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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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worden, andere hingen an Haken befestigt, teilweise bis zur Unkenntlichkeit verwittert, am Mauerwerk. Der Steigmeyer half Renfin beim Ausspannen der Pferde. Seine zerlumpte Kleidung schlotterte um seinen dünnen, klapperigen Körper. Das Gesicht gab keinen Hinweis auf sein wahres Alter, denn die Haut spannte sich straff über seinen Schädel. Eines seiner Augen war grob zugenäht, und seine Haut bedeckte eine bräunliche Substanz. Es dauerte einige Sekunden bis Icherios begriff, um was es sich handelte. Der Mann war von oben bis unten mit Blut beschmiert! Schaudernd schlang Icherios die Arme um seinen Leib.
    »Ich habe gut auf die Worge geachtet. Der Fürst soll mir keinen seiner Diener schicken. Ich habe gut auf sie geachtet!« Die flehentliche Stimme des Steigmeyers hallte von den Wänden des Hofes wider.
    »Dann lass sie uns anschauen«, brummte Renfin. »Der Flachländer muss sich ihnen vorstellen.« Der Kutscher bedeutete Icherios ihm zu folgen. Die Männer führten die Pferde in eine der dunklen Öffnungen im Berg. Die Tiere scheuten an der leichten Rampe, die hineinführte, doch Renfin duldete kein Zögern und trieb sie hinein. Im Inneren befand sich ein Gang, der sich in zwei Richtungen teilte. Die Wände waren grob bearbeitet. Halterungen für Fackeln säumten den Weg. Das schwindende Tageslicht, das durch die vergitterten, glaslosen Fenster fiel, spendete genug dämmriges Licht. Auf der rechten Seite lag ein geräumiger Stall. Darin warteten ihre Ersatzpferde. Gewaltige schwarze Kaltblüter mit buschigen, langen, weißen Mähnen und Schweifen. Es waren die massigsten Tiere, die Icherios je gesehen hatte. Dennoch bewegten sie sich mit der Leichtigkeit eines Vollblutes. Bei Renfins Anblick schnaubten sie freudig, während sie Icherios aus dunkelvioletten Augen misstrauisch beäugten. Ein großer Hengst schlug aus. Funken sprühten, wo die Hufe die Wand berührten. Aus den Hufen ragten scharfkantige Nägel hervor. Icherios bezweifelte nicht, dass ein Tritt tödlich wäre. Durch den Dampf, der aus ihren Nüstern blies, wirkten sie wie Ausgeburten der Hölle.
    »Sind sie nicht prächtig?« Renfin kraulte die Nase einer Stute. »Die wilden Instinkte leben noch in ihnen.«
    Icherios blieb in sicherem Abstand stehen. In den violetten Augen der schwarzen Ungetüme lauerte für seinen Geschmack zu viel Intelligenz.
    »Wir sollten Sie den Worgen vorstellen.« Renfin packte Icherios am Arm und zog ihn zur anderen Seite des Ganges. Hinter einer einfachen Holztür hörte er ein Hecheln und ein Bellen.
    »Was sind denn Worge?«
    »Eine besondere Hundeart könnte man sagen.«
    Renfin riss die Tür schwungvoll auf. Icherios spähte über seine Schulter in den düsteren Raum. Ein strenger Geruch von nassem Hund schlug ihm entgegen. Abgetrennt durch massive Gitter lauerten sieben wolfsähnliche Kreaturen. Ihre Augen leuchteten in einem hellen Blau, das fast schon weiß war. Geifer rann aus ihren Mäulern. Dichter, grauschwarz melierter Pelz bedeckte die muskulösen Körper. Ein riesiger Worg trat grollend einen Schritt nach vorne. Beim Knurren entblößte er eine Reihe scharfe Zähne. Die Fangzähne wirkten zu lang, viel zu lang.
    »Das ist Lantag, das Leittier.«
    Der Steigmeyer trat an Icherios heran und hielt ihm den blutüberströmten Kadaver eines Kaninchens hin. »Füttere ihn, dann wird er dich akzeptieren. Es schreit auch nicht mehr.«
    Icherios zog angewidert die Hand weg. »Er muss mich nicht mögen.«
    Renfin stöhnte genervt. »Wir werden die Tiere gleich freilassen. Wenn Lantag Sie nicht akzeptiert, werden Sie von ihm und den anderen Worgen in Stücke gerissen werden.«
    »Freilassen?« Icherios blickte Renfin ungläubig an. »Können sie nicht im Käfig und an der Leine bleiben, bis wir in Dornfelde sind?«
    Renfin lachte. »Ein gefangener Worg kann sehr wütend werden. So wütend, dass sie ausbrechen und uns alle töten könnten. Also geben Sie ihm schon den Hasen!« Renfin packte den Kadaver, drückte ihn in Icherios Hand und schob sie durch die Gitterstäbe.
    Icherios drehte zitternd den Kopf weg. Er befürchtete, jeden Augenblick die Zähne der Tiere in seinem Fleisch zu spüren. Doch dann fühlte er weiches Fell, eine kalte Nase und eine raue Zunge an seinen Fingern, bevor ihm der Hase sanft abgenommen wurde. Icherios öffnete die Augen gerade so weit, dass er sehen konnte, wie Lantag sich mit seiner Beute in eine Ecke zurückzog. Die anderen Wolfswesen umringten das Leittier und warteten, bis er aufstand

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