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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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wußte auch nicht, ob sie irgendwie mit seinem Tod zu tun hatte. Ein rascher Blick auf die Leiche gab ihr keinen Hinweis auf die Todesursache; Ted wies keine sichtbaren Male auf und blutete auch nicht; er wirkte zwar bleich und aufgeschwemmt, doch damit war sein Sterben nicht erklärt. Sie war bewußtlos gewesen, wahrscheinlich sehr lange; wer weiß, was sie vielleicht im Schlaf getan hatte? Sie befand sich in einem fremden Land, in dem sie buchstäblich keine Rechte hatte, die sie schützten, einem Land, in dem man Situationen wie die, in der sie war, fast immer sofort ahndete. Ganz plötzlich wurde ihr der Ernst ihrer Lage klar, und sie geriet in Panik; sie hatte keine anderen Gedanken, als das Hotelzimmer zu verlassen und sich von dem schrecklichen Ding zu entfernen, das auf ihrem Fußboden lag. Sie rannte zur Tür hinaus und hörte sie hinter sich zufallen, während sie zu Janies naher Tür lief. Sie klopfte, so laut sie das in ihrem schwachen Zustand vermochte; niemand reagierte, also versuchte sie es noch einmal. Diesmal brachte sie trotz aller Schwäche ein lauteres Geräusch zustande, doch wieder antwortete niemand.
    Sie wandte sich wieder ihrer eigenen Suite zu, doch dann fiel ihr ein, daß sie keinen Schlüssel hatte. In der Hoffnung, daß die Tür nicht verschlossen war, drehte sie den Knopf, aber die Tür öffnete sich nicht. Sie rüttelte daran, aber ohne Erfolg. Janie, wo sind Sie? schrie sie innerlich. Sie drehte sich um, lehnte sich gegen die Tür und begann vor Frustration zu weinen.
    Plötzlich fiel ihr Blick auf den Spiegel, der an der Wand gegenüber ihrer Tür hing. Erschrocken über ihr Spiegelbild wich sie zurück.
    Ihr Haar war eine verfilzte Masse. Ihr Gesicht bestand aus gelben Schwellungen, der Hals darunter war mit dunklen, blauschwarzen Flecken bedeckt.
    Während sie noch ihr schreckliches Spiegelbild betrachtete, läutete die Glocke des Aufzugs und verkündete, daß er gleich den sechsten Stock erreichen würde. Sie wußte, daß sie sich in diesem Zustand nicht sehen lassen durfte. Sie rannte dem Schild AUSGANG am Ende des Flurs zu und kämpfte mit der Tür, zerrte hektisch daran; sie schien eine Tonne zu wiegen. Gerade als sie krachend durch die Tür zur Feuertreppe stürmte, öffnete sich die Aufzugtür; Caroline zog die Treppentür hinter sich zu und taumelte die Treppe hinunter.
    Langsam ging Janie den gleichen langen Korridor hinunter, durch den sie vorher zu den Zellen gelangt waren. Unter dem großen Plastikanzug, der ihren Körper einhüllte wie ein riesiges Kondom, war sie nackt, und das kalte Plastikmaterial scheuerte auf der Haut und ließ sie bei jedem Schritt erschauern. Sie trug Papierslipper, von denen sie wußte, daß sie später entsorgt werden würden; die gleiche Art hatte sie immer getragen, wenn sie in den Operationssaal ging, vor einer Million Jahren, als sie ein glückliches Leben als Chirurgin führte. Sie stellte sich vor, wie sie mit der Hüfte die Schwingtür aufstieß, wie dahinter Schwestern mit Gummihandschuhen ihre frisch geschrubbten Hände erwarteten, wie die Lautsprecheranlage Mozart spielte und eine Heilung unmittelbar bevorstand ...
    Statt dessen glitten zwei schwere Metalltüren automatisch auseinander, verschwanden mit einem zischenden Geräusch in den Wänden und schlossen sich wieder, nachdem sie und ihr Gefolge hindurchgegangen waren. Zwei Biocops folgten ihr mit gezogenen Waffen, bereit, sie aus diesem Leben zu reißen, so unglücklich es auch sein mochte, falls sie sich falsch benahm. Daß sie sich in wenigen Augenblicken einem erzwungenen Bodyprinting würde unterziehen müssen, war eine entsetzliche Vorstellung; in den Vereinigten Staaten wurde das wegen der Gesetze zum Schutz der Intimsphäre selten gemacht, obwohl der Kongreß diese Gesetze nach jedem neuen Ausbruch immer weiter auslegte. Trotzdem hatten nur sehr wenige Menschen die unwürdige Prozedur über sich ergehen lassen müssen, und sie wünschte von ganzem Herzen, sie hätte die Zeit zurückdrehen und ihr entkommen können.
    Einer der Biocops sagte: »Hier nach links abbiegen.« Sie gehorchte, obwohl ihr überhaupt nicht danach zumute war. Sie hätte nichts lieber getan, als sich umzudrehen und wegzulaufen, zu irgendeiner üppigen idyllischen Wiese, wo Vögel zwitscherten und Pollenflug sie niesen machte. Die gefilterte, sterile Luft in dieser Einrichtung hatte nichts von der duftenden Erdhaftigkeit, die sie gern einatmete; sie war trocken und irritierend rein, sie hatte kein Leben

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