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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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noch nach Stephen? Doch die Antwort bekam ich auf den Schlag.
    „Wenn Sie sich nicht ankleiden, werde ich Sie mitnehmen, wie Sie sind. Sie haben die Wahl. Und schreien nützt auch nichts. Sie sind ganz alleine in diesem Stockwerk!“
    Er sagte die Wahrheit. Außer Robbie und mir wurden keine Gäste in dieser Etage untergebracht, da die Zimmer recht klein und verwinkelt wirkten und er sprach sicherlich keine leeren Worte. Seufzend ging ich zum Schrank, zog etwas anderes heraus, was ich alleine anziehen konnte. Ich entschied mich kurzentschlossen für einen der karierten Röcke, dazu ein passendes tannengrünes Mieder, was ich vorne zuziehen konnte und ein helles Hemd aus Schrapnell. Auch wenn es dunkel war, so wollte ich doch angemessen gekleidet sein. Hastig drehte ich meine langen Locken zu einem Dutt und steckte sie fest.
    Ich überlegte. Hatte ich etwas Wichtiges vergessen?
    Ja doch! Mein Dolch!
    Die ganze Zeit hatte ich ihn nicht gebraucht und nun wußte ich nicht, wo er war. Aufgeregt durchwühlte ich sämtliche Schubladen und Regale, hoffte inständig, daß ihn Robbie nicht eingesteckt hatte und fand ihn dann schließlich inmitten von seinen Hemden. In der Aufregung hatte ich ganz vergessen, daß ich ihn selbst dort versteckt hatte. Hastig  steckte ich ihn in meinen Strumpf und setzte mich wieder.
    Einem Blitzgedanken folgend schmierte ich schnell noch einige Zeilen auf einen Bogen Papier, versiegelte ihn hastig mit dem Wachs der Kerze und versteckte ihn unter dem Kopfkissen. Wenn Molly morgen früh das Zimmer richtete, würde Sie diese Nachricht finden und sofort Stephen informieren. Falls sie lesen konnte.
    Ich setzte mich ratlos an den Schreibtisch und dachte nach, als Campbell auch schon wieder herein kam.
    „Ah. Gut. Dann können wir ja gehen.“ Zuvorkommend hielt er die Tür auf.
    „Darf ich mir vielleicht noch Schuhe anziehen?”, fragte ich heiser.
    „Dann beeilen Sie sich.“
    Unter seinem eisernen Blick zog ich meine Stiefel an, die mir Robbie seinerzeit besorgt hatte. Sie paßten zwar nicht ganz zu meiner Kleidung, wärmten meine Füße jedoch gut und falls ich mich gegen Übergriffe wehren müßte, würden sie mir bestimmt gute Dienste leisten.
    „Wohin bringen Sie mich eigentlich?“
    „Seien Sie still“, schnauzte er. Campbell warf mir noch meinen Umhang zu, den ich eingeschüchtert umlegte und ich verließ meine Zuflucht in ein mir unbekanntes Ziel.
     
    Es war eine kurze aber hitzige Kutschfahrt.
    In rasantem Tempo ratterten wir über die matschigen Straßen. Ein Blick aus dem Kutschfenster zeigte tiefhängende, dunkle Wolken, die die uns noch immer umgebende Dunkelheit verstärkte. Es war für mich nicht zu erkennen, welche Richtung wir einschlugen. Campbell, der mir gegenüber saß, fixierte mich mit hartem Blick, sagte aber kein Wort.
    Nun wurde es mir doch zu bunt und fauchte ihn an.
    „Was starren Sie denn so und wohin bringen Sie mich? Ich werde es meinem Mann erzählen. Das wird er Ihnen nicht so einfach durchgehen lassen!“
    „Sie werden gar nichts.“
    Ich setzte mich auf, mußte mich jedoch an der Tür festhalten, um nicht zur Seite zu kippen.
    Was sind das nur für schlechte Straßen!, dachte ich aufgebracht und strich mir genervt eine Strähne aus dem Gesicht.
    „Sie können mir gar nichts befehlen!“
    Campbell sah mich nachdenklich an und beugte sich leicht vor. Durch die unebene Straße wurde auch er ein wenig durchgeschüttelt, doch war er standhafter als ich.
    „Nun hören Sie mir mal zu“, sagte er in einem recht freundlichen Ton, der mich überrascht aufblicken ließ. „Daß ich Sie nicht besonders - sagen wir, schätze - haben Sie ja schon bemerkt.“
    „Das macht nichts“, entgegnete ich spitz. „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
    „Gut. Ich sage Ihnen auch, warum. Ich habe etwas gegen Hexen in meiner Nähe.“
    „Ich bin keine Hexe!“, rief ich zornig.
    „Das wird sich noch herausstellen. Wir werden nun nach Balnairn-House fahren. Dort erwartet man uns. Sie werden -“
    Ich erstarrte und sah ihn erschrocken an. Balnairn-House! Das Haus der  Geister, umgeben von einer Aura des Todes! Und dem Herrn von Balnairn. Lord Peter Templeton! Ein eisiger Schauer legte sich über meinen Rücken. Das war ein Ort, an dem ich jetzt am allerwenigsten sein wollte. Ich reckte das Kinn vor und blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
    „Ich will aber nicht dorthin! Ich will wieder zurück! In meine Kammer!“, rief ich aufgebracht.
    Die Aussicht auf ein

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