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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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hinabstieg.
    »Immer einer nach dem anderen. Das Holz trägt uns nicht alle«, mahnte er, bevor er den Abstieg wagte. Nach zehn Schritten stieß er seine Fackel in das Mauerwerk, sodass deren Licht den Schacht beleuchtete. Im Gegensatz zu dem Vampir würden Kolchin und Icherios beide Hände für den Abstieg benötigen.
    Mit einem verängstigten Lächeln legte Kolchin seine Fackel beiseite, kniete sich hin und setzte vorsichtig einen Fuß auf die oberste Sprosse. »Ich hätte heute Morgen nicht so viel essen sollen.« Dann verschwand sein Kopf im Loch.
    Icherios legte sich platt auf den Boden und spähte über den Rand. Sohon hatte eine weitere Fackel entzündet, die den gesamten Schacht in flackerndes Licht tauchte. Bei jedem Knirschen des Holzes zuckte der Flurhüter zusammen und presste sich ängstlich an die Leiter. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Die Wunde an seiner Schulter war aufgebrochen und färbte sein Hemd rot. Endlich erreichte er den Boden und stand schwankend neben dem Fürsten. »Ich bin unten!« Die Erleichterung war seiner Stimme deutlich anzumerken.
    Icherios folgte mit angehaltenem Atem und zitternden Beinen. Auf halbem Weg begannen seine Finger zu schmerzen, so fest umklammerte er die Sprossen aus Angst, von dem glitschigen Holz abzugleiten. Angewidert beobachtete er, wie Würmer und Käfer im Mauerwerk Schutz suchten, als er an ihnen vorbeikam und ihre langjährige Ruhe störte. Bei jedem Knarren des Holzes unter seinen Füßen hielt er angespannt den Atem an und wartete darauf, den Halt zu verlieren. Endlich erreichte er den Grund und holte tief Luft. Er bezweifelte, dass er den Mut finden würde, auf dem Rückweg wieder hinaufzusteigen.
    Prüfend blickte er sich um. Sie befanden sich in einem breiten Gang. Moos wucherte überall und verlieh dem Feuerschein einen grünen Schimmer. Dünne Wasserrinnsale fraßen sich in den Stein hinein. Schleimige Kreaturen wanden sich in den Mauerritzen. Verrostete Fackelhalterungen hingen an den Wänden oder lagen auf dem Boden. Hier sah es so aus, wie Icherios sich in seinen Albträumen die Behausung von Vampiren vorgestellt hatte.
    Rabensang stürzte sich kopfüber den Schacht hinab. Seine Hände und Füße fanden an jedem noch so kleinen Vorsprung Halt, als er mit riesigen Sätzen hinunterstürmte. Mit einem eleganten Sprung landete der Werwolf auf dem Boden, wobei er eine dicke Schicht Staub aufwirbelte. Mit einer beiläufigen Geste wischte er seine von zerdrückten Krabbeltieren beschmutzen Hände an seiner Hose ab. »Lasst uns gehen. Laut dem Reim müssen wir zuerst nach links.«
    Icherios nickte ihm zu und folgte ihm in die Dunkelheit. Der Werwolf ging voraus, da er im Dunkeln besser sehen konnte, wenn kein Feuerschein seine Augen verwirrte. Sohon bildete die Nachhut. Icherios war sich nicht sicher, ob er froh sein sollte, den mächtigen Vampir im Rücken zu haben oder nicht. Wer wusste, was die Pläne des Fürsten mit ihnen vorsahen? Sein Blick schweifte zur Decke, von der bei jeder Erschütterung durch ihre Schritte feiner Dreck herunterrieselte. Sohon fing ein paar der größeren Steine auf. »Ich übernehme keine Garantie dafür, dass uns nicht die Decke auf den Kopf fällt. Hier war seit langem kein Mensch.«
    »Könnt Ihr nicht mit Eurem Stab etwas beschwören, das die Wände abstützt?«
    »Ich könnte uns aus dem Schutt heraussprengen, sollten wir einen Einsturz überleben. Komplexere Aufgaben vermag ich mit Thiliel nicht zu vollbringen.«
    »Eure Waffe trägt einen Namen?«
    »Der Stab befindet sich seit Generationen im Besitz meiner Familie. Thiliel, einer meiner Ahnen, erschuf ihn. Bei seinem Tod ging ein Teil seiner Seele in das Holz ein. Wenn ich seine Macht herbeirufe, saugt er meine Lebenskraft ab, bündelt sie und strahlt sie in einem Impuls ab.«
    »Ist es so etwas wie eine Transmutation, ähnlich wie Alchemisten sie betreiben?«
    Der Fürst überlegte einen Moment, dann nickte er. »Es sind verwandte Vorgänge. Je nachdem, wie viel Energie ich hineingebe, erschöpft es mich bis zur Ohnmacht. Ich vermute, ich könnte mich damit selbst töten – erneut töten, um genau zu sein.«
    Icherios grinste. »Auch ein Vampir lebt also gefährlich.«
    Sohon musterte ihn einen Augenblick, dann erwiderte er das Lächeln. »Kann man so sagen.«
    Unvermittelt blieb Rabensang stehen und hob die Hand. Icherios wäre beinahe in ihn hineingerannt. »Wir sind nicht die Ersten, die hier entlanggehen.« Er deutete auf den Boden. Im dicken Staub war ein

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