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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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gab sich Mühe, die Worte verständlich auszusprechen. Seamus wischte ihm das Gesicht und den Hals und zupfte an dem noch weißen Verband herum.
    „In Sicherheit, Herr. Sie sollten nicht sprechen.“ Sanft tätschelte er Robbies Wange. „Sie sind nicht allein. Stromer ist auch da.“
    „Herr? Nicht Bruder?“
    Robbie versuchte zu lächeln, was jedoch in einem erbärmlichen Hustenanfall ausartete.
    „Dreh’ mich bitte um. Ich habe Schmerzen.“
    Sofort tat Seamus, um was ihn sein verletzter Bruder bat, drehte den stöhnenden Robbie auf den Bauch und sah mit Entsetzten, daß der eben erst neu angelegte Brustverband bereits wieder vollgesogen war mit dem Blut seines Chiefs.
    Robbie röchelte und sein Arm fiel schlaff vom Bett. „Seamus, ich habe eine Bitte.“
    „Aye?“
    „Bring’ meine Frau nach Hause. Nach England.“
    „Aye.“
    Er hustete und atmete schwer. „Ich sterbe und möchte sie in Sicherheit wissen. Bei ihren Leuten.“
    „Aye.“
    „Versprich mir das.“
    Seamus wischte sich die Tränen und schluckte schwer. „Aye.“
    „Und jetzt -“ Erneut begann er zu husten. „Und jetzt schicke nach einem Priester.“
    „Aye.“

    „Er bat mich, dich zu deiner Familie zurück zu bringen, falls er sterben sollte.“
    „Aber das geht nicht!“ Ruckartig setzte ich mich auf, daß auch Stromer aufsprang.
    „Es ist sein Wunsch und ich werde ihn ausführen. Ob du willst oder nicht“, kam die störrische Antwort.
    „Seamus! Ich kann nicht zurück! Ich bekomme ein Kind!“
    Erstaunt blickte er mich an. „Du? Ein Kind? Von Roy?“
    „Von wem denn sonst!“
    „Weiß er es?“
    Ich senkte den Blick. Bisher hatte ich es vermieden, ihm diese Botschaft zu sagen, war doch meine Angst zu groß, daß er es nicht wollte.
    „Nein“, flüsterte ich unhörbar.
    „Das hättest du nicht tun dürfen“, schalt er mich ruhig.
    „Was?”, fragte ich aufgebracht.
    „Er hat ein Anrecht darauf, es zu erfahren.“
    „Jetzt ist es zu spät.“
    „Sieht so aus.“
    „Nun, wie dem auch sei, ich werde dich nach England zurückbringen.“
    Schniefend wischte er sich eine einsame Träne von den Wangen. Dieser Anblick bewegte mich zutiefst, brachte er doch die unerschütterliche Loyalität für Robbie zum Ausdruck. Und nun war ich es, die ihm Trost spendete. Leise sprach ich auf ihn ein, tröstete mit Worten und seine Schultern bebten.
    Er weinte. Lautlos und ergreifend.
    Zwei Hände legten sich leicht auf meine Schultern und als ich mich umblickte, stand eine ebenso traurige Alisa hinter mir und gab mir mit ihrer Anwesenheit enorme Kraft. Ich holte tief Luft, strich mir das offene Haar zurück und nahm Seamus Hand.
    „Sag mir, wo er ist! Ich muß zu ihm! Er braucht mich und er muß wissen, daß er einen Sohn bekommt!“
    Herzerweichend seufzte er, schüttelte den gesenkten Kopf und sprach so leise, dass ich ihn fast nicht verstand.
    „Es ist zu spät. Er wird sterben.“
    „Sicher wird er das! Aber noch nicht jetzt. Wir alle werden einmal sterben.“
    Er blickte mich mit gläsernen Augen an. „Das denkst du?“
    „Ja.“
    „Gut. Dann sage ich es dir. Vielleicht hast du ja recht und ich möchte dann nicht Schuld daran haben, dass er es nicht erfahren hat.“
    Erwartungsvoll und mit klopfendem Herzen setzte ich mich kerzengerade auf. Auch Alisa erhöhte den Druck auf meinen Schultern.
    „Er ist in -“ Seamus stockte und wischte sich geräuschvoll die Nase.
    „Ja?“
    „Er ist in einem Ort namens Diarlaggan auf einem Herrschaftssitz namens Diarloggy.“
    „Wie weit ist das von hier entfernt?“
    „Etwa eine Tagesreise. Für eine Frau zwei Tagesreisen.“
    Ich überhörte diese Anspielung und schüttelte abwehrend den Kopf.
    „Wie lange werde ich brauchen, wenn ich alleine reite? Ohne Gepäck?“
    Er hob den Blick und sah mich an.
    „Ich sehe, es ist dir ernst. Dann will ich dir gerne helfen - um Roy’s Willen.“ Er seufzte. „Mach dich bereit, damit wir bei Tagesanbruch losreiten können.“
    „Nein! Sofort! Ich kleide mich schnell an -“ Erst jetzt nahm Seamus meine unangemessene Kleidung zur Kenntnis und grinste leicht. „Das würde ich auch sagen.“
    „- und dann möchte ich sofort los!“ Ich stand auf und wandte mich zur Tür. Auch Seamus erhob sich schwerfällig.
    „Lady MacDonald.“
    Ich drehte mich fragenden Blickes um und erstarrte. Seamus kniete vor mir, mit demütig gesenktem Kopf und hielt mir den hölzernen Schaft seines Sghiann Dubh entgegen.
    „Mylady! Ich biete euch meine unbrechbare

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