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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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argwöhnisch.
    »Ach, vergiß es. Du darfst mich zum Dinner mit nach Hause nehmen, und dort hätte ich dann gern einen von Reeds Martinis. Ich habe mich an deinen Stan Wyman herangewagt – jawohl, das habe ich –, auch wenn er sich wie der Größte vorkommt. Seit irgend so einem Literaturkurs in Havard, wo es einen Kommilitonen mit derselben Masche gab, habe ich so etwas nicht mehr erlebt. Ich frage mich, ob er es überhaupt jemals tut, ja, wirklich.«
    »Lillian, wovon redest du?«
    »Nun ja, irgend jemand mußte doch herausfinden, ob dein Stan Wyman nur auf diesen Kongressen herumschwirrt, um etwas Action zu erleben, oder ob er wirklich Professor ist oder beides, wie ich befürchtet hatte. Als du gestern abend also so hochnäsig ins Bett verschwunden bist – ich muß schon sagen, meiner Meinung nach haben Kongresse wirklich keinen guten Einfluß auf deinen Charakter
    –, habe ich mich in deinem Arbeitszimmer umgesehen und den MLA-Prospekt entdeckt; als kluges Mädchen, das ich nun mal bin, habe ich unter W nachgesehen. Und da stand er, Professor für Englisch in Hofstra. Dann habe ich noch ein wenig mehr Detektiv gespielt und ihn aufgespürt. Die langweiligen Einzelheiten erspare ich dir. Er war so glitschig wie ein Aal. Die Sherlock-Holmes-Geschichte, in der der Stiefvater vorgibt, der Verlobte zu sein, um seine Stieftochter an einer Heirat zu hindern, hat mich auf die Idee gebracht; ich hatte vor, dich daran zu hindern, deine so hochge-schätzte Ehre aufs Spiel zu setzen. Ich hoffe, das gefällt dir, wenn du aber verstimmt bist, werde ich dir nicht erzählen, was ich herausgefunden habe.«
    »Ist dir eigentlich klar, daß er zu den Männern gehören könnte, die eine Frau vergewaltigen? Du hast dich da in eine hervorragende Lage manövriert. Wirklich, Lillian…«
    »Ich hasse es, wenn du mit diesem ›wirklich, Lillian…‹ anfängst.
    Natürlich könnte er ein Vergewaltiger sein, aber ich hatte meine Zweifel daran, daß er in der Lobby oder im Speisesaal handgreiflich werden würde. Ich bin ihm nicht in seine privaten Gemächer gefolgt, darauf kannst du dich verlassen. Und da ich ihm einen falschen Namen und eine falsche Zimmernummer im Hilton genannt habe, erwarte ich nicht, ihn jemals wiederzusehen – übrigens hatte ich ihm gesagt, ich sei in der spanischen Abteilung, worauf er mir sagte, daß ich wohl im Hilton wohnte.«
    »Er könnte dahinter kommen, daß du in Beziehung zu mir stehst.«
    »Willst du nun hören, was er gesagt hat, oder nicht? Ich werde es dir nur erzählen, wenn du aufhörst, die gestrenge Tante von Anno dazumal zu spielen.«
    »Ich bin die gestrenge Tante von Anno dazumal.«
    »Jetzt hör’ schon auf damit, Kate, ja? Wenn du es wirklich wissen willst, ich glaube nicht, daß er einer ist, der die Frauen vergewal-tigt; ich glaube nicht einmal, daß er es schafft, seine kleinen Opfer ins Bett zu kriegen; er ist nur ein großer Aufschneider, der die Frauen anmachen will, wenn du meine unmaßgebliche Meinung hören willst. Jedenfalls habe ich nicht die Absicht, ihn wiederzusehen; niemals. Könnten wir jetzt aufhören, über Sex zu reden, und zur Sache kommen?«
    »Und was ist die Sache?« fragte Kate.
    »Nun ja, natürlich konnte ich ihn nicht nach Mary Louise Heffenreffer fragen, ohne mich auf fatale Weise zu erkennen zu geben, aber ich habe herausbekommen, woher er kommt und wer er ist –, ich weiß ja, das war nicht schwierig –, und daß er einer von diesen krankhaften Typen ist, die immer gleich zudringlich werden müssen, ewig Komplimente machen und schöne Frauen sammeln, wie andere Männer Briefmarken. Das heißt, er hätte sehr wohl auf die Heffenreffer zu sprechen kommen können, wenn sie nur halb so aufregend ist, wie er sagt.«
    »Sie ist es«, sagte Kate. »Ich habe sie gesehen.«
    »Wir gehen beide ganz schön raffiniert zu Werke, wenn du mich fragst«, sagte Lillian voll Bewunderung. »Das einzige Risiko, das ich eingegangen bin, war, daß ich ihm in meinem kindlichsten Tonfall sagte, ich bevorzugte Männer, die ältere Frauen mögen; er sagte, er hätte eine oder zwei ältere Frauen kennengelernt, die nicht einmal so übel gewesen wären und die er nicht per Fußtritt hätte aus dem Bett befördern müssen. So redet er, das kannst du mir glauben. Ich habe mich gefragt, ob vielleicht du eine dieser älteren Frauen gewesen bist.«
    Kate ignorierte das. »Lillian, ich bin wirklich der Meinung, du solltest weniger überstürzt handeln. Ich möchte nicht die nervtötende

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