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Albspargel

Albspargel

Titel: Albspargel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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meine natürlich die Arbeit von Herrn Dr. Fideler, behindert.«
    Er konnte ja reden, dieser Dr. Hagenbach! Ich hatte ihn noch nie so viel an einem Stück reden hören. Ich hätte alles genauso gesagt. Nur hätte ich das Wort fundiert nicht gebraucht und auch nicht von Simulationsprogrammen gesprochen, weil die beiden die Bedeutung sicher nicht kannten. Erstaunt sah ich, dass der schüchterne Mensch den Blick bei seiner Rede vor allem auf Franziska gerichtet hielt.
    »Das wissen wir«, beharrte Jörg, »genau das sagen wir uns auch. Aber es nützt uns nichts.«
    »Es ist das Geld«, sagte sie, »wir haben es aufgenommen bei Fritz – bei dem – der ermordet –, bei dem Opfer.«
    »Ich werde ja genug erben, aber das ist noch nicht so weit. Daher der Kredit von Fritz. Er war sehr günstig. Und wir brauchen die Erträge aus dem Windrad, um einmal die Kredite für die neue Werkstatt abbezahlen zu können.«
    Nun wusste es auch Dr. Hagenbach.
    »Und wenn jetzt die Erben von Fritz das Geld wollen, so können wir es nicht zurückzahlen«, sagte Franziska mit bittendem Ton. »Die Erben werden Bargeld sehen wollen«, fuhr sie fort.
    Heda! Wie diese Franziska plötzlich aufgewacht war; sie redete gar nicht mehr schüchtern, sondern so, wie eine Verhandlung zu führen ist, präzise, überlegen und in sachlichem Ton.
    »Wenn das Windrad kommt, wird es immer noch nicht leicht. Aber wenn die Geldgeber zusammenhalten, kann nicht viel geschehen, wird gesagt«, meinte Jörg.
    »Bitte«, wandte Franziska sich an mich und hatte den überlegen wirkenden Geschäftston wieder ganz abgelegt. Die junge Frau wusste genau, was sie wollte und wie sie das erreichte.
    »Sie müssen Geduld haben«, sagte Dr. Hagenbach besänftigend und hatte einen ganzen glühenden Morgenhimmel im Gesicht.
    »Herr Dr. Hagenbach«, sie richtete ihre Aufmerksamkeit jetzt auf ihn, »können Sie Herrn Dr. Fideler nicht unterstützen, damit es schneller geht und damit –« Sie schwieg.
    Damit er ja sagt, hatte sie ergänzen wollen. Aber sie hatte sogleich bemerkt, wie ungeschickt das gewesen wäre. Andererseits genügte ein Blick in das Gesicht von Dr. Hagenbach, um festzustellen, wo hier der schwächste Punkt war.
    »Es ist ja nicht meine Sache«, entschuldigte sich dieser.
    »Sonst würde ich selbstverständlich so urteilen, wie Sie, junge schöne Frau, das wollen«, war die eigentliche Aussage seiner Antwort. Franziska hatte diese jungfräuliche Wissenschaftsfestung im ersten Sturm genommen.
    War ich etwa eifersüchtig?
    »Ich verstehe Ihren Eifer«, mischte ich mich ein, »ich würde genauso handeln. Ich kenne und verstehe Ihre Lage und ich würde Ihnen jeden Gefallen tun.« Dabei blickte ich unwillkürlich auf Franziska. »Aber leider ist das keineswegs meine Entscheidung. Wenn das Windrad nicht wirtschaftlich arbeitet, haben Sie ja auch nichts davon. Und das ist – wenn wir es genau sagen wollen – die Entscheidung der Winde.«
    Dr. Hagenbach hatte während meiner Antwort mehrfach genickt und ein bedauerndes Gesicht gemacht: Die bösen, bösen Winde, sollte das heißen.
    »Wir können aber nicht warten!« Jörgs Stimme klang unbeherrscht, als wolle er gleich anfangen zu weinen oder zu toben.
    Franziska wandte sich zu mir. Ich war die letzte Bastion, die es zu nehmen galt. Und damit kam der Höhepunkt des Abends, die Überraschung, das Geschenk, die Bestechung, die Erpressung, die Versuchung.
    »Da ist noch etwas, was ich sagen wollte«, begann sie, und ihre Stimme klang jetzt wie eine Mischung aus mädchenhafter Scheu und Chefetage. »Ich wollte sagen«, sie unterbrach sich und hatte die großen dunklen Augen ganz auf meine gerichtet, »ich muss anders anfangen.«
    Pause.
    »Was vor zwanzig Jahren geschehen ist, weiß jeder im Ort.« Nun redete sie ganz geläufig weiter. »Und was ich Ihnen jetzt sage, sollen wirklich nur Sie wissen.« Dann lächelte sie Dr. Hagenbach an. »Und Sie natürlich: Der Bruder des leiblichen Vaters von Amelie Riegeler, die Sie ja kannten« – ein undeutbares Lächeln – »war mein Großvater Karl Riegeler. Er hatte eine Tochter namens Anna, meine Mutter, die meinen Vater Franz Fischer heiratete. Alles sehr verwickelt, aber zusammengefasst: Amelie war die jüngere Base meiner Mutter, also gewissermaßen meine Tante zweiten Grades. Oder so etwas Ähnliches.«
    Der Name Amelie Riegeler ließ mir den Atem stocken. Eine ganze Welt durchtobte mich. Meine Liebe stand vor mir in ihrer ganzen Süße; ihr Zauber packte mich mit einem

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