande vergiftete. Hier war die Quelle.
    Neben ihm streckte Parthus den Arm aus und zeigte auf das Becken mit dem schwarzen Trichter der Finsternis. Seine Lippen formten ein einziges Wort, einen Namen: »Tular.«
    Dann fasste er Joach am Arm, zog ihn den Hügel wieder hinab und entfernte sich mit ihm vom Fluss. Sie nahmen den gleichen Weg, den sie gekommen waren. Joach stapfte schweigend durch den Sand, wie betäubt von dem, was er eben gesehen hatte. Das Böse, das sich in Tular eingenistet hatte, wurde aus einer Ader gespeist, in der die Energie des Landes floss. Es missbrauchte diese Kraftquelle für seine eigenen verwerflichen Ziele.
    Joach erinnerte sich, wie die Bösewächter geschmiedet, wie die Energien bestimmter Elementargeister verseucht und in den Dienst des Schwarzen Herzens gezwungen wurden. Das Gleiche geschah hier nur in größerem Maßstab. Joach spürte, wie ihn eisiges Grauen erfasste. Konnte der Herr der Dunklen Mächte sogar das Land selbst zu seinem Bösewächter versklaven? War so etwas möglich? Wenn es dazu käme, wenn auch noch das Land dazu gebracht würde, sich gegen sie zu wenden, dann könnte niemand mehr dem Großen Gul’gotha widerstehen nicht einmal Elena.
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. So weit durfte es nicht kommen.
    Jemand fasste ihn am Arm. Sein Blick kehrte in die Traumwüste zurück. »Wir sind angekommen«, sagte der Schamane, setzte sich mit untergeschlagenen Beinen in den Sand und winkte auch Joach, sich

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