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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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deutlicher Fußabdruck zu sehen. »Der Gang wurde vor kurzem benutzt.«
    Icherios wurde flau im Magen. Er hatte nicht damit gerechnet, den Blutdämon oder den Mörder in den Katakomben zu finden. Sohons Reaktion fiel um einiges heftiger aus. Sein blasses Gesicht wurde noch weißer. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Rasch verglich Icherios Sohons Füße mit dem Abdruck im Staub. Der Fürst besaß kleine Füße, während die Spur von jemandem mit normalen, fast schon großen Füßen stammte. Dies bedeutete jedoch nicht, dass er nicht ebenfalls hier gewesen war. Carissimas unfreiwillige Vorführung hatte eindrücklich bewiesen, dass ein Vampir nicht den Boden berühren musste.
    Langsam und vorsichtig folgten sie den Anweisungen des Reimes durch die Irrwege der Katakomben. Die Abdrücke begleiteten sie bis zu einer schwarz angelaufenen Eichentür. Trotz ihres Alters war sie nicht annähernd so morsch wie die Leiter, die sie hinuntergestiegen waren. Verstärkt durch Eisenbeschläge trotzte sie den Jahrzehnten.
    »Wollt Ihr wirklich weitergehen?« Der Vampir wirkte besorgt.
    Doch Icherios war zu weit gegangen, um jetzt noch umzukehren und sich in seinem Bett zu verkriechen. »Wir müssen.«
    Sohon seufzte resigniert, dann griff er in die Innentasche seiner Weste und holte einen Bund alter, rostiger Schlüssel hervor. »Einer von denen müsste passen.«
    Rabensang schaute ihn fassungslos an. »Ihr habt Schlüssel für die Katakomben?«
    Sohon zuckte mit den Achseln. »Die Feste ist schon lange in unserem Besitz.«
    Icherios vermutete, dass dahinter mehr steckte, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu diskutieren. Nach einigen Versuchen fand der Fürst einen Schlüssel, der sich im Schloss drehte. Mit einem leisen Knarren sprang die Verriegelung auf. Der Vampir zögerte, dann hob er die Tür leicht an und drückte sie langsam, um jedes Geräusch zu vermeiden, auf. Der Gestank nach faulendem Fleisch und uraltem Staub schlug ihnen entgegen. Auf Icherios’ Armen breitete sich eine kribbelnde Gänsehaut aus. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als wenn tausend kleine Insekten mit saugenden Füßen über ihn hinwegkrabbelten.
    Die Wände des Raumes bestanden, ähnlich den Gängen, durch die sie gekommen waren, aus grob gehauenen, schmalen Felsplatten. In der Mitte befand sich ein großer, steinerner Sarkophag, dessen aufwendige Verzierungen mit den Jahren verblasst waren. Mit der Fackel in der Hand näherte sich Icherios dem Sarg. Er achtete auf jeden seiner Schritte. In seiner Jugend hatte er gerne Abenteuer- und Schauergeschichten gelesen und wusste um die verschiedenen Fallen, die in alten Burgen auf ahnungslose Menschen warteten. »Wer auch immer darin ruht, wir sollten ihn nicht stören.«
    »Falls der Blutdämon darin schläft, müssen wir ihn vernichten«, widersprach Rabensang. »Vielleicht hören die Morde dann auf, und selbst wenn nicht, haben wir eine mögliche Gefahr ausgeschaltet.«
    »Und wie wollt Ihr ihn töten? Wisst Ihr überhaupt, mit was wir es hier zu tun haben? Sollten wir einen Dämon wecken, könnten wir noch viel größeres Unheil über Dornfelde bringen.« Icherios hoffte, dass man ihm seine Angst nicht anmerkte.
    »Habt Ihr einen besseren Vorschlag? Wir haben immerhin eine Chance.« Rabensang blickte jeden Einzelnen von ihnen entschlossenen an.
    Kolchin nickte. Er war nicht glücklich mit dem Vorhaben, aber Rabensangs Worte klangen einleuchtend. Mutig zog er einen Pflock aus seiner Tasche. Sohon schnaubte abfällig.
    »Ich wollte nur vorbereitet sein«, verteidigte sich der Flurhüter.
    Icherios fühlte sich lächerlich hilflos. Er hatte nicht daran gedacht, eine Waffe mitzubringen.
    »Na also.« Rabensang trat an den Sarkophag. Der Deckel war zu schwer, selbst für einen Werwolf, doch gemeinsam mit Sohon gelang es ihnen, den Sarg zu öffnen. Polternd fiel der Sargdeckel zu Boden. Es hallte laut in den Katakomben. Kolchin sprang in letzter Sekunde zur Seite, ansonsten hätte er seine Neugier mit zerschmetterten Füßen bezahlt.
    »Das war nicht so gedacht«, murmelte Rabensang, als der steinerne Deckel in mehrere Teile zersprang. Dann fesselte der Anblick der Kreatur, die in dem Sarg lag, seine Aufmerksamkeit.
    Auf gewisse Weise erinnerte Icherios das Wesen an eine Mumie, doch war der Körper nicht in Leinentücher eingeschlagen, sondern dicht von einem spinnenwebartigen Gewebe eingehüllt. Um den Kopf herum sah man die faserige Struktur. Die Haare waren bis auf einen Halbkranz

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