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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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erzählt.«
    »Gut; erzählen Sie es mir noch einmal.«
    »Das Kind war unter dem Namen seines Vaters registriert, was bedeutet, daß das sein wirklicher Name ist; es war nicht der Name der Mutter.«
    »Genau das ist der Punkt, auf den ich zu sprechen kommen wollte. Wie können Sie dessen so sicher sein?«
    »Weil es eine Person dieses Namens nicht gibt. Mr. Fothingale hat mehrere Frauen mit diesem Namen gefunden; um ganz sicher zu gehen, hat er sie aufgesucht, aber sie waren es nicht: falsches Alter oder eindeutige Vorgeschichte. Es war alles ganz offensichtlich.«
    »Okay. (Ich habe mir in der letzten Zeit angewöhnt, ›okay‹ zu sagen; ich nehme an, es hängt damit zusammen, daß in diesem Fall in Wirklichkeit absolut nichts ›okay‹ ist.) Haben Sie einmal die medizinische Vorgeschichte von Charlotte Stanton überprüft?«
    »Ihre medizinische Vorgeschichte? Nicht genau. Ich weiß, woran sie gestorben ist. Kate, Sie wollen doch nicht unterstellen, daß jemand sie umgebracht hat.«
    »Aber nicht doch, Sie Dummchen, ich unterstelle nur, daß man feststellen könnte, ob sie jemals ein Kind zur Welt gebracht hat, wenn man an ihre Arztunterlagen kommen könnte. Ich denke doch, ein Arzt kann auf die eine oder andere Weise feststellen, ob eine Frau entbunden hat. Ich habe darin nur eine Möglichkeit gesehen, um ein für alle Mal festzustellen, ob Alberta ihr Kind gewesen sein könnte oder nicht.«
    »Kate, das ist brillant. Warum hat niemand von uns schon vorher daran gedacht.«
    »Zweifellos, weil es solche kompletten Arztunterlagen nicht gibt; weil kein Arzt diese Tatsache in seinem Notizbüchlein vermerkt hat.
    Dennoch könnten Sie es versuchen. Mir scheint, das wäre genau das Richtige für Mr. Fothingale, wenn es Ihnen nicht zu kostspielig ist, ihn nach England zurückzuschicken. Ist Ihnen etwas über das Ferientheater in Sommerville zu Charlotte Stantons Zeit bekannt?«
    »Über das was?«
    »Das sind Theaterstücke, die die Studenten in ihrem letzten Jahr schreiben und aufführen. Ich bin durch Lillians Interessen darauf gekommen. Es hat keine Bedeutung, nur war die Stanton in der Lei-tungsgruppe, die die Sache ins Leben gerufen hatte, und ich frage mich, wer wohl sonst noch in dieser Gruppe gewesen sein mag.
    Wenn Mr. Fothingale hinreist, könnte er vielleicht einen diskreten kleinen Besuch in Sommerville machen. Aber es ist nicht wirklich wichtig. Ich bin sicher, man kann das alles auch brieflich erledigen.
    Oder ich könnte Lillian hinschicken, aber die hat im Moment eine andere Aufgabe. Unterbrechen Sie mich nicht«, fügte Kate hinzu, als Charlie gerade etwas sagen wollte. »Meine Gedanken entgleiten mir; vielleicht ist es das Alter, aber ich glaube, es ist auch die Verzweiflung über die Unfähigkeit, unzusammenhängende Tatsachen – soweit es sich überhaupt um Tatsachen handelt – in eine gewisse Ordnung zu bringen. Die nächste Frage: Ich möchte alle Einzelheiten über englische Staatsbürger wissen, die hier in den Staaten ihr Testament machen: Warum tun sie es, wenn der Erbe Amerikaner ist?
    Hängt es mit den Steuern zusammen oder mit internationalen Beziehungen, oder hat es überhaupt nichts damit zu tun? Nun ja, vielleicht sollte ich diese Frage lieber Toby stellen. Wieder drüben im Harvard-Club – ich kann es mir schon lebhaft vorstellen. Bis bald Charlie, auf Wiedersehen.«
    »Sie wollen doch nicht schon gehen?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Aber Sie haben mir doch noch gar nicht erzählt, was überhaupt los ist.«
    »Wenn ich herausgefunden habe, was los ist, werden Sie zu den Ersten gehören, die es erfahren«, sagte Kate, zog ihren Mantel an und suchte ihre Sachen zusammen. »Allerdings ist es höchst unwahrscheinlich, daß das jemals passiert. Wiedersehen.«
    Niemand, der Kate so gesehen hätte, wäre auch nur im entferntesten auf die Idee gekommen, sie mit Sherlock Holmes zu vergleichen.
    Zwei Wochen später erschien Stan Wyman im Fakultätsclub, wo Kate ihm einen Drink bestellte. »Ganz nett hier«, sagte er und streckte seine langen Beine von sich. Kate hatte nicht die Absicht, ihre Zeit zu vergeuden, indem sie auf diese Feststellung einging.
    Stan Wyman war schon bei seinem dritten Drink, als Kate ihm die Frage stellte, die sie bereits seit Monaten mit sich herumtrug. Sie leitete auf eine Weise zu dieser Frage über, von der sie hoffte, man könne sie als leicht kokettierend bezeichnen. »Wir wären uns niemals begegnet, wenn ich nicht diese Anzeige in den ›MLA Newsletter‹ gesetzt

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