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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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meiner.
    „Wo liegt er?“
    „Oben.“
    Ich stürzte die Stufen empor, nahm zwei auf einmal, gefolgt von meinem Hund. Ich verzichtete auf Etikette und öffnete Tür für Tür bis ich ihn fand.
    Ein Schwall übelster Luft kam mir entgegen, als ich die Tür öffnete und mit Entsetzen blickte ich mich in diesem Zimmer um, das vor Dreck starrte. Der Kamin war anscheinend schon seit Tagen verloschen, es war eisig kalt und dicke Vorhänge aus rotem Samt verdunkelten den Raum. Ich sah den Nachttopf, der vor dem Bett stand, randvoll mit Erbrochenem und zum Teil verschüttet, sah die Teekanne, die viel zu weit von ihm entfernt war, um auch nur einen Tropfen davon kosten zu können. Eine Ratte huschte an mir vorbei und verschwand im Korridor. Sofort rannte Stromer kläffend hinterher und verschwand in den Tiefen des mir unbekannten Hauses.
    „Oh mein Gott”, flüsterte ich und hielt mich entsetzt und würgend am Türrahmen fest. Ein leises Stöhnen ließ mich wieder aufwachen.
    „Robbie!“
    Mit einem Aufschrei stürzte ich an sein Bett, ungeachtet dessen, daß ich in den Dreck trat, kniete mich vor ihn, tastete nach seinem Gesicht, das von mir abgewandt war und streichelte weinend seine Haare.
    „Was ist denn hier passiert?“
    Seamus stand genauso geschockt in der Tür, wie ich eben.
    „Wo sind die Hausherren?“, rief ich, während ich aufstand, die Vorhänge zurückzog und mit frischer Luft den Gestank vertrieb.
    „Die Lady sitzt im Salon neben ihrem Mann. Er ist tot.“
    „Und das Personal?“
    „Keine Ahnung. Wahrscheinlich davongelaufen.“
    Ich hielt kurz inne und sah ihn erschrocken an. „Davongelaufen? Aber warum?“
    „Ich weiß es auch nicht, Mädel.“
    Schniefend streichelte ich Robbies Wange und überlegte.
    „Seamus! Ich brauche heißes Wasser, Verbandszeug, frische Kleidung, etwas zu trinken …“ Angestrengt dachte ich nach. „Bring mir, was du findest. Vielleicht auch eine Schere.“
    „Aye. Sofort.“
    Mit lautem Gepolter rannte er die Stufen hinunter, brachte mir, was ich ihm aufgetragen hatte und fachte unaufgefordert den Kamin an, während ich mich an die Arbeit machte, meinen Mann oder besser gesagt, das was von ihm übrig war, zu versorgen.
    Doch als ich ich Decke hob, brach ich fast zusammen. Er lag in seinen eigenen Ausscheidungen, und das anscheinend seit dem Tag, als Seamus ihn verlassen hatte. Ich verfiel in einen Weinkrampf, drückte mein Gesicht an Robbie heile Schulter und Seamus versuchte, mich so gut wie möglich zu trösten.
    „Mädel, wir müssen ihn waschen, da führt kein Weg vorbei. Ich helfe dir.“
    Und er begann damit, entfernte mit äußerster Vorsicht die verdreckten Decken und Laken, die er ungeachtet sofort ins Feuer schmiß, wusch ihn am ganzen Körper, als wäre es das Normalste der Welt für ihn, so etwas zu tun. Bald hatten wir Robbie soweit wieder hergestellt, daß er menschenwürdig auf der nackten, noch immer elendlich verschmutzten Matratze lag.
    Seine Wunde sah fürcherlich aus und stank. Seamus war der Meinung, dass wir das gelbe und schwarze Fleisch wegschneiden oder zumindest weg brennen müßten, doch das konnte ich nicht.
    „Was ist denn da oben los? Warum riecht es denn so sonderbar? Ich werde unverzüglich meinen Mann davon unterrichten!“
    Die dünne, gebrechliche Stimme von Lady McDiar hallte zu uns herauf und ich sah zu Seamus, doch der zuckte nur mit den Schultern.
    „Ich glaube, sie hat noch gar nicht registriert, daß ihr Gatte tot ist. So wie der aussieht, ist er’s auch schon einige Tage.“
    Ich schüttelte mich vor Grauen. „Du meinst, sie ist leicht verwirrt?“
    „’Leicht’ ist gut gesagt.“
    Zaghaft versuchte er, an der Wunde das faule Fleisch zu entfernen, aber die Schmerzensschreie von dem nun wieder bewußtlosen Robbie ließen auch ihn sofort damit aufhören. Wir verbanden ihn erneut, schmierten statt einer Salbe Honig auf die Wunde, den er aus der Küche entwendet hatte und verschlossen alles wieder mit sauberen Schrapnellstreifen.
    „Wir müssen ihn nach unten bringen, Seamus. Irgendwie.“
    Er nickte und überlegte. Dann schob er mich zur Seite, versuchte, Robbie vorsichtig hochzunehmen. Aber seine Schreie ließen sogar ihn erblassen.
    „Nein. So geht das nicht.“
    „Dann machen wir es so, wie du es im Wald getan hast. Mit einem Laken.“
    „Aye. Das müßte gehen.“
    Auf diese Weise verfrachteten wir ihn nach unten, ich trug das Laken an seinen Füßen und Robbie schrie bei jeder Erschütterung, daß mir das Blut

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