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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Tol’chuk: »Ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir diese Reise gemeinsam machen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das Herz hat mich zu dir geführt, und ich glaube, dass unser beider Wege auch am selben Ort enden werden.« Er sah auf Gul’gotha hinab. »Wo immer das Mantikor Tor sich verbirgt, dort finden wir auch die Antwort auf alle unsere Fragen.«
    Elena nickte. »Ich glaube, du hast Recht.« Noch einmal sah sie sorgenvoll dem Sturm entgegen. Jetzt drang auch der Donner herüber, als wollte er sie abschrecken. Doch so gern sie die Warnung befolgt hätte, sie durfte es nicht. Sie wandte sich ab. »Jetzt können wir hinuntergehen. Genießen wir die Wärme, solange es noch geht.«
    Tol’chuk brummte nur, drehte sich um und ging vor ihr her, um sie ein wenig vor dem kalten Regen zu schützen.
    Elena folgte ihm und vergegenwärtigte sich die verschiedenen Schicksale. Der Vernichter, das Wehrtor, der Geburtsort des Schwarzen Herzens, die Heimat der Zwerge wie fügte sich das alles zusammen?
    Wieder klangen ihr Cassa Dars Worte in den Ohren.
    Niemand wusste etwas Genaues …
    Königin Tratal sah die junge Frau mit dem feurigen Haar in die Tiefen der Sonnenjäger hinabsteigen. Weder sie noch ihr riesiger Begleiter hatten die Königin bemerkt. Tratal konnte sich, wenn sie wollte, auf ihrem eigenen Schiff jederzeit unsichtbar machen, indem sie sich mit einem Energieschleier umgab, der sie wie ein dichter Nebel vor den Augen anderer verbarg, ohne jedoch ihren eigenen Blick zu trüben. Sie kehrte der Heckreling den Rücken und strich dabei mit einer Hand so zärtlich über das hölzerne Geländer, als sei es die Wange eines Geliebten.
    Nun war sie allein, abgesehen von dem einsamen Wachposten im Krähennest oben am Hauptmast. Um sicher zu sein, dass Elena tatsächlich gegangen war, durchdrang sie mit ihren Sinnen das ganze Schiff und verfolgte ihre Schritte über eine Leiter auf dem Mitteldeck. Die Hexe gesellte sich wieder zu den anderen, die in der Kombüse versammelt waren.
    Gut …
    Tratal ließ ihren Nebelmantel fallen und schaute bugwärts. Offenbar war niemandem aufgefallen, dass mit dem Sturm, der über der Küste hing, etwas nicht stimmte. Sie gab dem Elv’en Matrosen im Krähennest ein Zeichen. Er nickte ihr zu.
    Alles war bereit.
    Tratal hielt das Gesicht in den Wind und zapfte die Energie des Sturmes an. Elementarkräfte wogten um den Bug und sprühten knisternde Funken. Ihr Haar umwehte das schmale Gesicht wie eine silberweiße Wolke. Die Magik schwoll an. Seufzend hob sie die Arme und griff ein in das Spiel von Wind und Energie. Die Segel blähten sich. Tratal steuerte direkt in das Herz des Sturms hinein. Ein kaltes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Im trüben Grau wirkten ihre Züge wie aus Eis geformt, die Augen glühten wie azurblaue Edelsteine.
    »Zeigt euch!« befahl sie den schweren Wolken über den sturmgepeitschten Klippen in der Sprache des Windes. »Es ist so weit!« Heftige Böen trugen die Worte davon.
    Vor der Küste rissen die Nebel plötzlich auf, die schwarze Wolkenbank öffnete sich, und ein Dutzend kleiner Windschiffe schoss heraus wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm. Knisternd liefen die Energien über ihre schwarzen Kiele und entluden sich in grellen Blitzen. Die schnellen Kriegsschiffe teilten sich und stießen in zwei Wellen auf das große Flaggschiff herab.
    Der Wind flüsterte Tratal die Grüße und Rückmeldungen aller Kapitäne zu. Sämtliche Schiffe erklärten sich einsatzbereit.
    »Dann wollen wir beginnen«, entschied Königin Tratal und schickte weitere Energien in den falschen Sturm hinaus.
    Die schwarze Wolkenbank begann zu brodeln, und bald öffnete sich in ihrer Mitte eine Gasse. Die kleinen Schiffe setzten sich an die Seiten des großen Schiffs und geleiteten es in den wogenden Tunnel hinein. Weit vorn, tief vergraben in den Wolken, leuchteten im flackernden Schein der Blitze die vertrauten Mauern und Zinnen.
    Königin Tratal lächelte. Seit einem Mond weigerte sich Elena nun schon, sich diesen albernen Krieg aus dem Kopf zu schlagen, sich zu ihrer wahren Herkunft zu bekennen und ihr Erbe anzutreten. Selbst Tratals eigener Sohn Merik war töricht genug gewesen, sich von der Aufregung der Schlammbewohner anstecken zu lassen. Aber Königin Tratal war nicht so leicht zu beeinflussen. Sie wusste, was sie der Vergangenheit und der Zukunft ihres Volkes schuldig war. Die Blutlinie ihres verschollenen Königs sollte nicht noch einmal verloren gehen, sondern dahin

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