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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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wollte. Schließlich setzte ich mich auf das burgunderfarbene Samtsofa und blätterte in einem Buch, um mich abzulenken, während die Stunden quälend langsam verstrichen.
    Gerade als meine Geduld erschöpft schien, klopfte es erneut an der Tür und London trat ein. Er entließ den jungen Wachmann, der sich vor mir verbeugte und sich eilig davonmachte, denn London schien nicht gerade bester Laune zu sein.
    »Wer ist sie?«, rief ich, während ich aufsprang und das Buch achtlos auf die Polster warf.
    »Ich vermute, du meinst die Frau im Garten«, sagte London und lehnte sich neben der Tür an die Wand. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, sein Blick auf das Muster des Teppichs gerichtet, der einen Großteil des Fußbodens bedeckte. Entweder war er ganz in Gedanken oder er wollte meine Neugier nicht weiter anstacheln.
    »Du hattest mich doch gefragt, ob ich nicht wüsste, wer in meinen ›geliebten Garten‹ eingedrungen wäre. Das waren doch deine Worte, oder? Jetzt möchte ich es wissen.«
    London zuckte zusammen, als er meinen ungehaltenen Ton vernahm. »Es tut mir leid, dass ich so mit dir gesprochen habe.« Er hob die Augen und sah mich mit aufrichtiger Miene an. Mein Ärger verflog augenblicklich.
    »Du hast den Umständen angemessen reagiert«, sagte ich und trat näher auf ihn zu. »Das kann dir niemand vorwerfen. Aber würdest du mir jetzt bitte sagen, wer sie ist?«
    »Ihr Name lautet Nantilam«, antwortete er und fuhr mit der Hand durch die Luft, als wollte er eine lästige Fliege verscheuchen.
    Ich runzelte konzentriert die Stirn. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor.
    »Wer?«, fragte ich noch mal, weil mir keinerlei Einzelheiten dazu in den Sinn kamen.
    »Nantilam. Ich bin mir sicher, dass du schon von ihr gehört hast. Sie ist …« London verstummte und schüttelte finster den Kopf. »Ich habe schon zuviel gesagt.«
    Er stieß sich von der Wand ab und ging zum Kamin, um Holz nachzulegen.
    »London«, bettelte ich und folgte ihm ein paar Schritte. »Wenn du dich sorgst, dass du den Zorn meines Vaters auf dich ziehen könntest, dann verspreche ich dir, dass er kein Wort von dem erfahren wird, was du mir erzählst. Mir ist durchaus klar, dass er solche Angelegenheiten als unpassend für die Ohren einer Frau erachtet, und du wärst wohl nicht der Einzige, der deshalb Ärger bekäme. Also, wer ist sie?«
    London musterte mich einen Moment lang, bevor er nachgab. »Nantilam ist die Hohepriesterin von Cokyri. Man könnte sie als Königin bezeichnen, nur dass sie mit dem Herrscher nicht ehelich verbunden ist. Die beiden sind Geschwister.«
    »Und was genau ist ihre Funktion?«
    Er seufzte über meine Unkenntnis der Verhältnisse in Cokyri.
    »Frauen gelten dort mehr als Männer, und seit jeher haben Frauen das Reich geführt. Aus Gründen, an die sich heute niemand mehr erinnert, herrschen heute aber die Hohepriesterin und ihr Bruder, der Overlord, über Cokyri. Er zeigt sich selten, ist sehr gefürchtet und hat den Auftrag, die Hohepriesterin und sein Volk zu beschützen und zu verteidigen. In allen anderen Angelegenheiten regiert Nantilam.«
    »Und warum fürchten die Menschen den Overlord?«, bohrte ich neugierig weiter.
    »Er gilt nicht als Mensch, so wie unser König. Er ist ein schrecklicher, bösartiger Kriegsherr, um den sich seitJahrzehnten Mythen und Legenden ranken. Es heißt, er habe die Fähigkeit, schwarze Magie anzuwenden, böse Mächte mit seiner verdorbenen Seele anzurufen. Mit einem Wink seiner Hand soll er töten oder noch Schlimmeres vollbringen können. Und diese Geschichten verbreiten nicht nur Cokyrier, auch Hytanier beschwören sie – Soldaten, die ihm auf dem Schlachtfeld begegneten und danach nie mehr so waren wie zuvor. Es sind ja nur wenige überhaupt zurückgekehrt.«
    »Hast du ihn je gesehen?«, fragte ich mit zitternder Stimme.
    Ich wusste wenig über Londons Vergangenheit, außer dass er im Krieg gekämpft hatte – schließlich war er hytanischer Soldat, bevor er Mitglied der königlichen Elitegarde wurde. Nie hatte ich ihn nach seinem Leben gefragt, und er hatte von sich aus keinerlei Informationen preisgegeben.
    London wandte sich wieder dem prasselnden Feuer zu und ließ viel Zeit verstreichen, ehe er antwortete.
    »Das habe ich«, sagte er schließlich.
    Ich konnte meine Neugier nicht im Zaum halten und bohrte weiter. »Und wie war er?«
    »Wir sprachen doch gerade über Nantilam«, sagte London streng, den Blick wieder auf mich gerichtet, sodass ich nicht wagte

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