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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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dass sie in der Lunge schmerzte. Icherios befürchtete sein schweißdurchtränktes Hemd könnte am Körper festfrieren. Zitternd zog er den Mantel enger um sich.
    Renfin nickte zufrieden. Der junge Mann zeigte ein angemessenes Maß an Bewunderung. Dann wandte er sich den Pferden zu, schirrte sie ab, brachte sie an einen Teich zum Trinken und band ihnen anschließend Futterbeutel um.
    Die kalte Luft trieb Icherios die Röte in die Wangen. Allmählich kehrten seine Kräfte zurück. Renfin setzte sich zu ihm und holte aus einem Beutel einen Laib Brot und ein Stück Hartkäse. Er schnitt dicke Scheiben ab, die er Icherios anbot. Gierig griff der Gelehrte zu. Es war lange her, dass er Käse gegessen hatte. Zwischen vollen Backen presste er einen Dank hervor. Zu seinem Verzücken war es frisches Brot, das nicht mit Knospen oder Sägemehl gestreckt worden war. Früher hätte er über solch eine schlichte Mahlzeit die Nase gerümpft. Heute erschien es ihm das Beste zu sein, das er jemals gekostet hatte.
    »Gibt wohl nicht viel zu Essen bei euch Flachländern?«
    Bedauernd hielt Icherios im Kauen inne, um eine Antwort zu geben. »Die Hungersnot fordert ihre Opfer.«
    »Bei uns nicht.« Renfin schnitt ihm eine weitere Portion ab. »Sobald wir die Porta Obscura durchquert haben, befolgen Sie meine Befehle, ohne zu widersprechen.«
    So dankbar Icherios für die Nahrung war, so seltsam mutete es ihn an, einem Kutscher zu gehorchen. »Meine Anweisungen besagen, dass ich nach eigenem Ermessen handeln soll.«
    »Ihre Anweisungen gelten hier einen Dreck.« Renfin kratzte mit seinem Messer Schmutz unter seinen Fingernägeln hervor. »Wenn Sie lebend ankommen wollen, tun Sie, was ich sage. Gefährden Sie mein Leben, lasse ich Sie verrecken.«
    Icherios beschloss das Thema zu wechseln. »Was ist die Porta Obscura?«
    »Mitten durch den Berg führt ein Tunnel. Breit genug, um ein Gespann hindurchzulassen. Niemand weiß, wer oder was ihn erbaut hat. Die Porta Obscura markiert die Grenze zu meiner Heimat. Das Gebiet, das ihr Flachländer Dunkles Territorium nennt.«
    »Berichten Sie mir von den beiden Morden.«
    »Drei.«
    »Wurde noch ein Mensch umgebracht?«
    Renfin zögerte. »Es gab einen weiteren Mord.« Er stand auf. »Ich darf nicht darüber sprechen.«
    Während Renfin die Pferde einspannte, erkundete Icherios das Hochmoor. Er wünschte, er könnte mehr Zeit damit verbringen, die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt zu studieren, doch schon bald erscholl der Ruf des Kutschers. »Steigen Sie ein! Wenn wir die Steigenwacht vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollen, müssen wir uns eilen.«
    »Sie haben doch eine Muskete. Sollte die nicht Bären und Wölfe fernhalten?«
    »Es gibt Schlimmeres in diesen Bergen. Los, steigen Sie schon ein!«
    Icherios hatte gerade erst die Kutschentür geschlossen, da zog das Gespann an, und er wurde auf den Sitz geschleudert. Fluchend rappelte er sich auf, um nach Maleficium zu schauen. Der Ratte ging es gut. Eifrig nahm sie ein Stück Käse entgegen, das Icherios ihr reichte. Der junge Gelehrte hatte seine Lektion vom Vormittag gelernt. Die Vorhänge blieben geschlossen. Trotzdem zuckte er zusammen, wann immer die Räder gegen den Hang stießen.
    Erst einige Stunden später hielten sie wieder an. »Ceihn, kommen Sie raus. Die Porta Obscura!«
    Icherios spähte erst vorsichtig aus dem Fenster, bevor er die Tür öffnete und nach draußen ging. Sie befanden sich auf einer Wiese im Wald. Vor ihnen erhob sich ein mächtiger Bergrücken in dessen Mitte ein finsteres Loch gähnte. Ein hoher Bogen, geschmückt mit fremdartigen Runen, zierte den Tunneleingang.
    »Da müssen wir durch?«
    »Angst der Berg könnte über Ihnen zusammenbrechen?«
    Icherios schüttelte stumm den Kopf.
    »Gehen Sie mit einer Laterne voraus, und achten Sie darauf, dass die Kutsche nicht an die Wand stößt.«
    Icherios Knie wurden schon bei der Aussicht, nur mit einem Licht bewaffnet den Tunnel zu betreten, weich. »Wie weit ist es denn?«
    »Wenn wir uns beeilen, sind wir in zehn Minuten draußen.«
    Renfin hakte eine der beiden Laternen, die neben dem Kutschbock hingen, aus und reichte sie Icherios.
    Der Fels im Inneren des Tunnels war makellos glatt. Einzig an der Decke war eine Aneinanderreihung von Runen auszumachen. Renfin brauchte kaum Hilfe beim Rangieren, er wusste genau, wann es an einer Seite eng wurde. Der Gang machte eine Biegung, sodass sie bereits nach fünfzig Schritten das Sonnenlicht nicht mehr erreichte und nur

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