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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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Bürgermeister geriet in Fahrt. »Sie ist dem Grafen von Sohon versprochen, und ich hoffe für Sie, dass ich mich nicht bei ihm über Ihr Betragen beschweren muss.«
    Icherios wich das Blut aus dem Gesicht. Ein eifersüchtiger Vampir war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Aber was würde aus Loretta werden? Wäre ihr Vater tatsächlich bereit, sie einem Vampir zu opfern? Ein Blick in Arkens Gesicht verriet alles. Er kannte keine Skrupel. »Ihre Sorgen sind unnötig. Ich habe Sie sehr gut verstanden. Entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe Nachforschungen zu tätigen.«
    Auf der Straße herrschte mehr Betrieb als am Morgen. Frauen eilten mit Körben von Laden zu Laden. Schwere Fuhrwerke, beladen mit Holz, frischem Wild und Weinfässern, bahnten sich ihren Weg zum Schloss. Die Luft war mild und ließ Icherios Haut angenehm prickeln. Er wanderte ziellos durch den Ort, dann ging er zu einem Stand und kaufte eine Mischung verschiedener Nüsse für Maleficium. Er beabsichtige das mit seinen Reisekosten zu verrechnen. Die Idee mit der Spürratte hatte etwas für sich. Eine Schar Kinder spielte in einer Gasse ein Spiel, bei dem sie in einem mit Kreide gezeichneten System aus Kreisen hüpften. Dabei sangen sie ein Lied:
    Brüderlein, komm, tanz mit mir!
Beide Hände reich’ ich dir.
Einmal links, einmal rechts,
Linksherum, das ist nicht schwer.
    Ei, das hast du schön gemacht!
Ei, das hätt ich nicht gedacht!
Einmal rechts, einmal links,
Rechtsherum, das ist nicht schwer.
    Noch einmal das schöne Spiel,
Weil es mir so gut gefiel:
Einmal rechts, einmal links,
Linksherum, das ist nicht schwer.
    Icherios erinnerte sich, wie er das Lied einst mit seiner damaligen Verlobten gesungen und getanzt hatte, allerdings hatte er es etwas anders in Erinnerung. Wie lange war das her. Betrübt ließ er die Kinder zurück und wanderte weiter, bis er sich vor Merelle Sgunds Haus wiederfand. Die Haustür öffnete sich lautlos. Im Inneren fiel ihm sofort die Ordnung auf. Selbst die Blumen zeigten eine strenge Ausrichtung. Nicht ein einziges Staubkörnchen fand sich auf den schmucklosen, aber geschmackvollen Möbeln. Icherios holte Maleficium aus seiner Tasche. »Schau dich um.«
    Das Gespür des Nagers für versteckte Dinge war geradezu unheimlich. Manchmal fragte sich Icherios, ob das Tier nicht mehr verstand, als es sollte. Oft hatte sein Talent bei der Auflösung eines Falles geholfen. Auch diesmal enttäuschte sein kleiner Gefährte ihn nicht. Ein erregtes Quietschen ertönte aus dem Schlafzimmer. Maleficium rannte aufgeregt unter das Bett, um sogleich wieder hervorzukommen. Auf den ersten Blick konnte Icherios nichts Besonderes sehen. Mit einem Seufzer legte er sich auf den Bauch. Warum fand die Ratte keine Verstecke an leicht zu erreichenden Stellen? Auch unter dem Bett hatten Dreck und Staub keinen Schutz vor Merelle Sgunds Putzzwang gefunden. Doch das war es nicht, was Icherios’ Aufmerksamkeit fesselte. Aus dem Holzboden waren einige Bretter herausgelöst worden. Sie lagen locker auf einer quadratischen Vertiefung, in der eine Schatulle ruhte. Mit seinem Fund in den Händen kehrte Icherios ins Wohnzimmer zurück. Bevor er sich dem Kästchen zuwandte, suchte er in seiner Tasche nach einer besonders schönen Nuss. »Hier mein Kleiner. Das hast du dir verdient.« Ein zustimmendes Piepsen, dann verschwanden Walnuss und Ratte in eine Ecke.
    Die Schatulle ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen. Sie bestand aus einfachem Birkenholz. Das Innere war mit weichem, grünem Samt ausgelegt, auf dem eine Auswahl kostbarer Juwelen lag. Ein Zettel klemmte an der Seite. Für die wundervolle Frau, die jede meiner Nächte erhellt.
    Stammten Brief und Schmuck von einem Liebhaber? Oder waren es Erinnerungen an vergangene Zeiten? Ein weiterer Rundgang förderte keine neuen Erkenntnisse zutage. Icherios blieb trotzdem, bis die Sonne hinter den Bergen verschwand. Er hatte es nicht eilig, in das Haus des Bürgermeisters zurückzukehren. Seine Notizen konnte er auch hier durchsehen.

11
    Die Besprechung
    G
    Am Abend empfing ihn der Bürgermeister im Speisezimmer mit einem ungnädigen Stirnrunzeln. Die anderen Männer beobachteten jede seiner Bewegungen. Kolchin war der Einzige, der ihn mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. Nach einigen Minuten des unbehaglichen Schweigens forderte Arken sie auf sich zu setzen. Eine blütenweiße Decke und goldene Kerzenleuchter zierten den Tisch. Das Geschirr war aus erlesenem Porzellan, das Besteck aus Silber.

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