Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
der Tat sehr langsam mahlten. Aber er äußerte seine Zweifel nicht, sondern versuchte statt dessen, Caroline in ein Gespräch über das kontaminierte Stück Stoff zu verwickeln. »Sie hatten also ein bißchen Zeit, mit diesem Ding zu arbeiten, das Sie in einer der Röhren gefunden haben - diesem Stoff? Ein ziemlich interessanter Fund; sicher waren Sie recht neugierig, ihn zu untersuchen.«
Caroline setzte zu einer Antwort an: »Nein, heute hatte ich keine Zeit, ich hatte zuviel zu tun, und wir wollen ohnehin .« Ein fast gewaltsamer Hustenanfall unterbrach sie mitten im Satz. Sie stand von ihrem Stuhl auf, beugte sich vor, noch immer hustend, und legte die Hände auf die Knie, um leichter atmen zu können.
Beunruhigt trat Ted näher. Er legte ihr tröstend die Hand auf den Rücken und rieb ihn mit einer sanft kreisenden Bewegung, was sie zu beruhigen schien. Nach ein paar Augenblicken richtete sie sich wieder auf und hustete nur noch leicht.
Als sie wieder sprechen konnte, lachte sie ein wenig und sagte: »Entschuldigen Sie. Das war wirklich ziemlich unfein. Ich glaube, ich gehe am besten jetzt gleich ins Hotel zurück.«
Nein! dachte er verzweifelt. Nicht, ehe du mir gesagt hast, wo du dieses verdammte Stück Stoff hingetan hast! Er suchte nach einer Möglichkeit, sie zurückzuhalten, aber sein Gehirn fühlte sich an wie Tapiokapudding, dick und trübe und mit großen Klumpen irgendeiner geleeartigen Substanz, die darin herumschwammen. Denk nach, Ted! schalt er sich selbst. Und endlich, nach einer Phase qualvoller Leere, verging seine Benommenheit, und er kam auf die Idee, ihr Hilfe anzubieten. Er war zutiefst erleichtert, endlich etwas Sinnvolles gefunden zu haben.
Er setzte sein mitfühlendstes Gesicht auf. »Kann ich irgend etwas für Sie tun?« fragte er mit besorgt gerunzelter Stirn. »Vielleicht brauchen Sie etwas. Vor allem, solange Ihre Freundin nicht zurück ist. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
Caroline setzte sich wieder, hustete noch ein paarmal und begann, ihre Katalogisierungen einzupacken. »Wenn es schlimmer wird, könnte es sein, daß ich Ihre Hilfe brauche. Das Gesundheitssystem hier ist so verwirrend, und ich möchte die Sache nicht komplizierter machen als nötig, wenn ich versuche, auf dem üblichen Weg Hilfe zu bekommen. Wenn ich festgenommen werde, haben wir alle möglichen Schwierigkeiten, und Janie hat eine morbide Angst vor dem Bodyprinting. Sie ist entschlossen, in die Staaten zurückzukehren, bevor man es von ihr verlangt.«
Was das Bodyprinting betraf, war er anderer Meinung; er und Bruce waren maßgeblich an der Vervollkommnung der Technik beteiligt gewesen. Er hätte zwar bereitwillig zugegeben, daß die Erfahrung eines Bodyprinting von keinem normalen Menschen als »angenehm« bezeichnet werden würde, aber nur wenige fanden es nicht faszinierend. Trotzdem stimmte er mit Caroline überein, was die potentiellen Schwierigkeiten für die Reise betraf. »Verständlich. Das könnte ziemlich problematisch sein.«
Caroline sprach weiter. »Wenn Janie hier wäre, würde sie sich um mich kümmern, aber sie ist nicht hier, und ich weiß nicht, wann sie wiederkommt. Könnten Sie mir den Namen eines richtigen Arztes sagen, falls ich einen brauche? Jemand, der mich nicht reinlegen wird? Ich meine, ich glaube, es ist bloß eine Erkältung, aber sie hat sich anscheinend schrecklich schnell entwickelt.«
Es gab jede Menge mit dem Institut verbundener Ärzte, die gern diskret geholfen hätten, selbst wenn das technisch gegen das Gesetz verstieß, und Ted hatte mühelos Zugang zu ihren privaten Telefonnummern. Aber er zögerte, Caroline an jemand anderen zu verweisen. Selbst in seinem benommenen, verwirrten Zustand wußte Ted, daß er es sich nicht leisten konnte, sie frei herumlaufen zu lassen, solange er diesen Stoff nicht in der Hand hatte, das Potential an Katastrophen war einfach zu groß. Er nahm einen Stift aus der Brusttasche seines Kittels und einen Notizblock aus der Seitentasche und schrieb eine Reihe von Zahlen auf.
»Das ist meine Privatnummer«, sagte er und gab Caroline den Zettel. Da er sie nicht merken lassen wollte, daß er keine Pläne hatte, fügte er hinzu: »Ich habe verschiedenes zu erledigen und bin immer mal wieder unterwegs, aber wenn Sie Hilfe brauchen, rufen Sie an und hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich denke, ich kann dann einen Arzt auftreiben, der Sie sofort behandelt.«
Sie nahm den Zettel und lächelte erleichtert. »Danke«, sagte sie. Sie sah wirklich
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