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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Drachenschwingen. Ein heiseres Brüllen erscholl, und bald kauerte ein riesiger schwarzer Seedrache auf dem Deck und bohrte seine Silberklauen in die Planken. Der Kopf war himmelwärts gereckt, im geöffneten Maul blitzten Reißzähne so lang wie ein Männerarm. Er machte seinem Triumph mit lautem Trompeten Luft.
    Merik hörte, wie Tok erschrocken den Atem anhielt. Der Junge hatte noch nie miterlebt, wie Kast sich in den Drachen Ragnar’k verwandelte.
    Saag wan saß auf dem Rücken des riesigen Tieres und streckte dem Elv’en die Hand entgegen. Ein schwarzes Drachenauge richtete sich auf ihn.
    »Nimm Kasts Kleider mit«, bat ihn die Mer’ai. »Wir fliegen gleich los.«
    2
    Er’ril stieg die lange Leiter hinab, die von der Observatoriumskuppel in die Bibliothek führte. Über seiner Schulter hing eine Büchertasche, und in der Hand hielt er eine Öllampe mit kurzem Docht. Er war vor den riesigen Bücherstapeln der Ordensbibliothek in die Stille und Einsamkeit des Observatoriums geflüchtet, um dort im Halbdunkel zwischen den alten Messingteleskopen und Prismengläsern, mit denen man einst die Sterne beobachtet hatte, über den uralten Texten zu brüten. Aber der Lohn für seine Mühe war nicht groß gewesen. In keinem Buch, keiner Schrift hatte er auch nur ein Wort über die Wehrtore gefunden. Lediglich einen versteckten Hinweis auf das mythische Wehr selbst.
    Aber was sollte er damit anfangen? Er war kein Gelehrter. Er verstand etwas von Schwertern und von Pferden, aber viel mehr auch nicht. Doch er wollte Elena nicht enttäuschen. Er hatte die wilde Entschlossenheit in ihren Augen wohl bemerkt, als sie hörte, in welcher Gefahr sich ihre Tante Mikela und die anderen befanden. Ein neues Wehrtor, irgendwo im Norden in der Nähe von Burg Mryl. Warum gerade dort? Er’ril hatte gehofft, auf den verstaubten Regalen eine Antwort zu finden, etwas, was ihm helfen konnte, Elena einen fundierten Rat zu geben. Aber er hatte nur weitere Rätsel entdeckt.
    Das Wehr.
    Der einzige Hinweis bezog sich auf die Elementarenergien, die dem Land selbst innewohnten. Die alte Schrift stellte die Theorie auf, solche Energien brauchten ein exaktes Gegenstück in der Natur, um überhaupt existieren zu können. Alles in der natürlichen Welt hätte zwei Seiten, die einander wie Spiegelbilder ergänzten. Sonne und Mond. Feuer und Eis. Licht und Dunkelheit. Sogar die beiden Geistwesen Chi und Cho spiegelten einander: ein männliches und ein weibliches Prinzip, das in seiner Dualität für ein allumfassendes Gleichgewicht sorge. Der Text postulierte nun ein Gegenstück zur Magik des Landes. Wenn die Elementarkräfte alle natürlichen Erscheinungen einschlossen, müsste eine entgegengesetzte Macht alles in sich vereinen, was unnatürlich war. Dieser mythischen Instanz hatte der Gelehrte den Namen Wehr gegeben.
    Er’ril stieg von der letzten Sprosse der Leiter. Ein Frösteln überlief ihn. Er hatte am eigenen Leibe erfahren, dass das Wehr alles andere als ein Mythos war, als er durch ein Magik Portal, die Schwarzsteinstatue eines Wyvern, direkt hineingezogen wurde. Zwar hatte er keine Erinnerung an dieses Erlebnis, aber die war nur irgendwo vergraben sein Bewusstsein hatte sie weggeschlossen, um zu verhindern, dass er den Verstand verlor. Und damit war Er’ril auch ganz zufrieden, denn, so befürchtete er, sollte jemals Licht in diesen Winkel seines Geistes fallen, dann wäre er womöglich für immer verloren.
    Er’ril durchquerte den langen, schmalen Lesesaal und stellte seine Öllampe und die Büchertasche neben dem Bruder in der weißen Kutte ab, der ihm bei seinen Nachforschungen behilflich gewesen war.
    Der alte Gelehrte hatte sich die Brille ganz nach vorn auf die Nasenspitze geschoben. Nun blickte er auf. »Konntest du mit den Büchern etwas anfangen?«
    »Das weiß ich noch nicht, Bruder Ryn. Ich muss mir das, was ich gelesen habe, erst noch durch den Kopf gehen lassen.«
    Der kahlköpfige Ordensbruder nickte verständnisvoll. »Nur so kann der Mensch zur Weisheit gelangen.« Damit wandte er sich wieder dem brüchigen Pergament auf seinem Tisch zu. »Ich werde zusammen mit den anderen Gelehrten weiter die Regale durchforsten. Vielleicht können wir noch mehr für dich in Erfahrung bringen.«
    »Ich danke dir, Bruder Ryn.« Er’ril verneigte sich und wandte sich zum Gehen.
    Aber der Gelehrte hielt ihn auf. »Diese Wehrtore …« , sagte er.
    »Du hast sie als eine Art von Magnetsteinen beschrieben, die nicht nur die Magik selbst an

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